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Perez' letzte Chance: Zwei Rennen, um die Karriere bei Red Bull zu retten
Sergio Perez muss in Ungarn und Belgien abliefern, sonst sitzt er nach dem Sommer nicht mehr im Red Bull: Helmut Marko und Christian Horner erhöhen den Druck
(Motorsport-Total.com) - Ob er das Ruder unter diesem Druck noch einmal rumreißen kann? Sergio Perez kämpft bei Red Bull in den verbliebenen zwei Rennen vor der Sommerpause um seine Karriere, daran lassen die Worte von Motorsportkonsulent Helmut Marko am Freitag in Ungarn keine Zweifel:
© Motorsport Images
Kämpft um sein Cockpit: Sergio Perez steht bei Red Bull gehörig unter Druck Zoom Download
"Es gibt verschiedene Formen von Leistungsklauseln. Letztlich ist es egal, wie ein Vertrag aussieht: Man muss einfach die Leistung bringen", sagt Marko im ORF auf die Frage nach möglichen Vertragsklauseln im Arbeitspapier des Mexikaners, und stellt klar: "Wir schauen uns die zwei Rennen noch an, und dann setzen wir uns zusammen, was und wie es nach der Sommerpause weitergehen wird."
Ob Perez Ende August noch im Red Bull sitzt, "das hängt alles von der Leistung ab", sagt Marko, und erhöht den Druck auf seinen Fahrer: "Die Konstrukteursmeisterschaft ist für alle Mitarbeiter sehr, sehr wichtig, weil die Boni nach der Konstrukteurs-WM ausgezahlt werden. Das heißt, wenn wir die Fahrerwertung gewinnen, haben die Mitarbeiter nichts davon. Darum muss man schauen, dass dieser Rückhalt weiter gegeben ist."
Perez' Problem: Er wird in den anstehenden Sommergesprächen so oder so auf den guten Willen der Teamführung bauen müssen - denn die maximal 100 Punkte Rückstand, die er bis dahin auf Teamkollege Max Verstappen haben darf, und die dem Vernehmen nach Teil der Auflösungsklauseln im Vertrag mit dem Team sind, wird er realistisch betrachtet nicht mehr schaffen.
Das Drama um Perez: 15 Punkte aus sechs Rennen
Die nackten Zahlen sprechen aktuell klar gegen den Mexikaner, der Trend sowieso: Mit 118 Punkten hat Perez nicht mal halb so viele geholt wie sein Stallgefährte, liegt aktuell nur noch auf WM-Rang sechs. Und jetzt wird auch noch Mercedes stärker, George Russell und Lewis Hamilton hängen ihm mit sieben respektive acht Zählern bereits im Genick.
Das letzte Mal, dass Perez im zweistelligen Bereich punktete, war Anfang Mai in Miami. Seitdem kamen nur noch 15 Zähler an insgesamt sechs Rennwochenenden hinzu: Eine dramatisch schlechte Entwicklung, die natürlich auch Teamchef Christian Horner beunruhigt.
Der Brite verrät, dass er Perez deshalb zuletzt ins Gebet nahm: "Wir haben ein wirklich gutes und offenes Verhältnis. Und ich habe mich mit ihm in der Küche meines Hauses hingesetzt, und gesagt: 'Komm schon, was ist los? Gibt es da noch etwas anders?' Und er sagte: 'Nein, ich denke, ich überdenke Dinge einfach etwas zu sehr.'"
Dabei ignoriere Perez aktuell nahezu, was auf der anderen Seite der Garage vor sich geht, "was der Ansatz ist, den er jetzt nimmt, sich einfach auf die eigene Performance zu konzentrieren". Dass die jedoch aktuell nicht da ist, kann auch Horner nicht in Abrede stellen:
"Wir alle wollen, dass Checo wieder das Potenzial umsetzt, wie er es in den ersten vier oder fünf Rennen getan hat. Und wovon wir wissen, dass er das kann", so Horner bei Sky: "Deshalb haben wir auch früh die Option auf ihn für nächstes Jahr gezogen, damit er sich beruhigen kann." Doch das Gegenteil war der Fall, und der Mexikaner erlebte einen beispiellosen Absturz in Sachen Performance.
Horner hofft: Auto besser, Perez damit auch?
"Ich denke, die letzten paar Rennen war er auch vom Kopf her ein bisschen in einer Abwärtsspirale. Aber heute haben wir hoffentlich die Zeichen gesehen, dass er da rauskommt", schöpft der Red-Bull-Teamchef nach Perez' viertem Platz im zweiten Budapest-Training leise Hoffnung. Auch Helmut Marko lobt: "Sergio war im guten Speed, nur zwei Zehntel hinter Max."
So hofft Horner auch auf den Sogeffekt der Upgrades und allgemeinen Formverbesserung am Red Bull, denn der Fakt, dass sich das Team zuletzt deutlich schwerer tat, schien vor allem Perez hart zu treffen: "Ich denke, das Auto läuft ganz gut, und wenn das Auto gut läuft, sieht man gleich, wie der Abstand zwischen beiden geringer wird. Daraus kann er hoffentlich Selbstvertrauen ziehen", sagt der Teamchef.
Dabei sei auch Perez am Freitag mit neuen Teilen unterwegs gewesen, wenn auch nicht mit der Komplettausstattung wie Weltmeister Verstappen: "Checo fehlt nur die Motorabdeckung und das Sidepod-Element, aber der Unterboden, der Flügel, und der Rest ist gleich", bestätigt Horner, und freut sich über das Ergebnis: "Es war ein guter Freitag, ich würde sogar sagen Checos bester Freitag seit China wahrscheinlich."
Daraus muss Perez jetzt aber am Wochenende dringend Kapital schlagen: "Das Auto hat zuletzt schon performt, aber es war etwas auf Messers Schneide. Da haben wir gesehen, dass Max da mit Sicherheit besser umgegangen ist als Checo", so Horner: "Aber hoffentlich, mit den Schritten, die wir hier gemacht haben, haben wir es jetzt wieder in einem guten Fenster."
Damit Perez zumindest halbwegs das erwartete Leistungsniveau abrufen kann: "Das Team arbeitet sehr hart mir ihm, um sicherzustellen, dass er seine Form findet - weil wir sie verzweifelt brauchen", zählt auch Horner Perez' unmissverständlich an.
Allein: Zu einem möglichen Plan B, sollte der Mexikaner dem hohen Druck nicht standhalten und liefern können, will man sich im Red-Bull-Lager noch nicht äußern. Fragen, wer aus dem Trio Tsunoda, Ricciardo oder Lawson für den Fall der Fälle in der Poleposition aufs Perez-Cockpit wäre, bügelt Marko am Freitag einfach weg: "Eine nette Frage. Ich gebe eine nette Antwort: Es ist alles offen." Für Perez aber nicht mehr lange ...