Zak Brown: Teams sollten in der Formel 1 kein Mitspracherecht haben
Die Teams stehen der Formel 1 häufig selbst im Weg, findet McLaren-Geschäftsführer Zak Brown und würde sich wünschen, dass sie weniger Mitspracherecht haben
(Motorsport-Total.com) - McLaren-Geschäftsführer Zak Brown findet, dass Formel-1-Teams nicht so viel Entscheidungsgewalt haben sollten, wie es aktuell der Fall ist. Stattdessen sollte der Weltverband FIA die Regeln vorgeben, an die sich die Teilnehmer zu halten haben. Denn nach seiner Meinung stehen sich die Teams derzeit eher selbst im Weg, weil jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.
"Ich glaube, dass die Teams kollektiv Schuld daran sind, viele Probleme selbst zu erschaffen, weil wir überkomplizieren, was wir bei Rennwagen und was wir bei Regeln wollen", kritisiert Brown.
Jede Seite hat ihre Meinung und immer wieder müssen in langen Diskussionen Kompromisse gefunden werden, die am Ende aber nicht gerade das Beste für den Sport sind. Ein Running Gag war in der Formel 1 immer wieder, dass bei Treffen der Formel-1-Kommission immer nur entschieden wurde, wann das nächste Treffen stattfinden wird.
"Ich hätte gerne, dass die Teams weniger Autorität hätten", stellt Brown klar. Vor allem würde er gerne Entscheidungen mit Super-Mehrheit, wo acht von zehn Teams für einen Vorschlag sein müssen, abschaffen, weil dort ein Team einfach zwei Verbündete in sein Boot holen kann, um Änderungen zu blockieren.
Durch eine einfache Mehrheit mit 50 Prozent könnte man dieses Problem lösen und in vielen Bereichen einfacher Lösungen finden. "Ich finde, wir müssen der Formel 1 und der FIA wieder mehr Macht geben, das zu tun, was sie für richtig für den Sport halten", sagt Brown. "Ich denke, manchmal sind wir selbst unser größtes Problem."
Allerdings weiß der Amerikaner auch, dass er mit dieser Meinung in der Minderheit ist. "Sie wollen die Möglichkeit haben, den Ausgang zu beeinflussen", sagt er. "Und das kann in manchen Teamchef-Meetings auch ziemlich peinlich sein."
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Er erinnert sich etwa an eine Begebenheit vor einigen Jahren, als McLarens Lando Norris ziemlich viele Strafpunkte gesammelt hatte. "Wir waren der Meinung, dass ein Großteil der Punkte nicht gefährlich waren, aber Otmar [Szafnauer] war total dagegen, weil natürlich jeder wollte, dass Lando gesperrt wird."
Allerdings wendete sich das Blatt vor rund einem Jahr. Damals hatte Pierre Gasly in Australien einen Unfall mit Teamkollege Esteban Ocon ausgelöst. Zur Überraschung vieler wurde der Franzose damals aber nicht mit Strafpunkten belegt, weil er dann für ein Rennen gesperrt gewesen wäre. Alpine-Teamchef damals: Otmar Szafnauer.
"Damals hat Otmar genau die gleichen Argumente wie wir vorgebracht, und wir haben gesagt: 'Dude, du hast dagegen gestimmt.' - 'Habe ich das?' Er wusste nicht einmal, wofür er gestimmt hatte", erzählt Brown.
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Für ihn ist die Haltung der Teams einfach "ungesund", denn was in einem Jahr gut für ein Team ist, kann im nächsten Jahr schon wieder schlecht für ein Team sein. Und diese Ich-vote-nur-für-das-was-gut-für-mein-Team-ist-Stimmen würde Brown gerne aus der Formel 1 verbannen und die FIA entscheiden lassen.
"Und manchmal gewinnt man und manchmal verliert man", sagt er. "Es könnte auch Zeiten geben, in denen wir kurzfristig etwas verlieren, weil wir lieber etwas blocken würden. Aber langfristig gesehen ist es einfach besser für den Sport und wir würden alle profitieren, wenn wir in einem Sport wären, in dem es um totale Fairness geht und alle die gleichen Voraussetzungen haben."