Bottas und Sauber/Audi: Hakt es nur noch an der Vertragslaufzeit?
Sauber würde gerne noch ein Jahr mit Formel-1-Pilot Valtteri Bottas weitermachen - Der Finne ist laut eigener Aussage aber nicht an einem Einjahresvertrag interessiert
(Motorsport-Total.com) - Nachdem Mercedes Andrea Kimi Antonelli am Monza-Wochenende als Nachfolger von Lewis Hamilton bestätigt hat, sind offiziell nur noch zwei Cockpits für die Formel-1-Saison 2025 frei: je ein Platz bei Sauber und den Racing Bulls.
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Valtteri Bottas würde auch in den kommenden Jahren gerne für Sauber/Audi fahren Zoom Download
Und während es sich bei den Racing Bulls zwischen Liam Lawson und Daniel Ricciardo entscheiden dürfte, sind laut unseren Kollegen der italienischen Ausgabe von Motorsport.com auch bei Sauber aktuell lediglich noch zwei Namen in der engeren Auswahl.
In der Favoritenrolle auf das zweite Cockpit neben Nico Hülkenberg befindet sich demnach Valtteri Bottas. Die Alternative zum Finnen heißt derweil Gabriel Bortoleto. Der Brasilianer ist McLaren-Junior und aktuell Gesamtzweiter in der Formel 2.
Bortoleto darf sich aber wohl nur dann Hoffnungen auf das Cockpit machen, wenn es zwischen Bottas und Sauber nicht zu einer Einigung kommen sollte. Knackpunkt bei den Gesprächen zwischen dem Schweizer Team und dem 35-Jährigen soll dabei die Vertragslaufzeit sein.
"Ich bin nur an einem mehrjährigen Vertrag interessiert", stellt Bottas selbst klar. "Denn wenn ich nur für ein Jahr unterschreibe, weiß ich, dass es auch im nächsten Jahr wahrscheinlich nicht einfach sein wird. Für meine Karriere ist das nicht sehr interessant."
Bottas sieht sich "in einer starken Position"
Oder anders gesagt: Bottas geht nicht davon aus, dass Sauber 2025 sehr viel besser als 2024 abschneiden wird. Für den Rennstall aus Hinwil, der aktuell ohne einen einzigen Punkt WM-Letzter ist, dürfte es eine weitere Übergangssaison werden, bevor man 2026 zum offiziellen Audi-Werksteam wird.
Dort möchte man Bottas aber wohl nur einen Einjahresvertrag anbieten, um für 2026 auf dem Fahrermarkt noch einmal Optionen zu haben. Denn Nico Hülkenberg hat bei Sauber beziehungsweise Audi bereits einen mehrjährigen Vertrag über 2025 hinaus unterschrieben.
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"Meine Priorität ist es, Teil von Audi zu sein. Seit der Ankündigung, dass die Marke in die Formel 1 kommt, habe ich immer mein Interesse an diesem Projekt gezeigt", so Bottas, der nach aktuellem Stand aber auch keine anderen Optionen mehr hat, in der Formel 1 zu bleiben.
Auch er selbst gesteht, dass seine Möglichkeiten "limitiert" seien. "Natürlich habe ich also darüber nachgedacht und mich gefragt: Was ist, wenn ich nicht in der Formel 1 bin? Aber ich denke, es ist noch zu früh, um darüber für die nächsten Jahre nachzudenken", so Bottas.
Heißt: Er hofft auf eine Einigung mit Sauber. Und dafür sieht er auch gute Chancen. "Ich habe die Erfahrung, und ich denke, das ist es, was das Team braucht", zeigt er sich selbstbewusst und erklärt: "Ich könnte mir vorstellen, dass ich in einer starken Position bin."
Seitenhieb von Bottas: "Ziemlich wenig Kommunikation"
"Aber natürlich hängt es von Mattia und Audi ab", so Bottas. Denn bei Audi wurden die Karten vor einigen Wochen noch einmal komplett neu gemischt. Die bisherige Doppelspitze aus Oliver Hoffmann und Andreas Seidl musste gehen, dafür wurde Mattia Binotto als neuer starker Mann für das Formel-1-Projekt installiert.
"Er kennt mich ein bisschen, und jetzt haben wir uns besser kennengelernt. Wir waren früher Konkurrenten, als ich bei Mercedes und er bei Ferrari war. Aber es scheint, dass er Respekt vor mir hat. Und ich habe Respekt vor ihm, was eine gute Ausgangsbasis für die Gespräche ist", betont Bottas.
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Der Finne schickt zudem einen kleinen Seitenhieb gegen die vorherige Spitze hinterher und erklärt: "In den vergangenen sechs Monaten hatte ich das Gefühl, dass ich nicht die oberste Priorität bin." Es habe zwischen ihm und den Verantwortlichen "ziemlich wenig Kommunikation" gegeben.
"Aber jetzt fühlt es sich ein bisschen anders an", so Bottas. "Jetzt gibt es eine klare Struktur an der Spitze", lobt der Finne, und das sei "positiv" für die Zukunft. "Mattia kommt von einem Team, das sehr erfolgreich war. Er weiß, was ein gutes Team wirklich braucht, und ich denke, das ist gut für die Zukunft dieses Teams", betont er.
"Ich möchte nichts Schlechtes über die vorherigen Verantwortlichen sagen, aber ich glaube, dass ein bisschen Umgestaltung und ein bisschen Veränderung auf lange Sicht wahrscheinlich gut ist", so Bottas, der laut eigener Aussage "vollstes Vertrauen" in Binotto hat.
Binotto am Monza-Wochenende erstmals vor Ort
"Er weiß, wie man ein Team führt. Und ich glaube, er hat in den letzten Wochen viel darüber gelernt, was das Team braucht", erklärt er. Der ehemalige Ferrari-Teamchef ist an diesem Wochenende in Monza erstmals persönlich in seiner neuen Funktion an der Rennstrecke, was laut Bottas ebenfalls "wichtig" ist.
"Ich denke, es ist gut, dass wir einen Leader haben, der hierher kommt", betont er. "Ich denke, was wir in diesem Team jetzt brauchen, ist ein klarer Anführer und dass er präsent ist. Das ist also sehr gut. Und es gibt mir auch die Möglichkeit, einen Kaffee mit ihm zu trinken", grinst Bottas.
Der Finne möchte seine Zukunft laut eigener Aussage nämlich gerne so schnell wie möglich klären, stellt aber auch klar: "Wir werden hier [am Wochenende] keinen Vertrag unterschreiben. Wir sind hier, um Rennen zu fahren." Man sei aber weiter in Gesprächen.
"Das Wichtigste", betont Bottas noch einmal, sei es für ihn, "Teil eines klaren Projekts zu sein und einen klaren Plan für die kommenden Jahre zu haben. Und das ist, glaube ich, in meinem Stadium der Karriere wichtig."
Die Frage lautet daher, ob sich Sauber beziehungsweise Audi auf einen Vertrag einlässt, der über das kommende Jahr hinausgeht?