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Experten zählen "dramatisch schlechten" Perez an: "Ist Red Bull nicht würdig"
Sergio Perez' jüngste Leistungen sind für Jenson Button und Robert Doornbos Anlass genug, um den Mexikaner auszuwechseln - Red Bull müsse jetzt handeln
(Motorsport-Total.com) - "Sie können das nicht ewig so weiterlaufen lassen." So lautet das harte Urteil von Ex-Weltmeister Jenson Button in Bezug auf die jüngste Formkrise von Sergio Perez - und die Engelsgeduld, die Red Bull trotzdem noch mit dem Mexikaner zu haben scheint.
Klar ist laut Button, dass Perez für Red Bull längst "ein großes Problem" geworden ist, nicht erst seit dem katastrophalen Auftritt mit Platz 17 beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone: "Das war ein schreckliches Wochenende", findet der ehemalige Brawn- und McLaren-Fahrer.
Zwar räumt Button mit Blick auf Perez ein: "Er hatte auch in mancher Hinsicht Pech, das wird nicht jedes Wochenende passieren." Doch allgemein sei der Mexikaner einfach heillos "im Hintertreffen", erklärt der Brite bei Sky, und fordert: "Perez muss wenigstens ein paar Punkte holen, auch wenn er nicht direkt hinter Max [Verstappen] ins Ziel kommt."
"Wenn er beim nächsten Rennen nicht wieder in die Punkte fährt, müssen sie ihn bald aus dem Auto nehmen und einen anderen Fahrer reinsetzen", so das knallharte Urteil des Weltmeisters von 2009. Mit Perez hat Button Mitleid: "Das ist kein schönes Gefühl für einen Fahrer, es ist hart. Für einen Fahrer ist es furchtbar."
Klausel könnte für schnelles Perez-Aus bei Red Bull sorgen
Zu wichtig sei für das Weltmeisterteam aber die Konstrukteurs-WM - und dort macht sich das Fehlen von Perez' Performance deutlich sichtbar: Von 373 WM-Punkten holte der Mexikaner nur 118 - das Problem für ihn daran: Wie motorsport.com, eine Schwesterplattform von Motorsport-Total.com, in Erfahrung brachte, greifen dadurch gewisse Klauseln, mit denen Red Bull Perez loswerden kann.
Bis zur Sommerpause hat Perez in Ungarn und Belgien noch zwei Rennen Zeit, um Performance zu zeigen, vor allem aber seinen Punkterückstand auf Teamkollege Verstappen (aktuell 137) zu reduzieren: Liegt der bei über 100 WM-Zählern, hat Red Bull freie Hand, Perez' Cockpit anderweitig zu vergeben - trotz der jüngst geschlossenen Vertragsverlängerung um zwei Jahre.
"Meiner Meinung nach sollte man als Teamführung jetzt sagen: Wir aktivieren die Klauseln, die wir in seinem Vertrag haben. Denn warum sonst sollte man sie dort eingebaut haben? Sie sind aus einem Grund darin, und was wir aktuell sehen, ist wirklich dramatisch schlecht", hält mit Robert Doornbos ein anderer Ex-Formel-1-Pilot nichts vom Festhalten an Perez.
Der Niederländer bläst ins gleiche Horn wie Button: "Natürlich wäre es traurig für Perez, aber Sport auf höchstem Level kann hart sein, und in der Formel 1 gibt es eben nur 20 Plätze. Es ist fressen oder gefressen werden", erklärt der ehemalige Minardi- und Red-Bull-Pilot, und stellt klar: "Ich denke, sie haben ihm genug Zeit gegeben, und sollten nun wirklich handeln."
Doornbos: "Die ganze Welt wundert sich doch ..."
Perez gebe aktuell ein trauriges Bild ab, findet Doornbos: "Ich war betroffen, als ich ihn im Kiesbett habe stehen sehen, und wie er dann gefragt hat, ob man ihn rausziehen könne", sagt er zum Q1-Aus des Mexikaners in Silverstone: "Das war herzzerreißend. Wir sehen einen Top-Athleten, der komplett aus der Bahn geworfen ist. Es muss ihm klar sein, dass er vielleicht den letzten verbliebenen guten Willen für ihn im Team verloren hat."
Dabei kann sich Doornbos auch die erst kürzlich erfolgte Vertragsverlängerung nicht erklären: "Die ganze Welt wundert sich doch, warum sie ihm einen neuen Vertrag gegeben haben - und warum er nicht ersetzt wird", sagt der Niederländer zu motorsport.com: "Was Perez aktuell zeigt, ist Red Bull nicht würdig. Und in der Vergangenheit hat auch niemand so viel Zeit bekommen wie er jetzt."
Doornbos zeigt sich überrascht: "Es gab Junioren, die ins A-Team befördert worden sind, und dann mitten in der Saison abgesägt wurden, um jemand anderem eine Chance zu geben. Aber bei Perez ist die Situation etwas anders." Der Mexikaner bringt bekanntlich durch seine Sponsoren eine stattliche Geldsumme mit ins Team.
Das könne für Red Bull aber nur eine untergeordnete Rolle spielen, glaubt der Niederländer: "Wenn sie nichts unternehmen, wird es sehr schwer, die Konstrukteurs-WM zu gewinnen, wenn man sich anschaut, wie McLaren jedes Mal mit beiden Fahrern punktet. Und wenn sie den Titel verpassen, werden sie sich sehr über sich selbst ärgern, denn Red Bull könnte einen tollen Lauf hinlegen, wenn sie das dritte Mal in Folge die Konstrukteurs-WM gewinnen."
Doornbos stellt klar: "Dabei geht es auch um viel Geld, und man kann sich schwer vorstellen, dass Perez' Sponsorengelder da mithalten können, falls das der einzige Grund ist, warum er noch im Cockpit sitzt." Der Druck, den Red Bull aktuell durch die anderen Teams erfahre, sei für Perez und seine Zukunft im Team jedenfalls nicht gerade förderlich.
Perez-Rückstand wächst an: "Nicht mehr drei Zehntel"
"Red Bull hatte gegenüber dem Rest des Feldes die letzten Jahre einen großen Vorteil, da war es okay, wenn Perez drei Zehntel langsamer war als Max", sagt Doornbos: "Aber jetzt sind auch all die anderen Teams wettbewerbsfähig. Deshalb können diese drei Zehntel der Unterschied sein, ob man Erster oder Sechster ist. Nur, dass er auch nicht mehr drei Zehntel hinten ist ..."
Laut dem Niederländer hat sich Perez' Form zuletzt nochmal deutlich verschlechtert, und der Rückstand auf Verstappen entsprechend vergrößert: "Seit sechs oder sieben Rennen ist er sehr weit zurück, vor allem im Qualifying, was dazu führt, dass die Chancen geringer sind, Punkte zu holen - oder man überhaupt keine Punkte holt in einem stärkeren Feld."
Doch wie sieht es überhaupt aus mit Red Bulls übrigen Optionen? Red Bull habe mit ihrem Fahrerkader aktuell das Problem, glaubt Doornbos, "dass sie natürlich ein ganz anderes Szenario erwartet haben: Daniel Ricciardo hätte Yuki Tsunoda das Leben bei den Racing Bulls schwer machen sollen. Aber das haben wir immer noch nicht gesehen."
Schlussfolgerung Doornbos: "Deshalb wäre es unfair ihn zu befördern, selbst wenn er sich besser schlagen würde als Perez." Also doch lieber Tsunoda die Chance bei Red Bull geben? "Das wäre auch für Honda eine tolle Sache", sagt der Niederländer, dem das offenbar mangelnde Interesse des A-Teams für den Japaner aber auch nicht verborgen geblieben ist:
"Das ist definitiv seltsam, aber Yuki hat manchmal auch furchtbare Wochenenden. Insgesamt mag er ein sehr positives Jahr haben, aber zuletzt gab es auch einige verrückte Wochenenden, die Red Bull an ihm zweifeln lassen könnten", sagt der Ex-F1-Pilot, der zudem warnt: "Auf der anderen Seite: Für Red Bull fahren, das bedeutet einen ganz anderen Druck als für die Racing Bulls."
Das wiederum spreche dann doch für Ricciardo, der zumindest diesen Druck kenne. "Also ja, es ist eine schwere Entscheidung, ich würde deshalb nicht gerne in ihren Schuhen stecken", sagt Doornbos. Müsse er aber über das Perez-Cockpit entscheiden und sich festlegen, "ich würde Liam Lawson nehmen", so der Niederländer: "Wenn er am Donnerstag mit dem RB20 in Silverstone einen guten Test zeigt, dann sollte man ihn reinsetzen!"