Charles Leclerc gibt WM noch nicht ganz auf: "Brauche ein bisschen Glück"
Nach dem Sieg in Monza zählt Ferrari-Pilot Charles Leclerc zu den Topfavoriten in Aserbaidschan: Was den Monegassen zum Formel-1-Spezialisten von Baku macht
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Sieg beim Heimrennen in Monza hat Ferrari Lunte gerochen. Die Scuderia liegt im WM-Kampf nur noch 39 Punkte hinter Spitzenreiter Red Bull und auch in der Fahrerwertung kann sich Charles Leclerc Außenseiterchancen ausrechnen, wenn man bedenkt, dass mit Baku und Singapur zwei für Ferrari gute Strecken bevorstehen sollten, während Red Bull in der Hackordnung immer weiter zurückfällt.
86 Punkte fehlen Leclerc noch auf Max Verstappen, während der Monegasse am Mediendonnerstag in Aserbaidschan über seine Titelambitionen spricht: "Es gibt definitiv eine Chance", sagt er. "Ich denke aber, dass es realistisch betrachtet nicht nur einen Leistungssprung braucht, um die Fahrermeisterschaft zu gewinnen, sondern wahrscheinlich auch ein bisschen Glück."
Leclerc: Sollten uns den Konstrukteurstitel vornehmen
"In der Teamwertung ist noch alles offen, denn es geht um 40 Punkte, und mit zwei Fahrern in einem Team ist das machbar. Da haben wir also unsere Chancen, und das ist ein Ziel, das wir selbst anpeilen sollten. Aber bevor wir über einen Titel nachdenken, müssen wir unser Auto verbessern, um konstant mit den Jungs an der Spitze mitzuhalten und nicht nur in einem Rennen dabei zu sein."
"Ich glaube nämlich nicht, dass wir schon auf dem Niveau von McLaren und Red Bull sind. Ich denke, wie in Monza, als sie ihr Paket nicht optimierten, können wir hier sein und versuchen, zu gewinnen. Und das haben wir in Monza getan. Aber in Zukunft müssen wir noch einige Schritte nach vorne machen, um sie konstant herauszufordern."
Dennoch dürften noch mindestens drei der acht verbleidenden Strecken in der Formel-1-Saison 2024 den Stärken von Ferrari entgegenkommen. Dazu zählen Baku, Singapur und Las Vegas, wobei in Aserbaidschan noch ein spezieller Leclerc-Faktor hinzukommen könnte, denn der Baku City Circuit gilt als eine der Spezialstrecken des Monegassen.
Leclercs besondere Beziehung zu Baku
Schließlich stand er in den letzten drei Grands Prix am Kaspischen Meer auf der Poleposition und ist damit auch der einzige Fahrer, der mehr als einmal in Baku die Pole holte. Zudem hält er immer noch den Rundenrekord des Kurses mit einer 1:43,009 aus der Saison 2019. Und auch in der Formel 2 ließ er seine Pace im Kurvengeschlängel Aserbaidschans früh aufblitzen.
In der Formel-2-Saison 2017 holte er die Pole mit 0,568 Sekunden Vorsprung auf Platz zwei, gewann daraufhin das Hauptrennen inklusive einer schnellsten Rennrunde, die über sechs Zehntel schneller war als die schnellste Runde eines anderen Piloten. Am Tag später beendete er auch das Sprintrennen an Rang eins, wurde jedoch durch eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe auf Platz zwei zurückgeworfen. Und das, obwohl zu Beginn der gleichen Woche sein Vater Hervé Leclerc verstarb.
Warum Leclerc in Baku so schnell ist
Als Leclerc am Donnerstag gefragt wird, wie er seine historisch starken Leistungen in Aserbaidschan begründet, meint er: "Abgesehen von der Tatsache, dass es ein Stadtkurs ist und ich Stadtkurse sehr mag, denke ich, dass es einfach ein Element des Risikomanagements gibt, das auf normalen Rennstrecken weniger ausgeprägt ist."
"Da hat man etwas mehr Spielraum hat, um einen Fehler zu machen. Man kann ein Rad blockieren und es hat keine Konsequenzen. Auf einem Stadtkurs hat das Konsequenzen. Das Risiko liegt also viel mehr im Kopf des Fahrers, und das ist eine Herausforderung, die ich besonders mag und bei der ich in der Vergangenheit besonders schnell war."
"Das hat mich also auch manchmal Punkte gekostet. Aber gleichzeitig ist das auch meine Stärke auf diesen Strecken. Das ist also nichts, was ich ändern werde. Ich mag einfach den Rhythmus, aber das war's auch schon."
"Aber es ist eine meiner Lieblingsstrecken, ich liebe diese Strecke, und ich habe mich hier immer besonders wohl gefühlt. Normalerweise war ich also in der Vergangenheit ziemlich stark. Das hat aber keinen Einfluss auf die Art und Weise, wie ich mich auf dieses Rennen vorbereite. Ich bereite mich einfach so gut vor wie auf jedes andere Rennwochenende."
Gelingt 2024 dann auch der erste Formel-1-Sieg in Baku?
Fakt ist aber auch, dass Leclerc trotz all der guten Leistungen den Großen Preis von Aserbaidschan in der Formel 1 noch nie gewinnen konnte. Die langen Geraden, engen Kurven sowie die relativ hohen Kerbs dürften Ferrari an diesem Wochenende aber entgegenkommen. Der 26-Jährige will sich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
"Unser mechanisches Paket wird sehr ähnlich sein wie im bisherigen Saisonverlauf. Wir bringen keine Upgrades mit, also erwarte ich, dass unsere Performance bei langsamer Geschwindigkeit immer noch sehr gut ist und das sollte eine Stärke sein", erklärt er. "Ich denke also, dass es ein starkes Wochenende für uns werden sollte. Zumindest auf dem Papier sollte es ein positiveres Wochenende als andere werden, aber wir müssen das auf der Strecke noch bestätigen."