Wie viele Punkte hat McLaren in diesem Jahr durch Fehler verloren?
Lando Norris ist mit McLaren der Top-Verfolger von Max Verstappen in der Formel-1-Saison 2024 - Doch wo stünde der Rennstall, wenn er weniger Fehler gemacht hätte?
(Motorsport-Total.com) - Nach der Niederlage beim Großen Preis von Großbritannien stehen die Fehler von McLaren in der Formel-1-Saison 2024 im Rampenlicht. Diese Analyse, wie viele Punkte genau verschenkt wurden, zeigt, wie nahe das Team dem ansonsten unschlagbaren Spitzenreiter Red Bull gekommen wäre. In der Konstrukteurswertung trennen Red Bull und McLaren derzeit 78 Punkte, Ferrari liegt auf Platz zwei.
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Lando Norris hätte mit weniger Fehlern deutlich mehr Punkte auf dem Konto Zoom Download
McLaren wäre in einem sehr engen Formel-1-Titelkampf 2024 nur wenige Punkte hinter Red Bull gelegen, wenn das Team Fehler vermieden und seine Siegchancen in der ersten Saisonhälfte genutzt hätte.
Der Grand Prix von Großbritannien am vergangenen Wochenende war das zwölfte von 24 Rennen der laufenden Saison, in der Max Verstappen und Red Bull sowohl die Weltmeisterschaft als auch die Konstrukteurswertung anführen. Red Bull dominiert die Ground-Effect-Ära mit zwei Konstrukteurstiteln, Verstappen hat bereits drei Fahrertitel in Folge gewonnen.
In der Konstrukteurswertung liegt Red Bull derzeit 71 Punkte vor Ferrari, McLaren liegt mit sieben weiteren Punkten Rückstand auf dem dritten Platz. McLaren trauert einer weiteren verpassten Siegchance nach, denn in Silverstone hätte das Team in Orange Lewis Hamilton im Mercedes schlagen und einen Doppelsieg einfahren können.
Das Team verlor die Doppelführung in einem spannenden Rennen, weil das Wetter verrückt spielte. Erst war es trocken, dann nass, dann wieder trocken. Durch drei kritische Fehler bei den Boxenstopps ging die Führung flöten.
Beim ersten Stopp versäumte es das Team, Oscar Piastri direkt nach Lando Norris zum Service zu holen, und beim zweiten Stopp zogen die Mechaniker bei Norris weiche statt Medium-Reifen auf. Norris' Ausrutscher an der Box und der damit verbundene Zeitverlust waren ausschlaggebend dafür, dass Hamilton wieder die Führung übernahm.
McLaren-Teamchef Andrea Stella sagt nach dem Rennen: "Die verpassten Chancen sind vor allem eine gute Nachricht. Vor zwölf Monaten hatten wir solche Situationen noch nicht. Und wir müssen vor allem das Positive sehen."
"Wir dürfen nicht vergessen, dass das Team frustriert ist, weil wir mit unseren Fahrern auf dem Podium und in den Top 5 sind. Und noch einmal: Das Team hat die meisten Punkte geholt, oder?"
"Wenn wir nicht mit dem Positiven beginnen, bauen wir immer etwas auf, das dann wie ein Kartenhaus zusammenfällt. So bleiben wir immer auf dem gleichen Niveau", sagt Stella, der die gute Entwicklung bei McLaren in den Vordergrund stellen will.
McLaren im Aufschwung
Es stimmt zwar, dass McLaren im Vergleich zu Red Bull und den anderen Top-Teams von Jahr zu Jahr besser wird, weil das Team seit Juni 2023 kontinuierlich Fortschritte gemacht hat. Doch wäre es in dieser Saison in nur fünf Rennen nach Plan gelaufen, hätte der Rennstall bereits sechs Grand-Prix-Siege auf dem Konto - und nicht nur den einen, den Norris bei seinem Durchbruch in Miami holte.
Es waren die Rennen, in denen kleine oder große Fehler von McLaren den Unterschied ausmachten: Monaco, Kanada, Spanien, Österreich und Silverstone. In Silverstone hätte es theoretisch zwei unterschiedliche Ergebnisse gegeben, wenn McLaren einen oder beide seiner Boxenstoppfehler vermieden hätte.
In Monaco hätte Piastri, wenn er alle seine besten Sektoren in Q3 zusammenbekommen hätte, vor Rennsieger Charles Leclerc in der Startaufstellung gestanden und damit höchstwahrscheinlich den Grand Prix gewonnen.
Zahlreiche kleine Patzer
Norris hätte in Kanada gewinnen können, wenn er nicht versucht hätte, George Russell und Verstappen mit einem Overcut zu überholen. Während der Safety-Car-Phase verlor er die Zeit, die er gebraucht hätte, um vor den beiden zu bleiben.
Fotostrecke: Diese Siege hat McLaren in der Formel-1-Saison 2024 weggeworfen
In Miami ist Lando Norris am Ziel seiner Träume angekommen. Der Brite gewinnt (etwas glücklich) sein erstes Formel-1-Rennen. Seitdem kämpft McLaren praktisch an jedem Wochenende um den Sieg, doch einige davon sind auf der Strecke geblieben. Wir blicken auf die Patzer des britischen Rennstalls. Fotostrecke
In Barcelona waren es Norris' kostspielige, etwas langsamere Boxenstopps, die den Unterschied ausmachten, und der Brite hatte das Gefühl, dass er in seinem letzten Stint mit den Reifen hinter Verstappen etwas zu früh zu hart gepusht hatte.
Beim nächsten Rennen in Österreich hätte Norris Verstappen vielleicht geschlagen, wenn es nicht zu dem Zwischenfall gekommen wäre, für den der McLaren-Pilot nach Ansicht der Rennkommissare teilweise, aber nicht "hauptsächlich" verantwortlich war, weil Verstappen die Tracklimits überschritten hatte.
McLaren wäre eng an Red Bull dran
Angenommen, McLaren hätte stattdessen alle Chancen genutzt und die Reihenfolge hinter ihm hätte sich nicht verändert, dann würde sich die Konstrukteursmeisterschaft nach diesem Modell ändern - zugunsten von McLaren.
Red Bull würde weiterhin den ersten Platz belegen, aber die Gesamtpunktzahl würde von 373 auf 364 sinken, während McLaren mit 351 Punkten auf den zweiten Platz vorrücken würde - der Abstand zwischen den beiden Teams würde nur noch 13 Punkte betragen.
Ferrari würde mit einem Rückstand von 55 Punkten auf den dritten Platz zurückfallen, während die Position von Mercedes auf dem vierten Platz unverändert bliebe, allerdings mit einem etwas geringeren Punktestand (214 statt 221 Punkte).
Weitere theoretische Gedankenkonstrukte
Hätte McLaren in Silverstone einen Doppelsieg gelandet - vorausgesetzt, Norris wäre vor Piastri ins Ziel gekommen, was vor den ersten Boxenstopps den Anschein machte - wäre der Abstand zu Red Bull auf nur noch vier Punkte geschrumpft (361 zu 357) und Mercedes hätte nur noch 211 Punkte auf dem Konto.
Eigentlich müsste McLaren die WM anführen!
Hätte McLaren die vielen Strategie- und sonstigen Fehler der Saison 2024 nicht begangen, könnte das Team die Konstrukteurs-WM bereits anführen. Weitere Formel-1-Videos
Wendet man die gleichen Annahmen für diese Rennen und ihre theoretischen Ergebnisse auf die Fahrerwertung an, läge Verstappen immer noch an der Spitze, Norris aber nur noch 26 Punkte hinter ihm auf Platz zwei, der Rückstand beträgt in der aktuellen realen Situation 84 Punkte.
Zum Vergleich: Zur Halbzeit der Saison 2021 lag Hamilton in der Formel 1 nur acht Punkte vor Verstappen. Doch zurück zur alternativen Saison 2024: Der aktuelle Weltmeister könnte statt sieben nur fünf Siege einfahren, Norris käme auf vier Siege, Piastri wäre einmal auf Platz eins gewesen, während Leclerc ohne Sieg dastünde.
McLaren muss Fehler minimieren
Norris könnte unter Berücksichtigung eines möglichen McLaren-Doppelsieges in Silverstone nur 23 Punkte hinter Verstappen liegen. In jedem Fall fällt Leclerc in der Fahrerwertung um einen Platz und drei Punkte hinter seinen Teamkollegen Carlos Sainz zurück - die beiden liegen derzeit in der realen Weltmeisterschaft auf den Plätzen drei und vier, wobei der Monegasse die Nase vorn hat.
Die Saison 2024 ist im Vergleich zur eintönigen Vorsaison sehr spannend. Ohne die Fehler von McLaren hätte diese Weltmeisterschaft ein eigenes Kapitel in den Geschichtsbüchern der Königsklasse bekommen können. Hätte ...