Updates Zandvoort: McLaren legt nach im großen Stil
Mit seinem erst zweiten großen Update-Paket in der Formel-1-Saison 2024 will McLaren an die jüngsten Erfolge anknüpfen, andere Teams haben nichts Neues dabei
(Motorsport-Total.com) - Das Entwicklungsrennen der Formel-1-Saison 2024 geht beim Niederlande-Grand-Prix in Zandvoort (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) in die nächste Runde, und McLaren legt nach im großen Stil: Erst zum zweiten Mal in diesem Jahr bringt das Team aus Woking in England ein größeres Update-Paket an den Start und will damit an seine bisher zwei Saisonsiege anknüpfen.
Dazu verwendet McLaren in Zandvoort modifizierte Aufhängungen vorne und hinten am MCL38 von Lando Norris und Oscar Piastri. Außerdem hat der Rennstall neue Bremsschächte an der Vorderachse dabei, veränderte Unterboden-Außenkanten sowie neue Heckflügel und Beam-Wings für viel Abtrieb.
Was sich McLaren von all diesen Neuerungen verspricht? Das erklärt Norris so: "Wir wollen schneller werden. Und mit mehr Grip wirst du schneller." Die meisten Veränderungen zielen jedoch auf eine Glättung des Luftstroms ab, und damit auf eine effizientere Aerodynamik am Auto.
Viel interessanter als die Einzelteile aber ist die Tatsache, dass McLaren überhaupt erst zum dritten Mal in diesem Jahr technische Updates einsetzt. "Eigentlich hatten wir seit Miami nichts mehr", meint Norris. (Zur Übersicht der Performance-Update aller Teams in der Saison 2024!)
Stimmt nicht ganz: In Spielberg ließ McLaren einen veränderten Frontflügel und eine neue Vorderrad-Aufhängung folgen. Das seien aber nur "ein paar Kleinigkeiten" gewesen, betont Norris, und "ohne echten Leistungszugewinn".
"Gut ist: Wir haben uns die Zeit genommen, ein gutes Verständnis aufzubauen. Andere Teams haben derweil Dinge ans Auto geschraubt, die nicht unbedingt funktioniert haben. Das wollten wir vermeiden und waren deshalb geduldig. In den vergangenen vier Rennen haben wir vielleicht den Preis dafür bezahlt, aber unterm Strich haben wir im Vergleich zu den Teams mit Updates trotzdem noch gute Rennen gehabt."
Das lag laut McLaren-Chefingenieur Rob Marshall aber auch daran, dass die Miami-Updates die Erwartungen "übertroffen" hatten. "Das kam durchaus überraschend", räumt er ein. "Hoffentlich ist auch das aktuelle Paket ein guter Fortschritt, aber es ist nicht so klar: Es gibt ein paar Dinge, bei denen wir nicht so sicher sind. Manches ist etwas riskanter."
Auf die Frage, was genau er damit meine, antwortet Marshall: "Das ist keine Frage, ob die Teile halten oder nicht. Es geht darum, ob sie die gewünschte Wirkung erzielen. Wir wollen unsere aerodynamische Effizienz verbessern und das Gefühl für die Fahrer optimieren. Üblicherweise hilft hier ein bisschen mehr Abtrieb."
Kaum Neues bei Red Bull, nichts bei Ferrari und Mercedes
Und das, wo WM-Spitzenreiter Red Bull seinen RB20 nur im Detail verändert: Das Fahrzeug von Max Verstappen und Sergio Perez bekommt in Zandvoort nur eine modifizierte Halo-Verkleidung und eine leicht veränderte Rückspiegel-Halterung, um die Anströmung der aerodynamischen Oberflächen im Heckbereich zu verbessern. Mehr nicht.
Die beiden weiteren Topteams Ferrari und Mercedes verzichten beim Niederlande-Grand-Prix komplett auf Updates, übrigens genau wie Aston Martin und Sauber. Ferrari hatte nach Schwierigkeiten mit den jüngsten Änderungen zuletzt auf größere Pakete verzichtet, Mercedes erst in Spa umfangreich umgebaut. Aston Martin hat dagegen erst zum zweiten Mal dieses Jahr zwei Rennen in Folge nichts dabei, Sauber dürfte noch von den Ungarn- und Belgien-Updates zehren.
Williams mit erstem großen Update seit Langem
Im breiten Formel-1-Mittelfeld sticht deshalb Williams mit einigen Neuerungen hervor. Alexander Albon spricht sogar vom "ersten echten Update in diesem Jahr", das vor allem eine Gewichtsersparnis bringen soll. Konkret: durch einen überarbeiteten Überrollbügel hinter dem Cockpit, aber auch durch leichtere Bauweise im Chassis und im Unterboden.
Dazu sagt Williams' Technikleiter Pat Fry: "Wir haben Gewicht eingespart, aber ich verrate nicht, wieviel. Wir sind aber trotzdem noch etwas übergewichtig, genau wie ich selbst." Er schmunzelt und fügt dann hinzu: "Es folgen im weiteren Saisonverlauf noch ein paar mehr Updates, mit denen wir hoffentlich auf das Mindestgewicht kommen."
Albon gibt sich aber schon jetzt ermutigt: "Weniger Gewicht hilft auf jeden Fall. Damit sollten wir etwas nach vorne gelangen." Denn aktuell steht Williams mit vier Punkten aus bisher 14 Grands Prix nur auf dem vorletzten Platz in der Formel-1-Konstrukteurswertung.
Hier sollen der modifizierte Unterboden, der veränderte Diffusor mit teilweise neuer Form sowie ein neuer Lufteinlass im Seitenkasten für die entscheidenden Impulse sorgen: Ab sofort fährt der FW46 von Albon und Logan Sargeant mit einem "Überbiss", denn die Oberkante im Seitenkasten-Lufteinlass ragt über die Unterkante hinaus. Das schafft eine bessere Aerodynamik und damit mehr Abtrieb nach zuletzt fünf Rennwochenenden ohne Performance-relevante Updates.
Neue Nasenkonstruktion bei Haas
Auch Haas legt nach: Eine neue Nasenkonstruktion samt neuem Frontflügel soll die Anströmung aller folgenden aerodynamischen Oberflächen verbessern. Oder wie es Simone Benelli als ein leitender Aerodynamiker bei Haas formuliert: "Im Prinzip geht es darum, den Lufteinlass im Seitenkasten und die Oberseite des Unterbodens besser in den Wind zu stellen. Das muss man mit dem Frontflügel kontrollieren."
Ergänzt wird das Zandvoort-Update von Haas durch einen veränderten oberen Querlenker an der Vorderachse sowie durch ein neuausgerichtetes Luftleitblech an der Vorderachse. Auch diese Maßnahmen dienen dazu, den Luftstrom hin zum Unterboden und zum Heck des Fahrzeugs zu glätten.
Nur minimale Anpassungen gibt es bei Alpine und Racing Bulls: Alpine hat eine teilweise neue Vorderrad-Aufhängung für den A524 dabei sowie eine überarbeitete Winglet-Anordnung an der Hinterachse. Bei Racing Bulls wurden ebenfalls an der Hinterachse die Bremsschächte sowie die Winglets überarbeitet. In beiden Fällen ist "mehr Abtrieb" der gewünschte Effekt.