Max Verstappen: "Da fehlen nur noch Bananen und Schildkrötenpanzer!"
Wie Formel-1-Weltmeister Max Verstappen zum nun vorgestellten Reglement für 2026 steht und was er sich von den weitreichenden Änderungen verspricht
(Motorsport-Total.com) - Natürlich muss sich Max Verstappen vor dem Kanada-Grand-Prix 2024 in Montreal (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) zum nun vorgestellten neuen Formel-1-Reglement für 2026 äußern. Er tut das aber wenig emotional. Und von Euphorie keine Spur. Denn Verstappen meint schlicht: "Ich bin da ehrlich gesagt neutral. Neue Regeln sind eben neue Regeln."
Begeisterung lässt der aktuelle Formel-1-Weltmeister in seinen Worten vermissen, wenn er weiter sagt: "Die neuen Regeln sind ein bisschen die Konsequenz des neuen Antriebsformats. Deshalb haben wir die aktive Aerodynamik, damit wir etwas nachhaltiger eine ordentliche Runde hinkriegen. Denn sonst würde uns die Batterieleistung ausgehen."
Und genau das ist der Grund, weshalb Verstappen dem neuen Formel-1-Reglement für 2026 kritisch gegenübersteht: Schon nach den ersten Simulationen hatte er Bedenken angemeldet, ob diese Regeln wirklich wohldurchdacht und umsetzbar seien.
Gut eineinhalb Jahre vor der Einführung des neuen Technischen Reglements hält Verstappen an seinen Kritikpunkten fest. "Aber schauen wir mal", sagt der Red-Bull-Fahrer. "Vielleicht bin ich am Ende ja positiv überrascht, wenn ich ins Auto steige. Ich weiß es nicht. Im Moment denke ich mir: Was auch immer es wird, wir fahren halt damit."
Welche Fortschritte Verstappen erkannt hat
Allzu viel lasse sich bisher schließlich nicht über die konkreten Auswirkungen der neuen Regeln sagen, außer, dass sie ein "ziemlich großer Neustart" für die Formel 1 darstellen werden, so Verstappen. "Und auf manchen Strecken wird es besser aussehen als anderswo, wo man eher Energie-limitiert unterwegs ist. Aber damit müssen wir umgehen."
Im Vergleich zu den frühen Simulationen habe sich immerhin schon Besserung eingestellt, erklärt er mit Verweis auf "andere Spielregeln, wie man die Energie auf den Geraden verwenden kann". Zunächst hatte sich Verstappen nach ersten virtuellen Probefahrten noch darüber mokiert, als Fahrer müsse man auf den Geraden herunterschalten, um die Fahrzeuge bändigen zu können.
"Ich glaube, das ist jetzt nicht mehr notwendig", sagt Verstappen nach Fertigstellung der neuen Regeln. "Die Speed-Entfaltung sieht jetzt anders aus. Aber alle stellen mehr und mehr Simulationen an, und dadurch kriegt man ein immer noch besseres Verständnis."
Weniger Gewicht, aber ist das auch umsetzbar?
Klar ist aber schon jetzt: Erstmals seit Jahren werden die Formel-1-Autos per Reglement wieder leichter, denn das Mindestgewicht wird um 30 Kilogramm abgesenkt. Doch Verstappen glaubt: Das zu erreichen, werde "sehr schwierig" für die Teams, selbst bei etwas kleineren Autos und mit leichteren Materialien.
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"Selbst jetzt sind ja noch einige Teams mit Übergewicht unterwegs", sagt Verstappen. Er sehe "im Moment nicht", wie die geplante Reduzierung tatsächlich zu bewerkstelligen sei. Zumal das Ziel, wirklich agile Autos zu haben, mit nur 30 Kilogramm weniger kaum erreichbar sei: "Es bräuchte mindestens 100 oder 150 Kilogramm [weniger]", meint Verstappen. "Aber das ist unter den aktuellen Umständen nicht drin."
Grund dafür ist vor allem der schwere Antriebsstrang der Formel 1 inklusive Hybrid-Komponenten. "Natürlich tragen auch die Sicherheitsvorkehrungen zum Gewicht bei", sagt Verstappen. "Das ist gut, aber andererseits denke ich, wir könnten die Sache auch anders lösen. Es kommt eben darauf an, wie man die Regeln formuliert."
Aktive Aerodynamik: Nur ein Feigenblatt für Verstappen
Und bei manchen Regeln scheint Verstappen den Eindruck erhalten zu haben, sie dienen vor allem als Feigenblatt. Konkret: die aktive Aerodynamik, die laut Verstappen eine Konsequenz dessen ist, dass der Automobil-Weltverband (FIA) an den Turbo-Hybrid-Antrieben festhalten will.
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Denn bei der aktiven Aerodynamik mit beweglichen Flügeln "geht es hauptsächlich darum, möglichen Problemen auf den Geraden zu entgehen", erklärt Verstappen. Nachsatz: "Wenn es aber gut kontrolliert wird, dann ist es ja für alle gleich."
"Es kommt eigentlich nur darauf an, wie diese Dinge funktionieren, Wie viel Abtrieb man hat, Wie viel Geschwindigkeit man verliert. Das muss die FIA mit der Formel 1 klären, um zu sehen, was sicher ist und was nicht."
Verstappen witzelt: Fast wie bei Mario Kart!
Und sicher ist vor allem eines: Einfacher wird das Formel-1-Reglement durch die neuen Regeln nicht, eher im Gegenteil. Verstappen jedenfalls hält das Regelwerk mit den Neuerungen für 2026 für "definitiv komplizierter". Denn aktuell "fragt sich jeder, wie alles funktionieren wird. Da gibt es viele Faktoren, die ich erst noch umreißen muss." Dazu zähle zum Beispiel der neue Override-Modus als Überholhilfe.
Verstappen scherzt: "Fehlen eigentlich nur noch Bananenschalen und Schildkrötenpanzer!" Womit der Formel-1-Weltmeister auf das bekannte Spiel "Mario Kart" verweist, bei dem die Spieler mit Gimmicks versuchen, ihre Mitspieler zu behindern - zum Beispiel, indem sie die Gegner auf Bananenschalen ausrutschen lassen oder sie mit Schildkrötenpanzern "abschießen".
Davon ist die Formel 1 mit ihrem neuen Reglement weit entfernt. Aber Verstappen erkennt noch "Fragezeichen für viele" und meint: "Man fragt sich: Was kommt dabei heraus? Da müssen noch ein paar mehr Simulationen angestellt werden. Aber das passiert auch. Es ist 2024 und 2026 ist noch weit weg. Andererseits ist das nichts für die [Entwicklung der] Antriebe."
Und die Zeit müsse zeigen, "ob es der richtige Weg ist", sagt Verstappen. "Wenn das Racing [2026] auf einmal viel besser ist, dann ist wahrscheinlich jeder zufrieden."