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Kein Plan B für Daniel Ricciardo: Endet seine Formel-1-Karriere?
Helmut Marko zeichnet düstere Aussichten für Daniel Ricciardos Zukunft, der selbst keinen Plan B hat - Ist die Formel-1-Zeit für den Australier nach 2024 beendet?
(Motorsport-Total.com) - Sind Daniel Ricciardos Tage in der Formel 1 gezählt? Hört man Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko in diesen Tagen zu, dann kann man eigentlich schon fast davon ausgehen: "Die Shareholder haben kundgetan, dass es ein Juniorteam ist und dementsprechend müssen wir agieren", wird der Österreicher von der Kleinen Zeitung zitiert.
Gemeint ist damit natürlich das Racing-Bulls-Team, das einst unter dem Namen Toro Rosso Junioren den Einstieg in die Formel 1 bieten sollte, um sie für Red Bull vorzubereiten. Einen ähnlichen Plan gab es mit Ricciardo nach seinem Comeback, nur dass der 34-Jährige kaum als Junior bezeichnet werden kann.
Doch das Cockpit bei Red Bull hat für die kommenden beiden Jahre Sergio Perez bekommen, "somit ist dieser Plan hinfällig", betont Marko. "Da muss man jetzt demnächst einen jungen Fahrer reinsetzen. Das wäre dann Liam Lawson."
Zwar ist beim RB-Team noch nichts fix, doch es klingt bereits danach, dass Ricciardo kaum noch Chancen auf einen Verbleib in der Formel 1 hat.
Er selbst hat die Aussagen von Marko erst vor Ort in Österreich mitbekommen. "Das ist in Ordnung", sagt er. "Es ändert nichts daran, was ich tun werde."
Denn Ricciardo weiß: "Das Überstrahlende in diesem Sport ist Performance, und das gibt mir die beste Chance hier zu bleiben. Das ist mir klar. Es ist nicht mein Lächeln oder sonst etwas, sondern das, was auf der Strecke passiert."
Ihm ist bewusst, dass er sich mit guten Leistungen empfehlen muss, um vielleicht doch noch eine Chance zu haben, den Platz zu behalten. Zuletzt in Barcelona hatte es für ihn einen auf den ersten Blick ernüchternden 15. Platz gegeben, mit dem er aber eigentlich zufrieden war, weil er Teamkollege Yuki Tsunoda endlich einmal im Griff hatte.
"Es waren jetzt zumindest zwei bessere Wochenenden in Folge", sagt er, weiß aber auch: "Zwei ist natürlich nicht genug, aber wir haben jetzt noch zwei weitere vor uns, von daher habe ich definitiv die Chance, mit einem positiven Momentum in den Sommer zu gehen."
Lawson absolviert Formel-1-Test
Die Situation rund um eine mögliche Ablöse durch Liam Lawson hat zuletzt an Fahrt aufgenommen - und das nicht erst durch die Aussage von Marko. Es ist bekannt, dass Red Bull Zugriff auf den Neuseeländer verliert, wenn sie ihm 2025 kein Formel-1-Cockpit verschaffen. Will Red Bull das vermeiden, dann muss Ricciardo weichen.
Zudem darf Lawson in diesen Tagen einen Formel-1-Test in einem früheren Fahrzeug absolvieren. Und genau das dürfte Ricciardo auch schrecklich bekannt vorkommen. Denn genau einen solchen Test hatte er vor rund einem Jahr absolviert, als er den glücklosen Nyck de Vries bei AlphaTauri ablösen sollte. Genau um das Cockpit könnte es jetzt wieder gehen.
Fotostrecke: Die aussichtsreichsten Junioren der Formel-1-Teams 2024
Bei Mercedes überstrahlt ein Name alles: Andrea Kimi Antonelli gilt als DAS nächste Supertalent der Formel 1 und hat in seiner Zeit im Mercedes-Kader schon 15 Titel geholt, zuletzt die Meisterschaft in der FRECA. Man hat so großes Vertrauen in ihn, dass er die Formel 3 auslassen und gleich mit Prema in die Formel 2 einsteigen darf. Fotostrecke
"Ich glaube, das ist schon eine Weile in Planung", versucht der Australier nicht zu viel hineinzuinterpretieren. "Aber wenn man älter wird, dann versteht man, dass man nur kontrollieren kann, was man auch in der eigenen Hand hat."
"Wenn Liam einen fantastischen Test hat, dann ist das 100 Prozent gut für Liam, aber das habe ich nicht in der Hand", sagt er. "Wünsche ich ihm, dass es schlecht läuft? Überhaupt nicht. Aber ich bin derjenige, der derzeit im Renncockpit sitzt, von daher muss ich alles tun, um die Dinge unter Kontrolle zu haben, die mir möglich sind."
Das heißt: Wenn er in Spielberg und in Silverstone gut performt, dann könne die Sachlage schon eine ganz andere sein, meint er.
Kein Plan B
Und noch gibt es kein Ultimatum für Ricciardo - zumindest keines, von dem er gehört hat. "Aber ich bin schon so lange in dem Sport, dass ich weiß: Wenn mir jedes Wochenende der Hintern versohlt wird, dann wird irgendwann schon jemand sagen: 'Junge, leg mal zu, sonst ...'"
Sonst läuft die Zeit bei den Racing Bulls bald ab. Und dann? Ricciardo gibt zu, dass es ihm derzeit an anderen Optionen mangelt. "Ich bin nicht stur oder arrogant, aber ich schaue mich nirgendwo anders um", sagt er.
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Am 1. Juli 1989 wird Daniel Joseph Ricciardo in Perth, Australien, geboren. Damals ahnte seine Familie noch nicht, welch großen Traum sich der Sonnyboy wenige Jahre später in Europa verwirklichen sollte: Formel-1-Fahrer. Wir blicken zurück auf seine Anfänge und seine bisherige Laufbahn! Fotostrecke
Denn Ricciardo hatte unlängst einmal gesagt, dass er seine Formel-1-Karriere gerne im Red-Bull-Lager beenden würde. "Ich bin wirklich gerne zurück in der Familie und seltsamerweise genieße ich manchmal die Sticheleien von Helmut, weil ich denke, dass sie manchmal auch nur da sind, um mich anzuheizen und das Beste aus mir zu holen."
Angst, dass ihm andere Cockpits ausgehen, wenn Red Bull noch länger wartet, habe er ebenfalls nicht: "Vielleicht bin ich an einem Punkt, wo ich sage: Es kommt, wie es kommt", meint er. "Ich werde alles in die Waagschale werden, und wenn es reicht, dann großartig. Und wenn nicht, dann okay, dann habe ich zumindest alles getan, was ich konnte."
Fahrstil etwas zu rund und relaxt
Ein paar Rennen dürfte Ricciardo noch bekommen, um sich zu beweisen. Findet er doch noch den heiligen Gral? Immerhin scheint er sich mittlerweile seiner Schwäche bewusst zu sein, warum es für ihn aktuell zu selten rund läuft.
Er sagt, ihm fehle aktuell so ein wenig der letzte Biss, das letzte Etwas, das eine gute Runde zu einer noch besseren macht. "Vielleicht bin ich manchmal etwas zu selbstsicher und dadurch etwas zu relaxt. Vielleicht liegt ein Stückchen Wahrheit da drin", meint er.
"Ich versuche noch herauszufinden, wo ich auf meinem besten Niveau performe, denn es ist wohl nicht mehr da, wo es vor zehn Jahren war", so Ricciardo. "Dinge verändern sich, aber ich brauche dieses gewisse Etwas. Ich muss mehr fahren als würde ich die Zähne zusammenbeißen. Das ist das Richtige für mich, anstatt dieses zu relaxt sein und zu sehr wie Jenson [Button] sein."