Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Formel-1-Teamduelle 2024: So steht es zur Sommerpause
Ein Blick auf die teaminternen Duelle in Qualifying, Rennen und Sprint: Welches Teamduell ist ausgeglichen und wer kann nicht mit dem Teamkollegen mithalten?
(Motorsport-Total.com) - Der erste Feind ist der eigene Teamkollege, heißt es in der Formel 1 so schön. Zwar arbeiten die beiden Fahrer eines Teams für den eigenen Rennstall zusammen, doch natürlich möchte jeder den anderen so gut es geht schlagen, denn im Grunde ist das interne Duell das einzige, das man (unter den meisten Voraussetzungen) direkt vergleichen kann.
Daher wollen wir uns an dieser Stelle einmal Team für Team damit auseinandersetzen, wie sich die Stallgefährten untereinander schlagen: Welches Teamduell ist ausgeglichen? Und welcher Fahrer hat bislang jedes einzelne Qualifying-Duell verloren?
Kleiner Spoiler: Ein wirklich ausgeglichenes Teamduell gibt es in diesem Jahr gar nicht - meistens liegt ein Fahrer klar vorne. (Hier gibt es übrigens eine Tabelle mit allen Duellen in der Übersicht.)
Red Bull
Bei den Bullen sehen wir bereits das Extrem, denn verloren hat Weltmeister Max Verstappen in diesem Jahr noch kein einziges Mal gegen Teamkollege Sergio Perez. Der Niederländer führt in den Qualifying-Duellen mit 14:0 und hat auch alle Sprint-Qualifikationen und Sprints vor dem angezählten Mexikaner beendet.
Das war im vergangenen Jahr noch anders. Zwar war die Dominanz von Verstappen auch damals schon enorm, allerdings stand es damals in den Qualifyings aus seiner Sicht "nur" 10:2 zur Sommerpause.
2024 haben wir bis zur Pause schon zwei Rennen mehr gesehen, und trotzdem hat Perez nicht mehr Punkte gegen Verstappen holen können. Im Gegenteil. Perez einziger "Punkt" in den Rennduellen gegen seinen Teamkollegen stammt aus Australien - und da schied Verstappen mit einem Bremsdefekt bereits in der Anfangsphase aus.
Wenig überraschend ist auch die WM-Tabelle mit 277 zu 131 Punkten eindeutig. Und obwohl Perez nicht einmal die Hälfte der Punkte von Verstappen gesammelt hat, darf er seinen Platz auch nach der Sommerpause weiter behalten.
McLaren
Holt Lando Norris zu wenig aus den Rennen heraus? Diese Frage darf man sich mit Blick auf die WM durchaus stellen. Denn dass der Brite in diesem Jahr der schnellere Fahrer ist, das zeigt das Qualifying-Duell gegen Oscar Piastri: 11:3 führt der WM-Zweite da und lag in den vergangenen sechs Qualifikationen immer vor dem Australier.
Nur in Dschidda, Imola und Monaco war Piastri schneller, und das nur knapp. Dafür scheint Norris sein Potenzial in den Rennen nicht abzurufen. Zwar führt er in den Rennduellen mit 9:5, blickt man allerdings nur auf die letzten vier Rennen, dann liegt er mit 1:3 zurück.
Abgesehen von Dschidda und Monaco kam Norris in allen Rennen der ersten Saisonphase vor Piastri ins Ziel, zuletzt häuften sich aber die Fehler, sodass Max Verstappen an der Spitze etwas gelassener nach hinten blicken kann.
Im Sprint-Qualifying steht es 2:1 für Norris, der nur in Miami das Nachsehen hatte, in den Sprints selber führt aber Piastri mit eben 2:1, weil er seinen Teamkollegen in Spielberg noch überholen konnte und Zweiter wurde.
Ferrari
Auch bei der Scuderia scheint das Kräfteverhältnis immer in Wellen zu verlaufen. Nahm Carlos Sainz das Heft bei den Qualifyings zu Beginn in seine Hand, schlug ihn Leclerc ab Schanghai sechs Mal in Folge. Dann aber leistete sich der Monegasse Schwächen und verlor wieder drei Duelle in Folge, bevor er zuletzt in Spa wieder vorne war.
Insgesamt sorgt das für ein Ergebnis von 8:5 zugunsten Leclercs, in den Rennen steht es 7:5 zugunsten des Monegassen, weil beide in Kanada ausschieden. Auch dort setzt sich die Wellenverteilung fort: Sainz führte nach dem Saisonstart mit 3:0, lag dann aber 3:5 hinten, kam auf 5:5 heran und liegt jetzt eben 5:7 hinten.
Auch an den Sprintwochenenden ist es ausgeglichen: Miami ging an Leclerc, Spielberg an Sainz. Und in Schanghai war der Spanier im Sprint-Qualifying der Schnellere, bevor im Sprint selbst Leclerc die Oberhand hatte.
Kleine Randnotiz: Natürlich hatte Leclerc in Saudi-Arabien auch noch das Teamduell gegen Rookie Oliver Bearman, der Sainz wegen dessen Blinddarm-Problemen ersetzte. Wenig überraschend ging das Duell für Leclerc aus.
Mercedes
Kann sich Lewis Hamilton im Qualifying steigern? Das scheint bislang seine Schwäche in diesem Jahr zu sein. Lediglich vier Mal konnte sich der siebenmalige Weltmeister eine bessere Startposition erfahren als sein Landsmann George Russell - zuletzt aber immerhin zwei Mal in Folge.
Dafür scheint sich das Blatt in den Rennen gewendet zu haben, wo Russell "nur" 8:6 gegen Hamilton führt und zuletzt das Nachsehen hatte. Denn Russell führte schnell mit 5:0, kam aber seit Miami nur drei Mal vor Hamilton ins Ziel.
Wobei diese Aussage auch nicht ganz richtig ist: In Spa kam Russell noch ein weiteres Mal vor Hamilton ins Ziel, doch weil er anschließend disqualifiziert wurde, ging der Punkt doch an den Routinier, der 2024 nun schon zwei Grand-Prix-Siege auf dem Konto hat.
Beim Sprint hat bislang Russell mit 2:1 die Nase vorn. Er war in Miami und Spielberg besser, Hamilton dafür aber in China, wo er mit Position zwei weit vor Russell ins Ziel kam.
Aston Martin
Ist Fernando Alonso schlechter geworden oder Lance Stroll besser? Denn das Duell bei Aston Martin war 2023 noch eine klare Sache zugunsten des Spaniers, der sowohl in Qualifying als auch Rennen nur drei Niederlagen gegen den Sohn des Teameigentümers hinnehmen musste.
2024 hat Stroll hingegen schon fünf teaminterne Siege erzielt - und das bis zur Sommerpause. Natürlich ist Alonso mit 9:5 weiterhin meist der bessere Fahrer, allerdings eben nicht mehr so souverän wie in der Vergangenheit.
Zwischen Miami und Monaco verlor er sogar drei Qualifyings in Folge - vier, wenn man das Sprint-Qualifying in Miami dazuzählt. Meistens korrigierte er den Eindruck am Sonntag noch, doch zuletzt war es eher der Kanadier, der das Blatt wendete und in Spielberg, Silverstone und Budapest die Zielflagge drei Mal in Folge vor Alonso sah - wenn auch einmal durch Teamorder bedingt.
Stroll ist es auch, der in den Sprintduellen führt: Je 2:1 steht es aus seiner Sicht in dieser Sonderwertung.
Racing Bulls
Daniel Ricciardo darf auch in der zweiten Saisonhälfte beim Juniorteam von Red Bull bleiben. Geholfen haben könnte seine aufsteigende Tendenz gegen Teamkollege Yuki Tsunoda, der den Australier in der Frühphase deutlich im Griff hatte.
Von den ersten acht Qualifyings entschied der Japaner sieben für sich - keine Bilanz, die Ricciardo beim Traum von der Rückkehr zu Red Bull geholfen haben dürfte. Dich Ricciardo fing sich und lag in drei der letzten vier Qualifyings vorne, sodass es aus seiner Sicht nur noch 5:9 steht und er die Chance bekommt, die Bilanz noch zu verbessern.
Ähnlich ist es im Rennen, wo es 8:5 für Tsunoda steht, der aber auch hier von einer guten Frühform profitierte und 6:1 vorne lag. In den vergangenen sechs Rennen kam allerdings Ricciardo vier Mal vor dem Japaner ins Ziel - hat das seinen Platz gerettet?
Ricciardos Höhepunkt in diesem Jahr war aber unzweifelhaft der Sprint in Miami, wo er nicht nur den vierten Startplatz geholt hatte, sondern diesen auch ins Ziel brachte. 2:1 steht es in den Sprintwertungen für den Routinier.
Haas
Der eine wird Werksfahrer bei Audi, der andere wird seinen Platz in der Formel 1 wohl verlieren. Und bei dem Blick auf das Teamduell fällt das auch nicht schwer zu verstehen. Denn Nico Hülkenberg hat Teamkollege Kevin Magnussen deutlich im Griff: Der Deutsche führt im Qualifyingduell locker mit 10:3.
Die einzigen Niederlagen gab es in Dschidda (wo er mit Problemen ausrollte), Melbourne und Montreal, ansonsten lag Hülkenberg immer vor dem Dänen - und das nur zwei Mal mit weniger als zwei Zehntelsekunden Vorsprung.
Sogar noch besser fällt die Bilanz von Hülkenberg in den Rennen aus, wo er mit 11:2 gegen Magnussen führt. Der "Sieg" des Dänen in Belgien war dabei der erste seit dem Saisonauftakt (!) in Bahrain. Diese beiden Rennen waren neben Budapest auch die einzigen, in denen Hülkenberg nicht unter die Top 11 fuhr, wenn er ankam!
In den Sprints ist die Sachlage für Magnussen überraschend deutlich freundlicher, denn dort führt er in Qualifying und Sprint selbst mit jeweils 2:1. Punkte brachte dem Dänen das jeweils aber nicht - anders als Hülkenberg, der als Siebter in Miami zwei echte Zähler einfahren konnte.
Alpine
Pierre Gasly scheint mit dem schwierigen Alpine in diesem Jahr nicht sonderlich zurechtzukommen, denn anders als im Vorjahr kann er nicht die gleichen Leistungen wie sein scheidender Teamkollege Esteban Ocon zeigen. Ein gutes Zwischenhoch bringt ihn im Qualifying noch auf 4:10 an seinen Landsmann ran. Es stehen aber auch drei 20. Startplätze für ihn zu Buche.
Ocon kam hingegen gut in die Saison (zumindest teamintern). Auch wenn die Ergebnisse aus Alpine-Sicht sehr enttäuschend warten, gingen die ersten fünf Duelle alle an ihn - genau wie die letzten vier Duelle seit Spielberg.
Im Rennen scheint das Kräfteverhältnis hingegen ausgeglichener: 9:5 führt Ocon da, profitierte dabei aber auch von drei technisch bedingten Ausfällen Gaslys, während er selbst nur in Monaco nicht die Zielflagge sah - das allerdings selbstverschuldet.
Reißt bei Gasly die Pechsträhne, könnte er vielleicht eine ähnliche Serie wie im Frühsommer starten, als er vier Mal in Folge gegen Ocon gewann. In den Sprints steht es 2:1 zugunsten Ocons.
Williams
Über dieses Duell braucht man wohl wenig Worte verlieren, denn Logan Sargeant sieht absolut kein Land gegen Teamkollege Alexander Albon. Schon 2023 hatte der Amerikaner jedes einzelne Qualifying verloren, und den Weg setzt er auch in dieser Saison fort. Die bittere Bilanz in Zahlen: 0:13.
Dass es nicht 0:14 steht, hat sich Albon selbst zuzuschreiben, denn mit seinem Unfall in Melbourne sorgte der Thailänder dafür, dass Sargeant nicht am Qualifying und Rennen teilnehmen konnte - und dafür können wir Sargeant keine Niederlage eintragen.
Auch im Rennen sah Albon die Zielflagge immer vor seinem Teamkollegen. Dessen zwei Punkte beim 2:10 kommen durch zwei unfallbedingte Ausfälle Albons in Suzuka und Montreal. Auf der Strecke wartet der Amerikaner noch auf einen Erfolg.
Wobei es den durchaus gibt, allerdings nur im Sprint. Denn dort führt Sargeant sogar. Zweimal lag er bisher in Qualifyings vorne - allerdings eben nur in Sprint-Qualifyings. Und diesen Vorteil wusste Sargeant dann auch in den Sprints selbst zu nutzen. Es geht also!
Sauber
Punkte gab es für die Schweizer noch nicht, sodass es meistens schwerfällt, die Leistung von Guanyu Zhou und Valtteri Bottas wirklich einzuschätzen. Wobei man attestieren muss, dass vor allem die Leistung des Chinesen ungenügend ist: Wer sechs Mal Letzter im Qualifying wird und im Teamduell mit 1:13 hinten liegt, der hat wenig Argumente.
Bottas scheint hingegen deutlich mehr aus dem Sauber herausholen zu können und fährt regelmäßig in Q2. Allerdings scheint er es im Rennen deutlich schwerer zu haben, weil er dort nur mit 9:5 führt. Zwischenzeitlich führte Zhou sogar, doch mit sechs Siegen in sieben Grands Prix zog der Finne zuletzt weg.
Man muss bei Sauber aber auch dazu sagen, dass beide Fahrer immer wieder ungewöhnliche Strategien ausbaden müssen, weil Sauber in seiner Position immer etwas Außergewöhnliches probieren muss - da fällt es leicht, auch mal danebenzugreifen.
Im Sprint führt der Chinese hingegen durch zwei gute Ergebnisse - unter anderem beim Heimspiel in Schanghai - mit 2:1, wobei die Sprint-Qualifyings mit 2:1 an Bottas gehen.