Vasseur: McLaren-Flügelverbot ist nicht grau, sondern "schwarz und weiß"
Frederic Vasseur beäugt die Heckflügel-Thematik von McLaren argwöhnisch und sieht keinen Spielraum - Für einen Protest fehlten Ferrari aber Beweise
(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur hat sich in die Heckflügel-Debatte von McLaren eingeschaltet und betont, dass es in dieser Angelegenheit eigentlich keine Grauzonen gibt. Obwohl der Flügel des WM-Spitzenreiters legal sein soll, wurde McLaren trotzdem von der FIA gebeten, seinen Low-Downforce-Flügel anzupassen.
Doch während es rund um die Frontflügel laut Vasseur einige Freiräume gibt, weil die Regeln nur besagen, dass der Flügel nicht mit der Intention zum Verbiegen gebaut werden darf und man Intention laut Vasseur schlecht messen kann, ist der Fall beim Heckflügel für ihn klar.
"Beim Heckflügel ist das etwas komplett anderes, weil im Artikel steht, dass du eine maximale Verbiegung haben darfst. Und das ist schwarz oder weiß. Es ist nicht grau, nicht dunkelgrau und nicht hellgrau", stellt er klar.
Auf Aufnahmen ist zu sehen, wie sich das obere Heckflügelelement verbiegt und eine Art Mini-DRS entsteht.
Kann man McLaren etwas nachweisen?
Allerdings scheint es für die Teams nicht einfach zu sein, McLaren ein konkretes Fehlverhalten vorzuwerfen: "Es ist nicht einfach, Beweise zu haben", antwortet Vasseur auf die Frage, warum Ferrari keinen Protest eingelegt hat, wenn es doch schwarz oder weiß klar ist.
Selbst der technikaffine Williams-Teamchef James Vowles muss zugeben: "Ich habe verschiedene Aufnahmen gesehen, aber ich kann persönlich nicht einschätzen, was es macht oder nicht macht. Wir können uns nur darauf verlassen, dass die FIA ihre Checks auf korrekte Weise macht", sagt er.
"Wir müssen die Verantwortung an das Scrutineering der FIA geben", sagt auch Vasseur. "Das ist nicht mein Job und auch nicht der von James oder sonst wem. Sie müssen es machen und wir müssen ihnen vertrauen."
"Ich beschwere mich nicht", betont Vasseur, sagt aber gleichzeitig auch, dass das Thema "mehr als grenzwertig" ist. "Wir alle haben die Videos und Bilder gesehen."
Vasseur gibt zu: "Ein wenig frustriert"
Vor allem habe es McLaren in Monza geholfen, als die Plätze zwei bis sechs im Qualifying innerhalb einer Zehntel lagen, und es habe auch in Baku geholfen, als Charles Leclerc viele Runden lang Seite-an-Seite mit Oscar Piastri auf Kurve 1 zufuhr und den Kürzeren zog. "Man kann sich vorstellen, dass wir ein wenig frustriert sind", so der Teamchef.
Bitter aus seiner Sicht: Bei McLaren geht es dabei um den Low-Downforce-Flügel, der bei den kommenden Rennen eigentlich keine Rolle mehr spielt. "Ich bin nicht sicher, ob sie den gleichen Trick auch in Singapur anwenden könnten oder wollen", sagt er. Auf den entscheidenden Strecken kam McLaren hingegen damit durch.
Doch hat Ferrari nicht vielleicht selbst schon daran gedacht und ist vielleicht etwas zu wenig aggressiv gewesen? "Wir gehen bis an die Grenze daran, was wir legal halten", stellt Vasseur klar. "Ich kann das Team nicht bitten, diese Grenze zu überschreiten."
"Aber jetzt reagieren wir", betont er. "Sobald wir die Klarstellung der FIA haben, werden wir danach handeln, solange es für sie okay ist."