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Sauber am Tiefpunkt: Warum war Zandvoort so schlecht?
Valtteri Bottas und Guanyu Zhou erklären die Gründe für Saubers miserables Formel-1-Wochenende in Zandvoort - Sind die letzten Updates ein Reinfall?
(Motorsport-Total.com) - Das Sauber-Formel-1-Team kommt auf keinen grünen Zweig mehr. Nach 15 Saisonrennen steht man weiterhin ohne Punkt im Jahr 2024 da, obwohl es zu Jahresanfang noch einige Chancen gab, die man aber aufgrund von schwachen Boxenstopps nicht nutzen konnte. Seit einigen Rennen ist der C44 aber so langsam, dass man nicht einmal mehr in Punktereichweite kommt.
Der Große Preis der Niederlande in Zandvoort stellt dabei wohl den Saisontiefpunkt dar. Lediglich die beiden Sauber-Piloten Valtteri Bottas und Guanyu Zhou wurden gleich zweimal überrundet, die Plätze 19 und 20 die logische Folge. Umgerechnet zwei Sekunden pro Runde fehlten auf die Spitze und drei Zehntel auf das nächstschnellere Auto.
"Ich denke, Zandvoort war wahrscheinlich der Tiefpunkt für uns", sagt Bottas, der diese Woche 35 Jahre alt geworden ist. "Ich glaube nicht, dass wir ein Rennen mit dieser Art von Leistung erlebt haben. Und wir hatten für das Rennen nicht wirklich etwas Neues. Wir wissen also, dass die Leistung besser sein kann."
Zhou: Zandvoort hat alle Schwächen aufgezeigt
Eigentlich hätte man vermuten können, dass die Strecke in Zandvoort dem Auto sogar liegen könnte. Normalerweise performt Sauber seit zwei Jahren auf den Kursen am besten, die viele mittelschnelle Kurven haben bei gleichzeitig eher kürzeren Geraden wie Ungarn, Katar oder eben Zandvoort. Die kalten Außentemperaturen sowie der starke Wind haben dem jedoch ein Strich durch die Rechnung gemacht.
"Es ist ziemlich streckenspezifisch und auch abhängig von den Bedingungen", so Bottas. "Deshalb bin ich für dieses Rennen [in Monza] etwas optimistischer. Aber es werden keine Wunder geschehen. Es wird immer noch kein einfaches Wochenende, aber ich denke, dass wir uns in einer besseren Position befinden sollten."
"Aber es geht um die Aerodynamik. Ich denke, Zandvoort hat die Probleme, die wir haben, deutlich gemacht. Wir reagieren zu empfindlich auf Seiten- und Rückenwind und solche Dinge. In Kurven mit Schräglage und bei Wind haben wir aus aerodynamischer Sicht ziemlich viel verloren."
Teamkollege Guanyu Zhou fügt hinzu: "Es hat einfach alle Grenzen aufgezeigt, die wir derzeit mit diesem Paket haben, vor allem in Bezug auf die Aerodynamik. Es reagiert sehr empfindlich auf den Wind und auf die Rauheit des Asphalts und ist auch beim Fahren ziemlich unberechenbar."
Updates vor Sommerpause kein Fortschritt?
Nachdem sich Sauber zu Saisonbeginn mit Updates bedeckt gehalten hatte, kamen vor der Sommerpause in Ungarn und Belgien große Veränderungen an das Auto. Wirklich besser geworden ist die Performance seitdem aber nicht, was dem Team Sorgen machen wird. Laut Bottas gibt es immer noch die gleichen Probleme wie vorher.
"Die ganze Saison über haben wir mit der Fahrhöhe, dem Rollen und dem Wind zu Kämpfen. Je glatter die Asphaltoberfläche, desto besser. Wenn wir das Auto mit dem optimalen Set-up fahren können, und hier [in Monza], wenn es glatter ist, dann ist das besser für uns. In den kommenden Rennen werden wir einige Upgrades haben, die uns dabei helfen werden. Wir wissen, in welche Richtung die Entwicklung gehen muss."
"Es wird aber keine Wunder geben. Im Moment brauchen wir Glück, um in die Punkte zu kommen. Von der Pace her reicht es nicht für die ersten Zehn, das ist momentan die Tatsache."
Weiterentwicklung von Boxenstoppproblemen gebremst?
Blickt man tiefer in die Daten, so sind die Schwächen des C44 klar ersichtlich. Laut den Daten unseres Technologiepartners PACETEQ hat kein Team hat im Saisonschnitt einen so hohen Reifenverschleiß wie Sauber. Zudem ist kein Team im Renntrimm langsamer auf den Geraden, wenn man DRS-Runden herausrechnet. Das spricht für einen zu hohen Luftwiderstand, bei gleichzeitig zu wenig Abtrieb in den Kurven.
Zwar hat das Schweizer Team viele Updates gebracht, die die Effizienz des Autos verbessern sollten, doch auch hier lässt sich keine nennenswerte Verbesserung erkennen. "Wir haben nicht genügend große Schritte gefunden", weiß auch Bottas. "Das liegt natürlich zum großen Teil an der Entwicklung in der Fabrik. Einige andere Teams haben größere Schritte gemacht."
"Ich denke, Alpine war ein gutes Beispiel. Zu Beginn des Jahres lagen wir vor ihnen, aber jetzt sind sie klar vorne. Wir haben einfach nicht genug Rundenzeit gefunden. Ich denke, das Basisauto, mit dem wir in die Saison gestartet sind, war nicht so weit weg. Aber von Anfang an bis jetzt haben wir einfach keine großen Schritte gemacht. Das ist letztendlich das größte Problem."
Dabei vermutet der Finne, dass sein Team zu beschäftigt mit der Lösung der Boxenstoppprobleme gewesen sein könnte, was zu Lasten der Weiterentwicklung ging: "Zu Beginn des Jahres wurden viele Ressourcen in die Verbesserung der Boxenstopps gesteckt. Und natürlich haben wir nicht so viele Leute wie die großen Teams. Wenn wir also Probleme haben, wird das immer einige Ressourcen des Teams in Anspruch nehmen. Aber die Boxenstopps in Zandvoort waren gut, das ist ein Pluspunkt."
Zhou realistisch: "Uns fehlt halbe Sekunde"
Die nächsten drei Rennen in Monza, Baku und Singapur werden mehr Aufschluss darüber geben, ob Sauber 2024 noch einmal zurückschlagen kann. Zwar ist auf allen drei Strecken die Asphaltoberfläche glatt, doch gerade in Monza und Baku wird der Topspeed entscheidend sein, wo Sauber zu kämpfen hat.
Zhou macht sich daher auch keine falschen Hoffnungen für den Rest des Jahres: "Es ist auch egal, was wir bei der Abstimmung versuchen, weil und fehlt im Grunde genommen etwa eine halbe Sekunde, und wir können vielleicht ein Zehntel finden, das war's. Ich glaube aber nicht, dass die Einstellung der Mannschaft schlecht ist, wir sind immer noch hoch motiviert, weil wir hier sein wollen, wir wollen zeigen, dass jeder sich verbessert, und das ist der Schlüssel."