Warum Daniel Ricciardo 2025 nicht noch einmal Ersatzfahrer sein will
Es klingt sehr danach, dass Daniel Ricciardo mit der Formel 1 bereits abgeschlossen hat - Was für ihn dieses Mal anders als nach seinem McLaren-Aus Ende 2022 ist
(Motorsport-Total.com) - Auch wenn es noch nicht offiziell ist, hat Daniel Ricciardo in Singapur mit großer Wahrscheinlichkeit sein letztes Formel-1-Rennen bestritten. Und sollte es tatsächlich das Ende seiner Karriere gewesen sein, dann hätte der Australier selbst auch kein Problem damit.
"Manchmal muss man das große Ganze sehen", erklärt der 35-Jährige und erinnert: "Ich habe immer gesagt: 'Ich will nicht nur ein Typ sein, der hier in der Startaufstellung steht und ab und zu um einen Punkt kämpft.'" Doch genau das sei 2024 das Szenario gewesen.
"In diesem Jahr wollte ich versuchen, gut genug zu sein, um wieder bei Red Bull zu fahren und wieder um Siege zu kämpfen und zu sehen, ob ich es noch drauf habe", erinnert er. Doch der Plan, sich durch gute Leistungen wieder für das Cockpit neben Max Verstappen zu empfehlen, ging nicht auf.
In der Weltmeisterschaft sammelte Racing-Bulls-Teamkollege Yuki Tsunoda (22 Punkte) fast doppelt so viele Zähler wie Ricciardo (12), und auch dem Australier selbst ist klar, dass Red Bull so keinen Grund hat, ihn noch einmal ins A-Team zurückzuholen.
"Und dann stellt sich die Frage: Um was kämpfe ich hier sonst noch? Was erfüllt mich sonst noch? Ich bin selbst ein junger Fahrer gewesen, und es kommt der Punkt, an dem ich nicht nur Platz wegnehmen möchte", so der achtmalige Grand-Prix-Sieger.
Zehnte Plätze geben keine Befriedigung mehr
Natürlich müsse man in der Formel 1 auch manchmal egoistisch sein, so Ricciardo, aber ohne realistische Aussicht auf ein Red-Bull-Comeback habe er kein klares Ziel mehr gehabt. Und aus diesem Grund habe er auch seinen "Frieden" mit der Situation geschlossen.
"Wenn man das Gefühl des Gewinnens erlebt hat, kann man nicht ewig um zehnte Plätze kämpfen", erklärt er bei Sky und betont: "Es war ein Traum, in die Formel 1 zu kommen, ganz zu schweigen davon, dass ich über ein Jahrzehnt hier sein und um Siege kämpfen konnte."
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Am 1. Juli 1989 wird Daniel Joseph Ricciardo in Perth, Australien, geboren. Damals ahnte seine Familie noch nicht, welch großen Traum sich der Sonnyboy wenige Jahre später in Europa verwirklichen sollte: Formel-1-Fahrer. Wir blicken zurück auf seine Anfänge und seine bisherige Laufbahn! Fotostrecke
"Ich bin stolz auf meine Karriere", stellt er daher klar und erklärt: "Natürlich habe ich versucht, Weltmeister zu werden. Ich habe versucht, der Beste in einer Sache auf der Welt zu werden. Ich denke, das ist eine große Aufgabe, die wir von uns selbst verlangen, und offensichtlich schaffen es einige, andere nicht."
Er wolle daher nicht zu selbstkritisch sein und betont: "Ich bin zufrieden mit der Leistung, die ich erbracht habe, und es gibt keine Traurigkeit oder ein Gefühl des Bedauerns oder was hätte sein können. Ich denke, ich habe mein Bestes gegeben."
Einen weiteren Anlauf, seine Karriere noch einmal ins Rollen zu bringen, wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Denn während er sich nach seinem Aus bei McLaren Ende 2022 zunächst als Red-Bull-Ersatzfahrer über Wasser hielt, schließt er so ein Szenario für 2025 aus.
Ricciardo will Karriere "nicht neu starten"
"Nein", stellt er klar und erklärt, 2023 habe die Ersatzrolle für ihn "eine Menge Sinn ergeben", weil er so einen Fuß in der Tür behalten habe. Doch nachdem sein Plan, über die Racing Bulls zu Red Bull zurückzukehren, scheiterte, sieht er keinen Grund dafür, noch einmal als Ersatzfahrer anzuheuern.
"Ich werde meine Karriere nicht neu starten", stellt er klar und erinnert: "Ich bin 35 Jahre alt und habe immer noch das Tempo gezeigt, das ich über die Jahre hatte. Aber es ist offensichtlich, dass es für mich schwieriger war, es jedes Wochenende zu zeigen."
"Vielleicht hat das auch etwas mit dem Alter zu tun. Ich denke, dass es mir mit 25 definitiv leichter fiel als mit 35. Aber vielleicht nimmt auch einfach der Wettbewerb zu", so Ricciardo, der erklärt, dass die jungen Fahrer heute dank Simulator und Co. sehr gut vorbereitet in die Formel 1 kämen.
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Zudem sei es ihm wichtig gewesen, den Sport mit "guten Erinnerungen" zu verlassen. Er habe nicht in eine Situation kommen wollen, in der er bei jedem Rennen in Q1 ausscheidet. "Das macht natürlich keinen Spaß", erklärt der Australier.
Doch wie geht es nun weiter? "Ich weiß es nicht", gesteht Ricciardo, der sich, sofern Singapur erwartungsgemäß sein letztes Rennen für die die Racing Bulls gewesen sein sollte, anschließend erst einmal Zeit lassen will, um darüber nachzudenken, was als nächsten kommt.
Er sei auf jeden Fall "dankbar" für seine Karriere, stellt Ricciardo klar. Es klingt alles sehr danach, dass er nie wieder an einem Grand Prix teilnehmen wird.