Williams-Teamchef Vowles: Sicher war ich mir erst bei der Unterschrift!
Ab wann James Vowles wirklich an den Formel-1-Deal mit Carlos Sainz geglaubt hat und was letztlich den Ausschlag gegeben hat für Williams und gegen Audi oder Alpine
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz als Williams-Fahrer unter Vertrag zu nehmen, das ist die bisher größte Leistung von James Vowles als Teamchef. Und eine, um deren Erfolg er bis zuletzt zittern musste: "Realistisch erschien es mir erst zu sein, als er seinen Stift auf das Papier setzte", sagt Vowles.
Die Vertragsunterschrift von Sainz sei für ihn mit großer Erleichterung einhergegangen, nach Wochen und Monaten "mit Höhen und Tiefen" bei immer neuen Gesprächen und Verhandlungen. "Es war eine Achterbahnfahrt, so viel steht fest", meint Vowles.
Verschärft worden sei die Situation durch den "verrücktspielenden" Fahrermarkt in der Formel-1-Saison 2024, weil zwischendurch praktisch alles möglich schien. Und selbst jetzt, in der Sommerpause, gibt es laut Vowles "wahrscheinlich kein Team, bei dem alles klar wäre".
Er verweist auf Red Bull und "Perez' Zukunft", die erst am Montag nach dem Belgien-Grand-Prix bestätigt wurde. "Wenn es solche Unsicherheiten gibt, dann ist es ja vollkommen normal, dass ein Fahrer sich nicht binden will, solange er nicht weiß, was die Zukunft bringt und welche Optionen ihm offenstehen", sagt Vowles. "Deshalb sage ich: Ich war so lange nicht zuversichtlich, bis Carlos zur Unterschrift ansetzte."
Was aber hat Sainz am Ende dazu bewogen, seine Unterschrift bei Williams und eben nicht bei Audi oder Alpine zu setzen? "Eigentlich ist das mehr eine Frage für Carlos", meint Vowles. "Aber seiner Beschreibung zufolge hat Mattia [Binotto] seine Entscheidung nicht verändert." Der frühere Ferrari-Teamchef Binotto hatte Sainz einst als Nachfolger von Sebastian Vettel zu Ferrari geholt - und ist inzwischen bei Audi gelandet.
Williams sticht Audi und Alpine aus
Doch weder Audi noch Alpine haben Sainz gekriegt. Das musste Williams-Teamchef Vowles erst einmal sacken lassen: "Es ist schon gigantisch, diese zwei Rennställe geschlagen zu haben. Beides sind ganz unglaubliche Organisationen, die man nicht unterschätzen darf."
Deshalb habe er Sainz schonungslos ehrlich alles gesagt, was bei Williams derzeit laufe und in Zukunft noch laufen soll. "Vieles davon sieht man noch nicht", sagt Vowles. "Aber wir sind bereit, Investitionen zu tätigen, damit wir wieder vorne mitspielen können. Wir geben das Geld aus, wofür man es ausgeben sollte, nämlich für die besten Fahrer, die wir kriegen können."
Fotostrecke: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Fahrer
Franco Colapinto (Argentinien) ersetzt bei Williams Logan Sargeant und bestreitet ab dem Italien-Grand-Prix in Monza die restlichen Saisonrennen 2024. Mehr ist nicht vereinbart. Fotostrecke
Mit Alexander Albon und Sainz verfüge Williams ab 2025 über "zwei der weltbesten Fahrer" und befinde sich damit in einer "grandiosen" Ausgangslage, so Vowles. "Darauf bin ich unheimlich stolz. Und es ist auch ein Zeichen dafür, was bei uns noch kommt."
Wann es vorwärts gehen soll bei Williams
Die Frage ist nur: wann? Denn aktuell belegt Williams mit nur vier Punkten den vorletzten Platz in der Konstrukteurswertung. Ob sich ausgehend davon alsbald eine Steigerung einstellt?
Vowles meint: "Carlos geht es nicht um 2025. Ihm geht es darum, was in den kommenden zwei Jahren passiert, wohin die Reise gehen kann."
"Dieses Jahr stehen wir wieder auf P9. Aber sollten wir da sein? Sicher nicht, wenn das Auto das Mindestgewicht erreichen würde, aber das ist unser Problem. Das hat niemand sonst verursacht. Es liegt an uns, weil wir unsere Technologien verändert haben."
Das sei ein notwendiger Schritt gewesen in der Transformation des Traditionsteams, betont Vowles. Fernziel sei ein "Auto mit soliden Grundlagen, das überall gut funktioniert", so der Teamchef. "Das kommt das Team kurzfristig teuer zu stehen, wird sich aber langfristig bezahlt machen. Das ist der Plan. Und den habe ich Carlos gezeigt."