• 26. Juni 2024 · 15:21 Uhr

Was Norris' letzter Stint über das Reifenmanagement in der F1 verrät

Lando Norris zweifelt bezüglich seines letzten Rennstints in Barcelona und lenkt den Fokus damit auf einen Reifentrick, den uns Pirellis Chefingenieur ausführlich erklärt

(Motorsport-Total.com) - Zwar machte sich Lando Norris seine Hoffnungen auf einen Sieg beim Grand Prix von Spanien in der Formel 1 bereits am Start zunichte. Doch mit einem starken letzten Stint schaffte es der McLaren-Pilot, den Rückstand auf Rennsieger Max Verstappen im Ziel auf nur noch 2,2 Sekunden zu verkürzen.

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Lando Norris holte im letzten Stint auf Max Verstappen auf, jedoch nicht genug Zoom Download

Hinterher bedauerte Norris jedoch, wie er den letzten Stint über 19 Runden auf frischen Softs gehandhabt hatte. Er fragte sich, ob er nicht besser auf einen Reifentrick hätte setzen sollen, den er und McLaren in diesem Jahr sehr gut beherrschen.

Dabei geht es darum, frischen Gummi nach einem Stopp langsam einzufahren, weil er auf lange Sicht viel besser funktioniert, als wenn die Fahrer direkt aus der Box pushen.

Nach dem Rennen sagte Norris: "Es war nicht der längste letzte Stint, also wusste ich nicht, ob wir zu dem Zeitpunkt im Stint kommen würden, an dem wirklich aufhole. Ich denke, dass die Abstände in den letzten drei Runden ziemlich groß waren, wenn man bedenkt, wie sehr wir verkürzen konnten. Das ist hart."

"Ich weiß nicht, ob ich am Anfang vielleicht ein bisschen zu sehr gepusht habe und am Ende ein bisschen mehr zu kämpfen hatte. Es ist sehr schwierig, diese Dinge zu beurteilen."

Was Norris meint: Als er für den Endspurt zur Zielflagge aus der Box kam und sich bewusst war, dass er einen Rückstand von 7,696 Sekunden aufholen musste, zum Angriff überging. Seine erste fliegende Runde war eine 1:17.377 Minuten. Zwei Runden später drehte er die schnellste Rennrunde - 1:17.115 Minuten.

Warum es besser ist, nicht sofort zu pushen

Auf diese Weise das Maximum herausholen, ist aber nur der offensichtlichste Weg. Hinter den Kulissen verbringen Formel-1-Teams und -Fahrer viel Zeit und Mühe damit, einen anderen Ansatz zu finden, der am Ende des Tages oft sogar besser ist.

Dabei geht es darum, es direkt aus der Box heraus ruhiger angehen zu lassen. Die Fahrer arbeiten daran, ihre Reifen über mehrere Runden langsam einzufahren - was ihnen letztendlich einen stabileren Druck und eine bessere Temperatur beschert, was wiederum eine bessere Leistung für den Rest des Stints bedeutet.


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Wie Pirellis Chefingenieur Simone Berra erklärt, geht es darum, die Reifen in ein Zeitfenster zu bringen, in dem sie ihre beste Leistung entfalten. "Es hängt alles mit der Temperatur der Karkasse und natürlich mit dem Druck zusammen", erklärt er.

"Es gibt eine Art Trägheit für die Reifen. Wenn man sie sanft einfährt, steigen Karkassentemperatur und Druck allmählich an. Wenn die Lauffläche des Reifens abgenutzt ist, stabilisiert man sie bei einem niedrigeren Druck, anstatt so schnell wie möglich zu pushen und einen Spitzenwert für Temperatur und Druck zu haben."

"Wir wissen, dass ein niedrigerer Druck viel besser ist als ein höherer, weil man eine größere Aufstandsfläche hat. Außerdem kann durch die Karkassentemperatur und den Druck auch die Kurvensteifigkeit des Reifens verbessert werden."

"Wenn man einlenkt und die Kurvenmitte erreicht, entstehen bei höheren Temperaturen natürlich mehr Probleme mit dem Handling. Man erzeugt zum Beispiel mehr Untersteuern", weiß Berra. Für ihn sind die Vorteile daher nicht zu unterschätzen, wenn Fahrer und Teams es schaffen, ihre Reifen früh im Stint zu schonen.

Pirelli: Unterschied kann signifikant sein

"Es ist wirklich teamabhängig, aber der Unterschied könnte um ein halbes oder ganzes PSI (Druckeinheit; Anm. d. R.) betragen. Es kann also signifikant sein", so der Experte.

"Wenn man die Reifen managt, kann man den Druck und die Temperatur unter Kontrolle halten und sie dort stabilisieren, wo man sie haben möchte. Es ist also immer ein guter Kompromiss, die Reifen sanft einzufahren. Man hat in diesem Jahr mehrfach gesehen, dass das vorteilhafter war, als von Beginn an zu pushen."

Ein klassisches Beispiel dafür war der Grand Prix von Italien in diesem Jahr, wo Norris es zu Beginn des letzten Stints ruhiger angehen ließ, bevor seine Reifen bei einer weiteren Verfolgungsjagd auf Verstappen ihren Höhepunkt erreichten.

Der Brite wird nie mit Sicherheit wissen, ob die Dinge anders gelaufen wären, wenn er es in den ersten Runden des letzten Stints von Barcelona ruhiger angegangen wäre.

Aber in der Formel 1, die so hart umkämpft ist wie jetzt, liegt es auf der Hand, dass die richtige Herangehensweise - früh mit den Reifen pushen oder sie schonend einsetzen - ein entscheidender Faktor im Kampf um den Sieg geworden ist.

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