Formel-1-Technik: Der neue Heckflügel-Trick von Red Bull
Wie Red Bull in der Saison 2024 seinen Heckflügel optimiert hat und wie Alpine und Aston Martin in der Formel 1 seit 2023 zu Trendsettern geworden sind
(Motorsport-Total.com) - Erst Monaco, dann Montreal: Beide Rennstrecken stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an das Material in der Formel 1. Eines aber bleibt gleich: Der Heckflügel eines Rennautos muss unter den jeweiligen Bedingungen das erforderliche Abtriebsniveau generieren, und hier hat Red Bull in Kanada den nächsten Entwicklungsschritt präsentiert.
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Detailaufnahme des Red-Bull-Heckflügels beim Kanada-Grand-Prix 2024 Zoom Download
Auf der Suche nach mehr Effizienz am Heckflügel hat das Weltmeister-Team sein bisheriges Design im Detail verändert. Neu ist ein kleines Luftleitblech am Übergang von seitlicher Endplatte auf Flügelprofil unmittelbar vor der Haltestrebe des oberen Flügelelements (rote Pfeile). Und dieses kleine Luftleitblech reicht aus, um den Luftstrom an dieser Stelle positiv zu beeinflussen. Sprich: mehr Abtrieb.
Red Bull hat den Kanada-Flügel im ersten Freien Training einer Überprüfung unterzogen und den RB20 mit sogenannter Flow-Vis-Farbe am Heckflügel auf die Strecke geschickt. Mit dieser Spezialfarbe und deren Verlauf können die Ingenieure nachvollziehen, ob die Luft den gewünschten Weg nimmt über die aerodynamischen Oberflächen am Rennauto.
Ob dieser Ansatz Nachahmer finden wird in der Formel 1? Das ist noch unklar. Fest steht aber: Seit 2023 haben sich gewisse Heckflügel-Trends nach und nach durchgesetzt in der Startaufstellung, und das, obwohl sie nicht von Topteams eingeführt wurden. Ein Beispiel sind die Heckflügel-Varianten mit von den seitlichen Endplatten abgesetzten Flügelprofilen, wie sie auch Red Bull verwendet.
Das Heckflügel-Vorbild aus der Saison 2023
Diese Designrichtung geht zurück auf Alpine und Aston Martin. Beide Rennställe hatten ihre Versionen erstmals 2023 in Monaco am Start. Seither haben alle anderen Formel-1-Teams nachgezogen: Entweder ist die Konstruktion ausprobiert und wieder verworfen worden oder sie ist - teilweise in abgewandelter Form - noch im Einsatz.
Der Vorteil gegenüber der eigentlich vom Reglement vorgesehenen Lösung mit einem sanften Übergang von Flügelprofil auf Endplatte: Eine solche Bauweise reduziert den Luftwiderstand und ermöglicht mehr Abtrieb. Ein für die Teams praktischer Nebeneffekt ist außerdem mehr verwirbelte Luft am Heckflügel, was die Aerodynamik eines nachfolgenden Autos stört und so das Überholen erschwert.
Und die Heckflügel-Entwicklung hat seit 2023 stetige Fortschritte gemacht. Inzwischen wird das obere Flügelprofil weiter nach außen gezogen, sodass es leicht über das Hauptprofil hinausragt. Gleichzeitig experimentieren die Teams mit ausgeschnittenen Endplatten. Auch dabei geht es um die Fragen: Wie viel Abtrieb lässt sich gewinnen, Wie viel Luftwiderstand reduzieren?
Die jüngsten Sauber-Updates am Heckflügel
Einen Umbau im großen Stil hat nun Sauber vorgenommen: Der Rennstall aus der Schweiz hat seine doppelte Heckflügel-Halterung aufgegeben und setzt seit Monaco auf eine einzelne Haltestrebe in der Mitte des Flügels.
Und mit seinen Heckflügel-Varianten orientiert sich Sauber an unterschiedlichen Vorbildern: Die Monaco-Version lehnt sich an Aston Martin an, die Kanada-Version an Alpine.
Mercedes verlässt bisherige Designrichtung
Wieder anders macht es Mercedes: 2023 hatte sich das Team beim Heckflügel an Aston Martin orientiert, aber zur Saison 2024 wechselte die Sternmarke die Designrichtung auf das Alpine-Vorbild.
Seit Imola ist Mercedes außerdem mit einem völlig neuen Ansatz unterwegs: In dieser Version schließen die Flügelprofile seitlich mit einer Art Rampe ab. Ziel der Maßnahme ist ein günstigerer Kompromiss zwischen Abtrieb und Luftwiderstand.