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Ex-Ferrari-Ingenieur: Kommt Hamilton mit der neuen Kultur zurecht?
Der frühere Ferrari-Ingenieur Nikolas Tombazis weiß, dass die Scuderia für Lewis Hamilton eine ganz andere Welt sein wird - Siege zu Schumi-Zeiten teilweise zu leicht
(Motorsport-Total.com) - Für Lewis Hamilton beginnt im neuen Jahr ein komplett neues Leben. Der Brite wechselt von Mercedes zu Ferrari und damit in ein komplett neues Umfeld. Bislang war er bei McLaren und Mercedes immer in britisch geprägten Teams unterwegs, doch bei Ferrari erwartet ihn ab 2025 eine ganz andere Kultur.
Der frühere Ferrari-Ingenieur Nikolas Tombazis, heute als Formelsport-Leiter für die FIA aktiv, erinnert sich noch gut an seine eigene Zeit bei der Scuderia und sagt, dass es bei Ferrari zumindest damals zu Zeiten von Michael Schumacher eine andere Welt als bei anderen Teams war. "Und ich schätze, das ist heute immer noch so", sagt er im Podcast Beyond the Grid.
Denn Ferrari ist in Italien einfach so etwas wie ein Nationalteam. "Dort gibt es die Zeitung Gazzetta dello Sport, die in Zeiten des Internets vermutlich die am meisten gelesene Zeitung ist", erzählt er.
"Und diese Zeitung ist in Italien in jeder Bar. Wenn du Kaffee trinken gehst, dann möchte jeder diese Zeitung lesen. es gibt nur eine Ausgabe, und irgendjemand liest sie immer. Und du wartest, dass er fertig ist und dann musst du sie dir schnappen, bevor es ein anderer tut", so Tombazis.
"Und jeden Tag gibt es eine ganze Seite über die Formel 1. Und normalerweise ist die Hälfte davon über Ferrari. Das ist der Druck", sagt er. Das heißt, dass alles, was in Maranello passiert, unter enormer Beobachtung stattfindet.
"Wenn es gut läuft, dann bekommst du fast gottgleiches Feedback, aber wenn es nicht läuft, dann wirst du geschlachtet", schildert der Grieche.
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Doch Tombazis glaubt, dass Hamilton mit dem Druck zurechtkommen wird, weil er in seiner Karriere schon oft großem Druck ausgesetzt gewesen sei. "Er muss beweisen, dass er immer noch Rennen gewinnen kann, und zwar mit ihnen. Aber ich glaube, dass er sich gut schlagen kann."
Siege mit Ferrari damals "zu einfach"
Tombazis selbst erlebte bei Ferrari meist die guten Zeiten, denn als Aerodynamikchef war er an den Weltmeistertiteln von Michael Schumacher Anfang der 2000er-Jahre beteiligt. Fünf Mal gewann der Deutsche den Formel-1-Titel in Folge und schien zeitweise unschlagbar zu sein - was für Tombazis zeitweise selbst unbefriedigend war.
"Auch wenn es dumm ist, hatte ich das Gefühl, dass es teilweise zu einfach war", sagt er. "Irgendwann dachte ich mir, das ist viel zu einfach und keine Herausforderung. Egal, was wir machen: Wir gewinnen. Und das hat mich dazu gebracht, mich zeitweise woanders umzuschauen."
Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre
Ein Anblick, an den sich die Konkurrenz erst noch gewöhnen muss: Nach zwei Weltmeistertiteln mit Benetton in den Jahren 1994 und 1995 wechselt Michael Schumacher 1996 zu Ferrari. Der Druck auf den Deutschen ist groß, schließlich wartet das italienische Traditionsteam seit 1979 auf einen Titel in der Fahrer-WM. Der damalige FIAT-Chef Gianni Agnelli drückt es angeblich so aus: "Wenn Ferrari mit Michael Schumacher nicht Weltmeister wird, dann werden wir es nie mehr." Fotostrecke
Tombazis dachte, dass Siege für Ferrari fast garantiert seien - und tatsächlich schien es auch so: 2002 gewann Ferrari nur zwei Rennen nicht, 2004 gab man nur drei Rennen ab.
Daher schloss sich der Grieche 2004 McLaren an, bevor er 2006 wieder zur Scuderia zurückkehrte und dann nicht mehr ganz den großen Erfolg hatte. Denn seit dem Titel von Kimi Räikkönen 2007 wartet Ferrari auf einen Fahrerweltmeister.
"In der späteren Phase meiner Kariere habe ich gedacht, wie dumm ich war, zu denken, dass Siege einfach und garantiert sind, weil ich auch andere Phasen in meine Karriere hatte, wo es keine Siege gab - und das war wirklich, wirklich hart", sagt er. "Ich hatte das Gefühl, dass ich die Siege nicht zu schätzen wusste, als sie so einfach kamen."