McLaren: Ist Monaco der endgültige Beweis für die große Wende?
McLaren kam in Monaco sehr gut zurecht, obwohl das Auto eigentlich keine langsamen Kurven mag, doch das scheint sich in Miami geändert zu haben
(Motorsport-Total.com) - Ist McLaren endgültig an der Spitze der Formel 1 angekommen? Das Upgrade in Miami scheint dem MCL38 einen großen Boost gegeben zu haben. Zwar gewann Lando Norris das US-Rennen mit etwas Unterstützung des Safety-Cars, doch auch in Imola und vor allem zuletzt in Monaco konnte der Bolide seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen.
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In beiden Rennen fuhr man jeweils auf das Podest. Nun ist speziell das Rennen in Monaco kein großer Gradmesser für irgendeine Konkurrenzfähigkeit - das Qualifying hingegen schon. Und da hätte Oscar Piastri durchaus auf Poleposition fahren können, wenn er seine Sektoren besser zusammengebracht hätte.
Dabei waren langsame Kurven, wie sie in Monte Carlo zuhauf vorkommen, eigentlich die Achillesferse des Autos. Doch das scheint sich mit dem Miami-Upgrade erledigt zu haben.
"Es sieht so aus, dass sich das Auto, das wir nach Miami gebracht haben, bei Low Speed ganz gut verhält - fast über unseren Erwartungen", sagt Teamchef Andrea Stella. "Ich denke, wir haben auch verstanden, wie wir dieses Auto in Low Speed benutzen müssen."
In Monaco, so sagt Stella, habe McLaren sogar die größten Probleme im ersten Sektor gehabt, der noch der schnellste auf dem Stadtkurs ist, weil er weder die frühere Loews-Haarnadel noch die Rascasse beinhaltet, sondern nur Kurven, die mit mindestens 120 km/h durchfahren werden. "Es ist also ein Medium- bis Highspeed-Sektor", meint er.
"Es scheint also, dass sich das Bild unserer Konkurrenzfähigkeit endlich zu ändern scheint, wo Low Speed nicht mehr unsere klare Schwäche ist."
Keine Kompromisse im Highspeed-Bereich
Das Upgrade selbst soll sich aber auf alle Bereiche ausgewirkt haben, nicht nur speziell die Probleme im langsamen Bereich angegangen sein. Das Paket habe Abtrieb über alle Geschwindigkeitsniveaus gebracht, sodass es für McLaren immer noch ein kleines Rätsel ist, wieso sich gerade der Low-Speed-Bereich so verbessert hat.
"Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen, denn es ist ziemlich wichtig, dass wir eine möglichst genaue Antwort auf diese Frage finden", meint Stella. "Das könnte eine große Chance für die weitere Entwicklung sein. Wir müssen also genau verstehen, wie konkurrenzfähig das Auto jetzt bei niedrigen Geschwindigkeiten ist."
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Stella sagt auch, dass McLaren bei der neugewonnen Performance im langsamen Bereich keine Performance bei Highspeed eingebüßt habe, obwohl das häufig eine Konsequenz bei Verbesserungen in einem Bereich ist.
Doch natürlich sei es immer ein Ziel, keine Kompromisse in anderen Bereichen eingehen zu müssen. "Das ist nicht immer möglich, aber letzten Endes ist es auch Teil der Qualität der Entwicklung jedes Teams", so der Teamchef.
Im konkreten Fall hat aber auch geholfen, dass McLaren eigentlich nicht so viel am Auto geändert habe, um den Low-Speed-Bereich so zu stärken. "Aber was wir jetzt sehen, liegt über unseren Erwartungen", so Stella. "Das ist ein Punkt, den wir verstehen müssen", aber den McLaren natürlich gerne mitnimmt.
Randsteine noch Problemzone
Und trotzdem gibt es natürlich auch Eigenschaften, mit denen das Team noch nicht 100 Prozent glücklich ist. In Monaco war das unter anderem das Fahrverhalten über Randsteinen und Bodenwellen - also ähnlich wie bei Red Bull, die damit überhaupt nicht zurechtkamen.
"Das wird noch etwas fundamentale Arbeit bedeuten, anstatt einfach eine Anpassung dessen, was wir derzeit haben", sagt Stella. "Natürlich können wir noch etwas mit dem Set-up spielen, aber selbst wenn es sich nur um eine qualitative Einschätzung handelt, scheinen wir nicht die gleiche Fahr- und Randstein-Performance an den Tag zu legen, die wir bei anderen sehen."
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Lando Norris und Oscar Piastri hätten sich laut Stella ziemlich stark darüber geäußert, dass andere Autos Randsteine mit mehr Selbstvertrauen nehmen könnten - und das macht in Monaco einen großen Unterschied. "Es ist also fundamentaler als nur die Karten zu spielen, die wir haben."
In Kanada wird das Bild diesbezüglich noch etwas klarer werden, denn auch in Montreal spielt das Fahren über die Randsteine wieder eine große Rolle und man kann sehen, ob auch Red Bull wieder die gleichen Probleme haben wird.
"Und ich denke die Strecken nach Kanada werden uns mehr über die Konkurrenzsituation sagen", so der Teamchef. Denn auf glatten Rennstrecken wie Barcelona kommt die "echte" Performance der Boliden wieder mehr zum Tragen.
Piastri: McLaren in jedem Rennen vorne dabei
Trotzdem waren die jüngsten drei Rennen für McLaren sehr ermutigend. Denn man konnte sich wieder regelmäßig im Kampf um die Spitze etablieren als nur auf Strecken zu hoffen, die dem Auto gut liegen, wo man dann Einzelerfolge verbuchen kann. "Im Moment scheinen wir die richtige Adaption finden zu können", lobt Stella.
Das sieht auch Oscar Piastri so, der sich freut, dass man auf allen drei vergangenen Strecken konkurrenzfähig war. "Miami war im Jahr zuvor eine unserer schlechtesten Strecken", stellt er heraus. "Imola war zwar immer gut zu uns, aber wir hatten dort ein sehr starkes Wochenende. Und auch hier waren wir wieder sehr schnell, obwohl unser Auto in langsamen Kurven nie das stärkste war."
"Ich denke, wir können daher zuversichtlich sein, egal wo wir hinkommen", betont der Australier. "Wir müssen uns nicht mehr wie im Vorjahr auf Highspeed-Kurse verlassen, um gute Ergebnisse einzufahren, und das ist eine sehr erfreuliche Aussicht."
"Ich denke, wir können definitiv an jedem Wochenende im Kampf dabei sein."