• 16. August 2024 · 13:27 Uhr

Kann ein Formel-1-Team eine elfstellige Summe wert sein?

In den USA hat ein Football-Team die 10-Milliarden-Marke in Sachen Wert geknackt: Ist das auch in der Formel 1 bei Red Bull, Ferrari oder Mercedes möglich?

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 ist ein teurer, exklusiver und für Leute wie Mario Andretti - zumindest im Moment - auch ein illusorischer Club. Wer an Formel-1-Teams denkt, denkt an Geld - und warum auch nicht? Weltweite Anerkennung, erstklassige Sponsoren, Luxusmarken und die schnellsten Fahrer der Welt... das muss sich doch summieren.

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Ferrari und Red Bull gehören zu den wertvollsten Teams der Formel 1 Zoom Download

Doch sind all diese Vorzüge gleichbedeutend mit echtem Geld? Die Footballer der Dallas Cowboys haben gerade als erstes Team in der Geschichte die 10-Milliarden-Dollar-Grenze überschritten, und in der NFL gibt es mehrere Teams, die kurz davor stehen.

Zum Vergleich: Für 10,32 Milliarden Dollar könnte man Ferrari, Mercedes und Red Bull kaufen und hätte immer noch über zwei Milliarden auf dem Konto.

Die Tatsache, dass alle Formel-1-Teams unabhängig von ihrer Position in der Boxengasse Gewinne erwirtschaften, ist ein klares Zeichen dafür, dass es dem Sport gut geht. Die Zeiten, in denen die Hinterbänkler um Almosen betteln mussten, sind vorbei, und die Werte steigen und steigen.

Misserfolg? Egal!

Ein gutes Beispiel ist Williams. Das einst familiengeführte Team wurde 2020 an die US-Investmentfirma Dorilton Capital verkauft, nachdem es drei Saisons hintereinander den letzten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft belegt hatte.

Der Preis für den Deal betrug 200 Millionen Dollar, nach aktuellen Schätzungen ist Williams rund 725 Millionen Dollar wert - und das, obwohl sich die Leistungen auf der Rennstrecke kaum verbessert haben.


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Gute Ergebnisse sind jedoch kein Garant für die Wertsteigerung eines Teams, genauso wie sportlicher Erfolg keine Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg ist.

Die bereits erwähnten Dallas Cowboys haben seit 28 Jahren nicht mehr das NFC Championship Game - quasi das "Halbfinale" vor dem Super Bowl - erreicht, und als sie zuletzt den Super Bowl gewannen, hatte Michael Schumacher gerade seinen Fahrertitel mit Benetton verteidigt.

Maffei erwartet weitere Steigerung

Die durchschnittlichen Jahreseinnahmen eines Formel-1-Teams haben sich seit 2018 fast verdreifacht, und die wachsende Popularität des Sports hat auch zu einem Ansturm von Unternehmen und Konzernen geführt, die ihre Marken auf Autos und Overalls sehen wollen.

In einem Interview mit dem Podcast James Allen on F1 sagt Liberty-Media-Geschäftsführer Greg Maffei, dass er nicht erwarte, dass die Blase in naher Zukunft platzen werde.


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"Aston Martin hat kürzlich eine Kapitalerhöhung durchgeführt, die viel höher war als die Zahlen, die wir hier diskutieren", antwortet Maffei auf die Frage, ob er glaube, dass der Wert eines Formel-1-Teams eines Tages die 11-stellige Summe der Cowboys erreichen könnte.

"Wir haben gesehen, dass zumindest Dritte wie Sportico oder Forbes den Wert von Ferrari und Mercedes mit drei und vier Milliarden Dollar beziffern", sagt er. "Ich habe die Zahlen der Dallas Cowboys gesehen... aber wir sind stark gewachsen und ich erwarte, dass wir weiter wachsen werden."

Budgetgrenze mit wichtiger Rolle

Ein weiterer wichtiger Grund für den Profitabilitätsboom ist die Budgetgrenze. Der 2021 eingeführte Kostendeckel begrenzt den Betrag, den ein Team in einem Kalenderjahr für seine Autos ausgeben darf. Das bedeutet, dass jedes Team in der Startaufstellung insgesamt 135 Millionen Dollar ausgeben darf.

Diese Maßnahme wurde nicht nur eingeführt, um die Kostenspirale im Sport zu bremsen, sondern auch, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.


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Entscheidend ist, dass nicht nur die Kosten für die Motoren, sondern auch die Gehälter der Fahrer und der drei bestbezahlten Angestellten eines Teams von der Kostenbegrenzung ausgenommen sind.

Wie lassen sich diese Regeln also am besten nutzen? Es scheint, dass die verschiedenen Teams unterschiedliche Ansätze gewählt haben.

Eine Quelle erklärt gegenüber Autosport, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com, dass ein Teamchef die Budgetgrenze als Chance sehe, den Wert des Teams zu steigern, während ein anderer die Gehaltsschlupflöcher nutzen wolle, um ein Loch in das System zu reißen und die Besten der Besten zu holen - seien es Ingenieure, Designer oder Teamchefs -, um die Ergebnisse auf der Rennstrecke zu verbessern.

Franchise-System hilft allen Parteien

Während die Teams versuchen, sich auf der Rennstrecke gegenseitig zu schlagen, sind in einem Sport, der einem geschlossenen Ligasystem ähnelt, wie es in den meisten amerikanischen Sportarten zu finden ist, die Finanzen der einzelnen Teams in ein Gesamtpaket eingebunden - es liegt also im kollektiven Interesse aller Formel-1-Teams, wertvoll zu sein.

"Das System der geschlossenen Liga, wenn man so will, gilt in der Formel 1. Ein Team steigt am Ende des Jahres nicht ab, auch wenn es in einem Rennen keinen einzigen Punkt geholt hat", erklärt Christina Philippou, Professorin für Rechnungswesen und Sportfinanzierung an der Universität Portsmouth.


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"Das schützt den Wert, weil das Team nicht Gefahr läuft, Einnahmen, Übertragungsrechte und Sponsorengelder zu verlieren, wenn es in einer niedrigeren Kategorie antreten muss."

"Rivalität macht den Sport aus, aber wenn die gleichen Teams Jahr für Jahr gegeneinander antreten, ist es gut, neue Sponsoren, neue Köpfe und mehr Geld an Bord zu haben, wenn alle ihren Wert steigern."

"Das ist der Hauptgrund, warum die Budgetgrenze funktioniert hat; sie hat das Spielfeld geebnet, um sicherzustellen, dass die Teams auf den hinteren Plätzen kein gutes Geld zum Fenster hinauswerfen, um ihre Ergebnisse zu verbessern, während sie gleichzeitig nicht im Staub der vorderen Plätze zurückbleiben. Es ist im Grunde eine Schutzpolitik, von der alle Teams profitieren."

Kann ein Team zehn Milliarden wert sein?

Wenn, wie bereits erwähnt, der kombinierte Wert von Ferrari, Red Bull und Mercedes nicht mit dem der Dallas Cowboys vergleichbar ist, können die Formel-1-Teams dann, wie Maffei suggeriert, eines Tages solche berauschenden Höhen erreichen?

Philippou glaubt, dass das aktuelle Klima die beste Gelegenheit bietet, das herauszufinden: "Was kann ein Formel-1-Team letztendlich wert sein? Die Antwort ist natürlich, was jemand bereit ist, dafür zu zahlen."

"Auf dem Fußballmarkt hat es in den letzten Jahren einige große Verkäufe gegeben, aber das bedeutet nicht, dass jedes Team der Premier League plötzlich milliardenschwere Übernahmeangebote verlangen kann."


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"Das Gleiche gilt für die Formel 1, wenn der Wettbewerb hoch ist, das Interesse groß bleibt und etwas wie Drive to Survive einem breiten Publikum die Geschichten des Sports erzählt. Es gibt keine wirkliche Grenze für den Wert eines Teams."

Der Wert einer Mannschaft ist immer relativ. Letztes Jahr gab es Berichte, dass Red Bull ein 1-Milliarden-Dollar-Angebot für sein Schwesterteam RB - damals noch AlphaTauri - abgelehnt hat, weil der Sport gerade seine besten Jahre erlebt, im Gegensatz zum Verkauf von Williams zu einem Preis, der jetzt wie ein Schnäppchen erscheint.

Jeder potenzielle Neueinsteiger, der ein bestehendes Team übernehmen will, muss tief in die Tasche greifen, um in die Startaufstellung zu kommen. Auch wenn das erste Formel-1-Team mit einem Wert von über zehn Milliarden Dollar noch in weiter Ferne liegt, wird die Stärke des aktuellen Produkts in den kommenden Jahren für steigende Zahlen sorgen.

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