• 30. Juni 2024 · 19:14 Uhr

Wolff schreit Russell an: "Die größte Dummheit in meinen zwölf Jahren F1"

Mercedes bekommt in Spielberg den Sieg geschenkt, Teamchef Toto Wolff setzt ihn vor lauter Freude durch einen emotionalen Ausbruch aber wieder aufs Spiel

(Motorsport-Total.com) - Wer Toto Wolffs breites Grinsen nach George Russells Sieg beim Großen Preis von Österreich sieht, dem wird klar, welche Erleichterung der erste Saisonerfolg der Silberpfeile auch für den Mercedes-Teamchef ist: "Es war eine lange Zeit: In Brasilien 2022 war ich nicht dabei. Das letzte Mal, dass ich gewonnen hab, war irgendwann mal in 2021", lacht Wolff am Sonntag in Spielberg.

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Mercedes-Teamchef Toto Wolff jubelt mit Spielberg-Sieger George Russell Zoom Download

Die Vorfreude auf den unverhofften Erfolg, ermöglicht durch den Crash der Führenden Max Verstappen und Lando Norris, war beim Wiener dabei tatsächlich so groß, dass er sogar kurz die emotionale Kontrolle verliert - und damit Russell im Cockpit erschreckt!

Der Brite berichtet nach dem Rennen: "Auf einmal hörte ich Toto schreien: 'Du kannst das gewinnen!' Ich wäre fast gecrasht, weil er mir so in die Ohren geschrien hat. Es war echt laut. Aber das zeigt auch, wie viel Leidenschaft wir alle haben." Dabei fiel Russells erste Reaktion allerdings weit weniger freundlich aus: "Lass mich verdammt nochmal fahren", blaffte er am Funk zurück.

Wolff: "Werde mich dafür immer schämen"

Wolff kann darüber nach dem Rennen nur lachen und schüttelt über sich selbst den Kopf: "Ich habe die größte Dummheit in meinen zwölf Jahren Formel 1 gemacht! Wie ich gesehen habe, dass die kollidiert sind, habe ich den Funk aufgemacht und gesagt: 'We can win this!' Während er auf der Bremse gestanden ist von 300 auf Kurve drei", sagt der Österreicher bei ServusTV.

In Richtung des neben ihm stehendem Günther Steiner scherzt Wolff: "Ich glaube, damit habe ich dich abgelöst, mit dem dümmsten aller Funksprüche. Ich bin jetzt die Nummer eins, eindeutig."

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Der Moment der Zieldurchfahrt: Mercedes darf nach langer Durststrecke jubeln Zoom Download

Bei Sky erklärt der Mercedes-Teamchef in Bezug auf seine Aktion: "Das war eines der dümmsten Dinge, die ich je gemacht habe, muss ich wirklich sagen. Ich habe überhaupt nicht auf GPS geschaut, wo er ist, einfach nur emotional auf den Knopf gedrückt", so der Mercedes-Teamchef.

Für die Zukunft gelobt er Besserung: "Da muss ich erst mal nachdenken." Für Wolff steht fest: "Ich werde mich dafür immer schämen." Und weiter: "Damit hätte ich ihn raushauen können, man stelle sich mal vor, wie sich das angefühlt hätte ... wirklich peinlich."

Trotz Red Bull: Echtes Heimspiel-Feeling für Wolff

Somit darf Wolff, neben dem langersehnten Sieg, gleich ein zweites Mal am Sonntag erleichtert sein: Dass der Erfolg dem Mercedes-Boss - der auch von den vielen Fans, die nach dem Rennen auf die Start-Ziel-Geraden strömen, abgefeiert wird, obwohl Spielberg eigentlich tiefstes Red-Bull-Territorium ist - viel bedeutet, daran lässt der Österreicher keinen Zweifel:

"Ich habe hier sehr viel Zeit verbracht. Wie ich 19, 20 war, war ich in der Racing School der Instruktor, bin da entlang gelatscht, hunderte Male, habe am Bauernhof hier gelebt. Also es fühlt sich schon wirklich wie ein Heimrennen an hier", zeigt sich der 52-Jährige dankbar.

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Trotz Red-Bull-Heimspiel: Toto Wolff steht bei den Fans hoch in der Gunst Zoom Download

Dabei weiß Wolff selbst, dass Mercedes am Sonntag "natürlich die glücklichen Gewinner" waren: "Uns ist wirklich ein Stein vom Herzen gefallen. Wir haben im letzten Jahr nicht gewonnen, jetzt haben wir wieder den Sieg", sagt der Silberpfeil-Boss.

Mit Blick auf Sieger Russell fügt er an: "Es hat an Pace gefehlt zum Norris und zum Max, das war ganz klar. Aber so wie die vorne gekämpft haben, haben wir uns gedacht: Das kann auch ins Auge gehen. Und er war dann da, war nur 15 Sekunden dahinter, und hat das abgestaubt."

Wolff zu Max und Lando: "Sicherlich einiges zu besprechen"

Kurios: Den entscheidenden Crash zwischen Verstappen und Norris bekam Wolff zunächst überhaupt nicht mit: "Ich habe es gar nicht gesehen. In meiner Aufregung habe ich nur gesehen, dass einer einen Reifenschaden hatte und der andere glaube ich auch. Wie es passiert ist, weiß ich nicht", räumt der Österreicher nach dem Rennen in Bezug auf die Sekunden vor seiner impulsiven Funk-Attacke auf Russell ein.

Mit Blick auf Verstappen und Norris kommt Wolff dennoch nicht um ein weiteres süffisantes Grinsen herum: "Sie sind gute Freunde. Sie werden heute im Flieger nach Hause sicherlich einiges zu besprechen haben." In Bezug auf die harten Bandagen der beiden WM-Rivalen auf der Strecke, sagt der Mercedes-Boss: "Sie haben sich nichts geschenkt. Es war fast so ein Spiel, wer hat die breiteren Ellenbogen? Dann hat einer begonnen den anderen zu ärgern ..."

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George Russell lässt sich nach seinem zweiten Grand-Prix-Sieg feiern Zoom Download

Mit dem glücklichen Ende für Mercedes. Der geerbte Sieg gebe Mercedes "ganz viel Auftrieb" für das anstehende Heimspiel in Silverstone, so Wolff: "Ein Motivationsschub für alle, sehr positiv", sagt der Österreicher und fügt an: "Wir haben nie den Kopf hängen lassen, einfach immer weiter gepusht. Es sind viele Mitarbeiter hier, die noch nie ein Rennen gewonnen haben, junge Leute. Deswegen ist es wichtig, dass wir das jetzt eingefahren haben."

Mercedes "wirklich auf dem Weg zurück"

Seinen eigenen Anteil daran will Wolff indes nicht zu hoch bewerten: "Ich glaube, ich kann da am wenigsten für mich in Anspruch nehmen an Leistung. Als Teamchefs kriegen wir viel zu viel Aufmerksamkeit, am Ende ist es die Physik: Wir haben es mit dem Engineering verhaut in den letzten Jahren und jetzt scheinen wir wirklich auf dem Weg zurück zu sein."

Wolff kündigt an: "Jedes Rennen bringen wir Upgrades und es wird stärker. In Ungarn kommt etwas, in Spa kommt etwas - und vielleicht können wir diese zwei Zehntel, zweieinhalb Zehntel im Schnitt, die uns fehlen, dann aufholen." Damit Mercedes endlich wieder ohne fremde Geschenke gewinnen kann, sich Wolff wieder an das Siegen gewöhnt - und Russell am Funk nicht mehr vor den "Dummheiten" seines Chefs zittern muss ...

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