Lewis Hamilton: "Hatte nicht mehr das Gefühl, dass ich noch gut genug bin"
Lewis Hamilton offenbart nach dem Ende seiner Durststrecke große Selbstzweifel - wie Toto Wolff half und ausgerechnet Nico Rosberg weiter an ihn glaubte
(Motorsport-Total.com) - Nur sein ehemals größter Rivale glaubte noch an ihn: Ausgerechnet Nico Rosberg sagt am Sonntag Lewis Hamiltons Sensationssieg in Silverstone voraus!
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Musste sich die Tränen wegwischen: Lewis Hamilton am Ende seiner Durststrecke Zoom Download
Vor dem Rennen prognostiziert der Deutsche bei Sky: "Ich setze heute auf Lewis. Weil ich denke, dass Mercedes echt gut aussieht, und seine Rennpace hier, an die erinnere ich mich noch, weil ich dagegen antreten musste", schmunzelt Rosberg: "Die ist richtig stark auf dieser Strecke. Also irgendwie habe ich das Gefühl, er kann vielleicht die Lewis-Magie zeigen und das schaffen."
Gesagt, getan: Bei seinem Heimspiel feiert der Brite seinen 104. Grand-Prix-Sieg, den neunten allein in Silverstone: Rekord!
Anschließend fließen beim Rekordweltmeister Tränen der Erleichterung: "Ich kann nicht aufhören zu weinen. Ich denke, du weißt, seit 2021 stehe ich jeden Tag auf, versuche zu kämpfen, zu trainieren, mich ganz der Sache zu verschreiben, und so hart wie möglich mit diesem unglaublichen Team zu arbeiten", sagt Hamilton zu einem anderen Ex-Teamkollegen, der die Top-3-Interviews führt, Jenson Button.
Dabei räumt Hamilton ein: "Ich meine, es gab definitiv Tage zwischen 2021 und jetzt, wo ich nicht mehr das Gefühl hatte, dass ich noch gut genug bin, oder dass ich wieder dahin zurückgelangen werde, wo ich heute bin."
Mercedes-Teamchef Wolff litt mit Hamilton
Sein Umfeld hätte ihn aber dabei unterstützt, sich immer wieder aufzurappeln: "Das Wichtigste ist, dass ich großartige Leute um mich rum hatte, die mich und mein Team unterstützen. Wann immer ich sehe, wie viel Mühe sie sich geben, ermutigt mich das, das Gleiche zu tun."
Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der sich passenderweise seit Jahren als Investor für eine App zum Thema psychische Gesundheit engagiert, wusste um die Selbstzweifel bei seinem Superstar: "Unsere Beziehung geht ja schon eine lange Zeit zurück und wir beide haben an verschiedenen Stellen gelitten", sagt Wolff.
"Er war da für mich. Und in jüngerer Vergangenheit habe auch ich versucht, meinen Teil beizutragen, wenn er mal gezweifelt hat", verrät der Mercedes-Teamchef: "Deswegen fühlt es sich wirklich toll an, dass er all die schlechten Gedanken und die Negativität zur Seite schieben konnte, und mit dieser Performance ankommt - ich denke, da fällt eine große Last von seinen Schultern."
Hamilton: "Das emotionalste Ende eines Rennens"
Wie groß, das offenbaren am Sonntag die Emotionen des Rekordchampions: "Als ich über die Ziellinie gefahren bin, hat sich etwas gelöst, was ich viel zu lange in mir getragen habe", sagt er bei Sky: "Es war das emotionalste Ende eines Rennens, das ich je erlebt habe. Ich habe noch nie geweint."
Der Mercedes-Star verrät: "Ich erinnere mich an Rubens Barrichello." Der Brasilianer weinte nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg in Hockenheim 2000 auf dem Podium wie ein Schlosshund.
"Manchmal habe ich mich gefragt, warum das bei mir nie passiert ist", sagt Hamilton: "Aber nach so einer schwierigen Saison 2021, nach der wir versucht haben, es wieder an die Spitze zu schaffen, aber als Team durch eine schwierige Zeit gingen, hatte ich große Zweifel in meinem Hinterkopf."
Der Brite räumt ein: "Manchmal wollte ich nicht mehr weitermachen." Doch Hamilton machte weiter - und wurde 945 Tage nach seinem letzten Sieg mit dem wohl emotionalsten seiner Karriere belohnt: "Wieder aufzustehen, es zu versuchen, es heute zu schaffen, wieder zu gewinnen ... das ist das tollste Gefühl, an das ich mich erinnern kann."