Hülkenberg in Zandvoort mal wieder Elfter: "War eine schwere Geburt"
Nico Hülkenberg schrammt einmal mehr denkbar knapp an Punkten vorbei: Strategie von Haas in Zandvoort erweist sich als zu aggressiv - am Ende gehen die Reifen ein
(Motorsport-Total.com) - Von brotloser Kunst bis hin zur goldenen Ananas: Es gibt viele Begriffe, um den Platz zu bezeichnen, der 2024 zu so etwas wie dem Stammplatz wider Willen für Haas-Pilot Nico Hülkenberg geworden ist. Bereits zum sechsten Mal im 15. Rennen der Saison rast der Deutsche als Elfter am Sonntag in Zandvoort auf den unliebsamen ersten Platz außerhalb der Punkteränge.
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In Schwierigkeiten: Nico Hülkenberg hatte es mit dem Haas in Holland nicht leicht Zoom Download
Spät im Rennen muss er Aston Martins Fernando Alonso, und damit die Aussicht auf etwas Zählbares ziehen lassen. Dass Hülkenberg überhaupt erst in diese Position gekommen war, das hatte er am Sonntag allerdings auch Teamkollege Kevin Magnussen zu verdanken.
Der Däne, nach Motorenstrafe und Start aus der Boxengasse ohnehin nie mit realistischen Chancen auf Punkte, opferte nicht zum ersten Mal in diesem Jahr sein Rennen, und versuchte Hülkenberg taktisch ein bisschen Luft zu verschaffen, indem er die Konkurrenz aufhielt:
Das führte schließlich auch zur Szene des Rennens, als in Runde 40 nicht nur Williams-Pilot Alex Albon, sondern gleich noch drei weitere Autos auf der Start-Ziel-Geraden regelrecht über den Haas-Piloten herfielen. Albon war es indes auch, der Hülkenberg als Reaktion auf dessen Reifenwechsel selbst zu einem frühen Boxenstopp zwang - im Nachhinein strategisch "vielleicht etwas suboptimal", wie es der 37-Jährige selbst ausdrückt.
"Ich glaube, heute waren wir von der Strategie ein bisschen zu aggressiv, haben den ersten Stopp sehr, sehr früh gesetzt. Wie eigentlich auch schon ein bisschen in Spa und in Ungarn auch", erklärt Hülkenberg nach dem Rennen bei ServusTV: "Ich meine, es gibt jedes Mal Gründe, aber wir müssen das schon noch ein bisschen analysieren, weil es ist mittlerweile so ein kleiner Trend da, dass wir dann vorübergehend gut aussehen, aber es dann hintenheraus nicht halten können."
Zwar sei die Überlegung Albon und auch Yuki Tsunoda früh zu covern nachvollziehbar gewesen, "weil wir gedacht haben, die sind auch auf einer Einstopp", verrät Hülkenberg bei Sky. Das Problem war später jedoch: "Es stellt sich raus, die sind auf einer Zweistopp. Am Ende klar: War das zu aggressiv. Am Ende hatte ich einen sehr, sehr langen Stint auf den harten Reifen und sie sind mir natürlich eingegangen."
Hülkenberg moniert: "Bisschen was liegen gelassen"
Davon profitierten die Gegner: "Pierre (Gasly) und Fernando hatten deutlich frischere Reifen und da gab es leider kein Halten. Ich glaube, wir hätten es ein bisschen geschickter machen können, bessere balancierte Einstopp, und wir hätten uns heute, glaube ich, mit Punkten belohnen können nach einem sehr harten und schwierigen Wochenende."
Insgesamt sei schließlich nicht nur das Rennen, sondern das ganze Wochenende "eine schwere Geburt" gewesen, so Hülkenberg: "Es wollte einfach irgendwie nicht laufen. Die ganzen Trainings waren irgendwie alle Mist und da ging nichts zusammen. Quali und Rennen waren dann ordentlich", urteilt der Deutsche: "Ich habe das Beste daraus gemacht, bin gefahren, was geht."
Am Ende war das, mal wieder, knapp nicht genug. Dass es in naher Zukunft leichter wird für Haas mit der Jagd auf Punkte, kann sich Hülkenberg nur schwer vorstellen: "Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo die Chancen am besten sind. Monza und Baku sind natürlich beides Highspeed-Strecken mit richtig langen Geraden, wo Topspeed gefragt ist." Der Deutsche glaubt, der Kurs von Singapur könnte seinem Team danach ein Stück weit eher liegen.
An der Nordseeküste In Zandvoort habe sich das Auto jedenfalls "nach wie vor sehr schwierig angefühlt, sehr herausfordernd mit den windigen Bedingungen", so Hülkenberg. So gesehen sei das Resultat am Ende, trotz der Frustration über die ausgebliebene Belohnung "ein Trostpflaster". Hülkenberg: " Zumindest die beiden Sessions, die zählen, auf die es ankommt, die haben gepasst. Da waren wir zur Stelle."
Dass er Zandvoort schlussendlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlässt, daran lässt der zukünftige Audi-Pilot vor der Abreise trotzdem keinen Zweifel: "Man will natürlich immer alles durchoptimiert haben, und gefühlt haben wir heute ein bisschen was liegen gelassen. Die Luft ist dünn bei uns, und das ist natürlich immer ein bisschen ärgerlich, wenn man Potenzial verschenkt."