Formel-1-Technik: Warum Red Bull in Spa ohne Ungarn-Update fährt
Weshalb Red Bull beim letzten Formel-1-Rennen vor der Sommerpause wieder auf seine bisherige Motorhaube zurückrüstet und was das für Spa bedeutet
(Motorsport-Total.com) - Es war die große technische Überraschung beim Ungarn-Grand-Prix: Red Bull hatte den Heckbereich des RB20 umgebaut und bei seiner Motorhaube auf die seitlichen "Wülste" nach Mercedes-Vorbild verzichtet. Es kam stattdessen eine konventionelle Verkleidung zum Einsatz. Doch schon beim Belgien-Grand-Prix in Spa an diesem Wochenende (hier alle Einheiten im Formel-1-Liveticker verfolgen!) gibt es die Rolle rückwärts.
Grund dafür ist nicht etwa, dass die Ungarn-Updates nicht die gewünschte Leistung entfaltet hätten. Es liegt schlicht daran, dass Spa-Francorchamps als eine sehr schnelle Strecke ganz andere Anforderungen an die Aerodynamik der Autos stellt als der Hungaroring. Die Ungarn-Konfiguration des RB20 hätte in Belgien also nicht gut funktioniert.
Dergleichen hatte Red Bulls Technikchef Pierre Wache bereits beim vergangenen Rennwochenende angedeutet, als er sagte: "Sollten uns die Kühlungserfordernisse und Streckencharakteristiken zu einer Änderung zwingen, dann werden wir diese Änderung auch durchziehen. Denn uns geht es immer darum, das Auto so schnell wie möglich zu machen."
Theoretisch könnte Red Bull im weiteren Saisonverlauf von Strecke zu Strecke ein anderes Aero-Paket einsetzen, meinte Wache. Nachsatz: "Das wissen wir bisher aber noch nicht."
Das Ungarn-Paket von Red Bull im Detail
Worin genau also unterscheidet sich das Ungarn-Paket von der bisherigen Ausrichtung des Red Bull RB20? Antwort: Vor allem bei der Kühlung, die das Team im Saisonverlauf 2024 immer weiter optimiert hatte - unter anderem mit dem Japan-Update, das zusätzliche Lufteinlässe am Halo-Ansatz vorsah. In Spanien folgten Anpassungen an den senkrechten Lufteinlässen vor den Seitenkästen.
Das Ungarn-Update stellte dann eine krasse Abkehr von diesem Design dar. Und machte deutlich: Red Bull hatte parallel zu seiner normalen Entwicklung noch ein ganz anderes Projekt am Laufen, das auf langsame Strecken mit viel Abtrieb ausgerichtet ist.
Dafür hat sich Red Bull an "alten Tugenden" aus der Reglements-Ära bis 2021 orientiert und die Verkleidung über dem Antriebsstrang so eng wie möglich gestaltet. Und deshalb fielen nicht nur die seitlichen "Wülste" neben der Motorhaube weg, sondern Red Bull musste auch noch das Kühlsystem unter der Haube umbauen und entfernte zum Beispiel die Halo-Lufteinlässe wieder vom Auto.
Das Problem dabei: Das Kühlsystem muss auch in der neuen Konfiguration noch genügend Frischluft ins Auto bringen, um die heißen Komponenten zu kühlen. Deshalb hat Red Bull neue Lufteinlässe eingebaut, die auf einen flüchtigen Blick kaum zu erkennen sind. Sie befinden sich hinter dem Cockpit auf der Kopfstütze des Fahrers und damit direkt unterhalb der Airbox.
Diese Position ist vorteilhaft für die Aerodynamik des Autos, denn die Lufteinlässe greifen an dieser Stelle einen natürlichen Luftstrom ab, ohne selbst für große Luftverwirbelungen zu sorgen.
Passend zu den Änderungen an der Verkleidung hatte Red Bull in Ungarn auch einen überarbeiteten Seitenkasten am Start. Die Mulde im nach hinten abfallenden Bereich des Seitenkastens fiel dabei tiefer aus als in der normalen Version. Als Konsequenz wurde auch der hintere Luftauslass angepasst und ein zusätzlicher Schlitz in die hintere Motorhaube eingelassen.
Und noch etwas fällt auf am Ungarn-Update: Die Haifisch-Finne war etwas größer und hatte hinten eine Zacke, die es in der Variante vor Ungarn noch nicht gab, wie unser Vergleichsbild zeigt.
Nachdem Red Bull in Ungarn seine Fahrer noch mit unterschiedlichen Konfigurationen auf die Strecke geschickt hatte - Max Verstappen mit der neuen Version, Sergio Perez mit der bisherigen -, sind die Teamkollegen in Belgien wieder mit identischen Fahrzeugen unterwegs.