• 25. Juli 2024 · 20:01 Uhr

Zu früh: Piastri und Norris stellen sich gegen Nummer-1-Diskussion

Lando Norris und Oscar Piastri wollen noch keine Diskussion um einen Nummer-1-Status aufkommen lassen: Wann der Zeitpunkt gekommen sein wird, ist offen

(Motorsport-Total.com) - Hat McLaren in Ungarn einen Fehler gemacht und Lando Norris nicht den Sieg überlassen? Der Brite liegt in der WM aktuell 40 Punkte vor Oscar Piastri und hat die deutlich besseren Karten, Max Verstappen in der WM doch noch gefährlich zu werden und seinen ersten Titel in der Formel 1 einzufahren. In Budapest hat das Team mit seiner Ansage jedoch sieben Punkte verschenkt.

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Alles im Lot: Zwischen Lando Norris und Oscar Piastri herrscht Harmonie Zoom Download

Die Stallorder war in der vergangenen Woche ein großes Thema, weil sich Norris lange Zeit weigerte, Piastri nach dem Undercut wieder vorbeizulassen und ihm seinen ersten Grand-Prix-Sieg zu ermöglichen. Erst nach rundenlangem Überreden seitens seines Renningenieurs Will Joseph lenkte Norris ein und ließ Piastri passieren.

Mit ein paar Tagen Abstand reflektiert der Brite das Geschehen aber ein wenig anders: "Ich hätte das Rennen gar nicht anführen dürfen", sagt Norris. "Oscar hat mich am Start bekommen und es gut kontrolliert. Punkt."

"Ich hätte also das Rennen gar nicht anführen dürfen, und die Leute hätten dann niemals den Eindruck gehabt, dass das Team gegen Lando wäre", stellt er klar. "Wenn Oscar das ganze Rennen anführt, dann gibt es absolut keinen Grund, warum man ihn plötzlich bitten sollte, mich vorbeizulassen."

Und so sei es im Grunde auch gewesen, allerdings hatte McLaren Norris taktisch zuerst zum letzten Boxenstopp geholt, um sich gegen die Konkurrenz dahinter zu verteidigen. So kam er überhaupt erst an Piastri vorbei. "Und das hat einfach einen komplett anderen Eindruck gemacht. Aber das sollte es nicht, und intern wissen wir, dass es auch nicht so war."

"Oscar hat verdient zu gewinnen und hat das auch gemacht. Ganz einfach", betont Norris.

Hat McLaren unklug gehandelt?

So viel zu dem Punkt. Dass Piastri den Sieg von Ungarn ohne die Boxenstrategie wohl geholt hätte und somit verdient hat, das stellen ohnehin die wenigsten in Abrede. Die Frage ist eher, ob McLaren in Sachen Meisterschaft unklug gehandelt hat, weil Norris am Ende genau diese sieben Punkte zum Titel fehlen könnten.


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Denn die Fakten liegen klar auf dem Tisch: Norris liegt aktuell 76 Punkte hinter Max Verstappen auf Rang zwei in der WM und kann somit jeden Punkt gebrauchen. Hätte er in Budapest gewonnen, dann wäre der Rückstand "nur" 69 Punkte gewesen.

Dass Oscar Piastri noch in den WM-Kampf eingreifen kann, ist hingegen unwahrscheinlich angesichts der 40 Punkte Rückstand, die er zusätzlich aufholen müsste. Piastri ist sich bewusst, dass irgendwann in dieser Saison die Möglichkeit besteht, dass er Norris helfen muss.

Piastri: Bin selbst noch nicht ganz raus!

"Ich möchte natürlich selbst so weit oben wie möglich sein, aber am Ende fahre ich für McLaren und sie haben letzten Endes das Sagen", sagt Piastri. "Wenn sie mich als Teamplayer brauchen und ich Lando helfen muss, dann werde ich das natürlich tun."

Aber: "Ich bin in der Fahrermeisterschaft ein ganzes Stück zurück, aber ich bin auch noch nicht raus. Es braucht nicht viele Rennen, damit ich in der gleichen Position wie Lando bin."


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Das heißt: Noch ist es für ihn zu früh, um die zweite Geige zu spielen. "Nein, ich denke nicht, dass das passieren sollte", betont er auf die Frage, ob man Norris jetzt schon zur Nummer 1 machen sollte. "Wir sind gerade einmal knapp über der Hälfte der Saison und wir haben noch einen langen Weg vor uns."

"Die Entscheidungen in Budapest haben gezeigt, dass es aus Teamsicht wichtig ist, die Beziehung stark zu halten, das Team aufzubauen und so viele Punkte wie möglich für die Konstrukteurswertung zu holen", so der Australier.

"Wie gesagt: Sollte Lando in einer Position sein, in der er die Meisterschaft gewinnen kann, und sie bitten mich, zu helfen, dann werde ich das tun. Aber zu Saisonhälfte, wenn es noch so viele Punkte gibt - auch für mich -, ist das noch viel zu früh", sagt Piastri.

Norris will nicht um Nummer-1-Status betteln

Dem würde sich auch Norris selbst anschließen. Zu den Bossen Zak Brown und Andrea Stella rennen und um den Nummer-1-Status betteln, das will er nicht: "Nein, ich muss es mir verdienen", sagt er. "Ich muss immer noch da rausgehen und schneller fahren als alle anderen. Das würde nichts verändern."

"Ich weiß nicht, warum jetzt plötzlich der Punkt sein sollte, an dem man einen Fahrer bevorzugt. Wir hatten diese Bevorzugung im Team nie, auch wenn es von außen vielleicht so ausgesehen haben mag."


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Vielleicht weil das Norris' erste Chance auf den Titel ist, könnte manch einer entgegnen. "Aber warum habe ich gerade jetzt eine Chance?", kontert Norris. "Ich hatte die ganze Saison über eine Chance, und wir sind gerade einmal in der Mitte der Saison und haben noch verdammt viel vor uns. Vielleicht kann man das irgendwann später machen, aber den Zeitpunkt müssen wir noch entscheiden."

Denn ab wann McLaren eingreifen sollte, weiß er auch nicht so recht: "Keine Ahnung, wenn ich zehn Punkte dahinter bin oder 15? Wie auch immer. Ich weiß nicht, wann der Punkt sein wird, und das ist auch nicht meine Entscheidung", stellt er klar.

Sainz verteidigt McLaren

Rückendeckung für die Entscheidung von McLaren in Ungarn gibt es auch seitens der Konkurrenz: "Ich persönlich finde, dass ihr Jungs sehr hart zu McLaren wart", kritisiert Ferrari-Pilot Carlos Sainz die anwesenden Journalisten und meint, dass man lieber den Aufwärtstrend von McLaren bewundern sollte.


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Er sagt: "Ob sie es am Ende um sieben Punkte gewinnen oder nicht, diese sieben Punkte lassen sich auch woanders finden, nicht nur in Ungarn."

"Ich persönlich bewundere Andrea Stella und wie er das Team führt und mit jeder Situation umgeht", so der Spanier, der 2021 von McLaren zu Ferrari gewechselt war. "Ich glaube, sie sind auf dem richtigen Weg und aktuell das stärkste Team in der Formel 1. Da muss man den Hut ziehen."

Ricciardo: Zerstört man das Verhältnis, wird es schwierig

Auch Daniel Ricciardo, der wie Sainz zusammen mit Norris bei McLaren gefahren war, verteidigt die Entscheidung, sich noch nicht auf eine Nummer 1 festzulegen und Piastri den Sieg zum Wohle des Teams zu überlassen. Denn er sieht die Gefahr, dass das Verhältnis zu Bruch gegangen wäre, wenn sich Norris egoistisch durchgesetzt hätte.

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"Wir haben nicht nur noch drei Rennen, sondern noch eine halbe Saison", meint der Australier. "Es wird schon noch Zeiten geben, in denen sich Lando auf Oscar verlassen muss, und wenn man das mit noch einer halben Saison vor sich zerstört, dann wird es schwierig."

"Als junges Kind in der Formel 1 hätte ich auch noch anders darüber gedacht, aber mit dem Alter und ein wenig Erfahrung und Weisheit ist das die beste Art darauf zu schauen", so der Racing-Bulls-Pilot.

Norris: Nur in einem Rennen Punkte aufgeholt

Doch ob es am Ende überhaupt eine Rolle spielen wird, das ist noch nicht abzusehen. Zwar hatte McLaren in Ungarn das schnellste Auto, doch noch gilt es eben 76 Punkte aufzuholen.

Und blickt man auf die Statistik, dann spricht der Trend doch nicht so für Norris, wie man das vielleicht erwarten würde. Denn Budapest war das einzige der vergangenen fünf Rennen, in denen der Brite mehr Zähler holte als Verstappen.


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Und Norris weiß: Spa-Francorchamps an diesem Wochenende ist wieder eine komplett andere Angelegenheit als Ungarn. "Hier war Red Bull in der Vergangenheit unglaublich", weiß der McLaren-Pilot. "Und Max hatte die Pole [in Ungarn] nur um vier Hundertstel verpasst. Das ist nichts."

"Man könnte also sagen, dass sie im Qualifying genauso schnell waren. Ja, er hatte kein tolles Rennen, aber er war trotzdem ziemlich schnell. Er hat halt ein paar Fehler zu viel gemacht", warnt Norris davor, Red Bull abzuschreiben. "Red Bull immer noch in einer guten Position und Mercedes auch. Ich erwarte, dass es sich zwischen uns allen entscheiden wird."

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