McLaren: Mit unserem Flügel verschwenden andere Teams nur Zeit
Warum sich McLaren-Teamchef Andrea Stella über die große Aufmerksamkeit für den Heckflügel am MCL38 freut und wie McLaren diese Situation für sich nutzt
(Motorsport-Total.com) - Der Heckflügel am McLaren MCL38 von Lando Norris und Oscar Piastri ist seit dem Aserbaidschan-Grand-Prix 2024 in Baku das Gesprächsthema Nummer eins im Formel-1-Fahrerlager. McLaren-Teamchef Andrea Stella ist das nicht unrecht. Er findet es ausdrücklich "gut, dass unserem Flügel so viel Aufmerksamkeit zuteilwird".
Und das begründet Stella so: "Das bedeutet, unsere Gegner konzentrieren sich nicht auf sich selbst. Und in der Formel 1 geht es um Kleinigkeiten, so kompliziert ist dieser Sport."
"Wenn ich also sehe, wie sehr sich die anderen Teams mit unserem Flügel beschäftigen, dann heißt das: Sie investieren Zeit, sie analysieren, sie tauschen sich aus mit der FIA. Du hast aber nur begrenzt Zeit und Energie. Diese Zeit und diese Energie brauchen sie damit auf, einer falschen Fährte nachzulaufen."
McLaren wiederum könne weiter sein Ding machen und sich auf sich selbst konzentrieren. In dem Wissen, "vollkommen legal" zu sein mit seinem Heckflügel, das betont Stella. Alles Weitere ficht ihn nicht an: "Wenn andere destruktiv sein wollen, nur weiter so. Denn das ist gut für uns."
Was nicht bedeute, dass nicht auch McLaren Ausschau hält nach potenziell interessanten technischen Lösungen, die andere Teams an ihren Autos verbaut haben. "Aber wir wollen einfach das maximieren, was wir haben, ohne solche Geschichten in die Welt zu setzen, die dann nur zu einer Ablenkung werden für unser Team", erklärt der McLaren-Teamchef.
Deshalb habe sein Rennstall auch den Dialog mit dem Automobil-Weltverband (FIA) gesucht und schließlich entschieden, den Baku-Heckflügel in dieser Form nicht mehr zu verwenden. Gleichzeitig hat der Weltverband McLaren angewiesen, Änderungen am Flügeldesign umzusetzen, obwohl die Legalität der Konstruktion nicht beanstandet wurde.
Stella plädiert für transparenten Austausch mit der FIA
Stella betont hierbei die Transparenz seines Teams und dass etwaige Umbauten "ohne große Auswirkung auf die Leistung" erfolgen könnten. Mehr noch: Er habe den Austausch mit der FIA dazu genutzt, "darauf hinzuweisen, mal ein paar andere Leute unter die Lupe zu nehmen". Soll heißen: "Dass sich die FIA mit anderen Teams unterhält und sicherstellt, dass diese Teams ihre eigenen Probleme lösen."
Fotostrecke: Die hässlichsten Ideen der Formel-1-Historie
Bereits in den 60er-Jahren experimentiert unter anderem McLaren wild mit zusätzlichen Flügeln herum. Der M7C ist in dieser Konfiguration - hier 1969 in Monaco - nicht nur mit einem überdimensionierten Heckflügel ausgerüstet, sondern auch mit einem zweiten etwas kleineren an der Front. Immerhin hebt das Auto nicht ab ... Fotostrecke
Denn auch die Konkurrenz von McLaren habe interessante technische Konstruktionen gebaut. "Die mögen weniger sichtbar sein, aber sie existieren definitiv. Doch ich will da nicht ins Detail gehen. Sonst würde ich vertrauliche Informationen preisgeben", sagt Stella.
Jetzt müsse der Weltverband alles Weitere bestreiten. "Und wir vertrauen der FIA", meint der McLaren-Teamchef. "Dort versteht man, was vor sich geht. Wir sind damit in guten Händen. Und wir sollten der FIA und ihrer technischen Abteilung etwas mehr Respekt entgegenbringen, weil diese Leute wirklich sehr gute Arbeit leisten. Dafür sollte man sie auch mal loben, denn das kommt oft zu kurz."
Er selbst bereue den Austausch mit dem Weltverband in keinem Fall: "Du kannst immer etwas daraus lernen und das für deine Motorsport-Philosophie nutzen. In dieser Philosophie sollte sogar Platz sein für solche Dinge, es sei denn, du willst jegliche Kreativität und dergleichen ausschließen. Wir jedenfalls wollen nicht unnötigerweise einen großen Aufschlag machen, ohne dass das eine echte Grundlage hat."