Bottas mit Eigenwerbung: "Fahre heute besser als in meiner Mercedes-Zeit"
Valtteri Bottas kämpft um das letzte freie Cockpit für 2025 bei Sauber: Aus den Problemen des Teams macht er keinen Hehl, glaubt aber dabei helfen zu können
(Motorsport-Total.com) - Leichte Wochenenden gibt es bei WM-Schlusslicht Sauber aktuell nicht, dessen ist sich Valtteri Bottas vor dem Auftritt der Formel 1 beim Nachtrennen in Singapur bewusst: "Aber bei so einem Grand Prix weißt du nie. Das kann auch die Gelegenheit sein", wittert Bottas bei einem chaotischen Rennverlauf eine Außenseiterchance auf die langersehnten ersten Punkte der Saison.
Ansonsten macht der Finne keinen Hehl daraus, dass sein Team dringend neue Teile brauche, um die rote Laterne irgendwie abgeben zu können. Die anstehende Herbstpause der Formel 1 vor Austin werde dem Rennstall dabei aber "definitiv helfen, weil wir viel mehr Zeit in der Fabrik haben", so Bottas: "Ich werde auch einige Zeit im Simulator verbringen, und in den Meetings für die Richtung in der Zukunft."
Letztere Aussage darf dabei getrost als Fingerzeig gewertet werden, dass Bottas sich in aussichtsreicher Position für eine Vertragsverlängerung mit dem künftigen Audi-Team befindet, wenngleich der Finne betont, dass es aktuell "noch nichts Neues" gibt:
"Wir sind schon eine Weile in Gesprächen, mit Mattia, seit er an Bord gekommen ist, und auch mit Alessandro (Alunni Bravi). Ich kann nicht wirklich viel teilen. Ich weiß vielleicht ein bisschen mehr als andere Leute, aber dieses Wochenende konzentrieren wir uns aufs Rennfahren", wiegelt Botas ab.
Dass der Sauber aktuell ein Auto sei, mit dem man nur schwer glänzen und sich für höhere Aufgaben, respektive eine Weiterbeschäftigung, empfehlen kann, das nimmt der Finne indes sportlich: "So ist der Sport nun mal. Es ist ja auch nicht erst diese Saison so." Bottas: "Wenn du am Ende des Feldes kämpfst, ist es natürlich weniger sichtbar, was für Leistungen du ablieferst."
Natürlich sei das in seiner Situation nicht hilfreich, "aber es gibt Leute im Fahrerlager, die wissen, wie die echte Performance aussieht, vor allem innerhalb des Teams". Er selbst ist jedenfalls überzeugt, dass seine Leistungen in den letzten Jahren auch im Hinterfeld der Formel 1 nicht nachgelassen haben, ganz im Gegenteil:
"Ich glaube, ja, besonders im Qualifying dieses Jahr, habe ich keine Anzeichen gespürt schlechter zu sein", sagt Bottas auf die Frage, ob er immer noch so gut fahre wie zu Zeiten als er für Mercedes Rennen gewann: "Wenn überhaupt wird man besser mit der Erfahrung. Du legst an Konstanz zu, an Selbstvertrauen. Man kann verschiedene Probleme auf verschiedene Arten lösen, sich besser an das Auto anpassen, je länger man im Sport dabei ist."
Bottas: Das sagen die Daten
Bottas stellt klar: "Ich habe das Gefühl, ich fahre heute besser als in meiner Mercedes-Zeit, aber offensichtlich ist das nicht sichtbar." Allein: Vergleicht man die aktuellen Leistungsdaten von Bottas, und die aus seiner erfolgreichsten Saison in der Formel 1, als er 2019 mit vier Siegen Vizeweltmeister wurde, kann man der Selbsteinschätzung des Finnen nur bedingt zustimmen.
Denn während Bottas gegenüber Silberpfeil-Teamkollege Lewis Hamilton damals im Schnitt im Qualifying um 0,12 Sekunden unterlegen war, und bei der Rennpace zirka um das Doppelte, so werfen anno 2024 vor allem die Leistungen am Sonntag Fragen auf.
Im Qualifying hat er seinen Teamkollegen Guanyu Zhou mit über sieben Zehnteln Vorsprung zwar mehr als deutlich im Griff. Im Renntrimm ist der Chinese aber durchschnittlich nur 0,09 Sekunden pro Runde langsamer. Wäre Zhou also hochgerechnet somit nur etwas mehr als drei Zehntel langsamer als Hamilton?
Teil der Wahrheit ist aber auch, dass beide Sauber-Piloten mit dem offensichtlich schwer beherrschbaren Auto kämpfen: "Für mich ist insgesamt die Effizienz nicht da, und auch die Gesamtperformance, wie wir an den Resultaten sehen können", erklärt Bottas die verschiedenen Probleme und ihre Folgen, wie veile Verbremser, Auswirkungen auf die allgemeine Fahrbarkeit, und insgesamt einfach eine zu hohe Sensibilität.
"Das Auto ist aber auch recht am Limit, ziemlich anfällig für Seitenwind, schiebt und rotiert, vor allem auf den Randsteinen und unebenem Untergrund, wie wir ihn hier haben", macht sich Bottas auf einen holprigen Ritt in Singapur gefasst. Immerhin sieht der Finne aber etwas Licht am Horizont: "Wir haben die Schwächen in den paar letzten Monaten verstanden, vor allem nach Zandvoort", sagt er, wohl wissend: "Natürlich versuchen mein Teamkollege und ich alles, aber man kann in diesem Sport die Dinge auch nicht über Nacht rumdrehen."
Lösungen bräuchten Zeit: "Du musst sie designen, du musst sie im Windkanal austesten, und dann sehen, ob es wirklich besser wird." Auch verfüge das Team aktuell noch nicht über die Kapazitäten der Top-Teams: "Aber ich denke, Mattia hat diese Schwierigkeiten sehr ernst genommen. Deswegen glaube ich, dass es da einen großen Unterschied geben wird in der Zukunft." In der Bottas nur zu gerne bei Audi unter Beweis stellen würde, was tatsächlich noch in ihm steckt.