Updates Barcelona: Die Mega-Pakete von Ferrari und Red Bull
Ferrari und Red Bull legen nach im großen Stil: Welche technischen Neuerungen beim Spanien-Grand-Prix im Einsatz sind und welche Teams keine Updates bringen
(Motorsport-Total.com) - Der Spanien-Grand-Prix in Barcelona ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Termin für die Weiterentwicklung der Formel-1-Autos. Dieses Mal aber trägt der Circuit de Barcelona-Catalunya nicht den Europa-Auftakt der Rennsaison aus. Und deshalb verzichten gleich vier Teams auf Updates an ihren Rennautos: Alpine, McLaren, Mercedes und Williams.
Vor allem McLaren sticht aus dieser Aufzählung heraus: Das aktuell drittplatzierte Team in der Formel-1-Konstrukteurswertung hat bisher einzig beim Miami-Grand-Prix technische Neuerungen vorgestellt und weder davor noch danach weitere Updates eingesetzt. (Hier unsere Update-Übersicht zur Saison 2024 abrufen!)
Bei Mercedes waren für Spanien eigentlich Neuerungen erwartet worden. Im offiziellen Update-Dokument des Automobil-Weltverbands (FIA) aber hat das Team keine Angaben gemacht. Dennoch fahren Lewis Hamilton und George Russell in Spanien mit einem neuen Unterboden. Hat Mercedes also einfach schlicht auf die Dokumentation seiner Neuteile verzichtet?
Die Antwort auf diese Frage lautet: Nein, Mercedes musste sein Unterboden-Update per Artikel 19.1 im Sportlichen Reglement gar nicht angeben. Denn das Update besteht lediglich aus einer Gewichtsersparnis im Vergleich zur Vorversion, ist aber rein äußerlich identisch. Und nur eine äußerliche Änderung muss per FIA-Vorgabe auch dokumentiert werden. Hier lief also alles regelkonform ab.
Oder wie es Mercedes-Teamchef Toto Wolff in der Pressekonferenz formulierte: "Wir haben hier neue Teile dabei, aber man sieht sie vielleicht nicht."
Fünf Neuerungen am Red Bull RB20
Anderswo wiederum ist die Liste der Neuerungen gut gefüllt: Red Bull zum Beispiel hat seinen RB20 für das zehnte Rennwochenende des Jahres an fünf Stellen modifiziert.
Es gibt einerseits einen veränderten Lufteinlass im Seitenkasten, was die Kühlung bei höheren Umgebungstemperaturen verbessern soll. Gleichzeitig will Red Bull damit die Anzahl der Kühlschlitze in Seitenkasten und Motorhaube reduzieren. Passend dazu hat das Team die Motorhaube und die Abdeckung der Seitenkästen umgebaut. Und ebenfalls passend dazu ist die Oberseite des Unterbodens verändert worden.
Spannend wird es auch am Heck des Fahrzeugs: Red Bull hat die Heckflügel-Endplatten im unteren Drittel nach außen gewölbt, um auf der Innenseite mehr Platz zu schaffen für größere Beam-Wing-Elemente. Die sollen mehr Abtrieb auf der Hinterachse erzeugen und die Gesamtbalance des RB20 verbessern.
Ferrari mit sieben Updates in Barcelona
Ferrari nennt im FIA-Dokument sogar sieben Bereiche an seinem Fahrzeug, die sich seit dem Kanada-Grand-Prix verändert haben, darunter modifizierte Cockpit-Winglets auf Höhe des Überrollbügels Halo, wie sie ursprünglich in Imola eingeführt wurden.
Ähnlich wie bei Red Bull befinden sich die größten Änderungen hinter dem Fahrer: Ferrari hat die Seitenkästen des SF-24 noch stärker eingeschnitten als bisher und will damit den Luftstrom noch gezielter über den Unterboden zum Heck des Fahrzeugs leiten. Dabei soll der ebenfalls modifizierte Unterboden unterstützen.
Interessant ist in Barcelona vor allem die Rückansicht des Autos: Rund um den Diffusor hat sich einiges getan, auch das als Reaktion auf die Aerodynamik-Änderungen weiter vorne am Fahrzeug. Ferrari verspricht sich "mehr Abtrieb" von den Anpassungen an Unterboden-Hinterkante und Diffusor.
Als ausdrücklich streckenspezifisches Update führt das Team in Barcelona zusätzlich einen neuen Heckflügel ein, der speziell auf Rennstrecken mit mittlerem und hohem Abtriebsniveau zugeschnitten ist. Sprich: Diese Heckflügel-Variante generiert mehr Abtrieb.
Nur kleinere Neuerungen bei Aston Martin
Nach zuletzt nur kleinen Updates legt Aston Martin in Spanien mit dem größten Paket seit Imola nach, aber der AMR24 verändert sich dadurch nur im Detail.
Neu ist die Aufhängungs-Verkleidung an der Vorderachse, die den Luftstrom in diesem Bereich des Fahrzeugs glätten soll. Ebenso neu sind an diesem Wochenende die Luftein- und Auslässe der vorderen Bremsschächte. Der erhoffte Effekt ist in beiden Fällen der gleiche: Aston Martin wünscht sich mehr Abtrieb an der Vorderachse.
Auf Höhe der Hinterachse hat das Team die Position eines Luftleitblechs verändert und auch dessen Unterkante angepasst. Das schafft mehr Abtrieb an der Hinterachse.
Racing Bulls mit bisher umfangreichsten Update
Für Racing Bulls stellen die Neuerungen in Barcelona das bisher umfangreichste Update in dieser Saison dar. Und ähnlich wie bei Schwesterteam Red Bull gibt es einen neuen Lufteinlass im Seitenkasten sowie eine veränderte Motorhaube und einen ebenso angepassten Unterboden. Auch hier soll der Luftstrom zum Heck optimiert werden, natürlich zugunsten von mehr Abtrieb.
Analog zu Ferrari hat auch Racing Bulls einen neuen Heckflügel dabei, führt diesen aber als Performance-Update ein. Die neue Variante für Strecken mit mittleren oder hohen Abtriebsanforderungen soll vor allem eine Effizienzsteigerung darstellen: mehr Abtrieb generieren und den Luftwiderstand reduzieren.
Streckenspezifisch hat das Team die vorderen Bremsschächte auf die Version von vor Monaco zurückgebaut. Begründung: "Wir verwenden kleinere Bremsschächte, weil wir weniger Kühlluft brauchen. Diese Energie kann an anderer Stelle des Autos verwendet werden, um effizient Abtrieb zu generieren."
Der ebenfalls streckenspezifisch modifizierte Beam-Wing versteht sich als "Zwischenschritt" und soll einerseits den Luftwiderstand reduzieren, andererseits Heckflügel und Diffusor "aerodynamisch unterstützen", so beschreibt es Racing Bulls.
Wieder ein neuer Heckflügel bei Sauber
Nach Monaco legt Sauber erneut nach beim Heckflügel. Dieses Mal ist eine neue Halterung am Start, dazu ein modifiziertes Flügelprofil. Beides dient laut Teamangaben der "verbesserten Gesamteffizienz des Fahrzeugs". Passend dazu hat Sauber die Luftauslässe der vorderen Bremsschächte verändert. Das soll den Luftstrom nach hinten optimieren und gleichzeitig die Kühlerfordernisse in Spanien erfüllen.
Mini-Update bei Haas am Heck
Das kleinste Update beim Spanien-Grand-Prix in Barcelona findet sich am Haas VF-24, nämlich ganz hinten am Auto, auf der hinteren Crashstruktur unterhalb des Heckflügels. Dort hat das Team ein Mini-Winglet angebracht, das zusätzlichen Abtrieb generieren soll - wenn auch nur in "geringfügigem" Umfang, das betont Haas.