Red Bull mit Upgrade noch "hinter der Pace": Verstappen schimpft auf Hamilton
Max Verstappen erlebt am Imola-Freitag einen "richtig schlechten" Tag: Updates funktionieren noch nicht, Ärger gibt es zudem mit Lewis Hamilton
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen schlägt Alarm! "Wir waren heute gravierend hinter der Pace, das müssen wir beheben", lautet das harte Fazit des WM-Führenden nach dem ersten Trainingstag in Imola.
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Ziemlich am Limit, oft auch drüber: Max Verstappen am Freitag in Imola Zoom Download
Zum Auftakt auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari haben der Niederländer und sein Team mit der Spitze nichts zu tun. Die Bestzeit schnappt sich in beiden Trainings Ferraris Charles Leclerc.
Mit 0,250 Sekunden wird Verstappen in der ersten Session noch hinter Teamkollege Sergio Perez Fünfter. Im zweiten Training liegt er zwar eine Position vorm Mexikaner, auf Platz sieben hat sich der Rückstand im Vergleich zum Mittag aber auf über eine halbe Sekunde verdoppelt.
"Einfach ein schwieriger Tag, schwierig, eine gute Balance zu finden. Ich fühle mich einfach nicht wohl im Auto, es bewegt sich viel und es ist sehr einfach das Auto zu verlieren", klagt Verstappen, der in der Aqua Minerale einmal wild durch Kiesbett rauscht und in der Villeneuve-Kurve beim Ritt über die Randstein mehrmals Mühe hat das Heck einzufangen.
Auch am Funk verleiht Verstapppen seinem Ärger Ausdruck: "**** meine Güte, ich weiß nicht, Mann. Alles ist so schwierig, Mann. Dieses Mal habe ich auf einmal sehr viel Grip auf der Vorderachse und ich drehe mich fast", schimpft der Niederländer.
Verstappen über Hamilton: "Nicht das erste Mal"
Doch nicht nur die inkonstante Performance seines Autos, auch Lewis Hamilton zieht am Freitag Verstappens Frust auf sich: Auf einer schnellen Runde steht der erbitterte WM-Rivale von 2021 dem Red-Bull-Piloten im Weg, der daraufhin vor Tosa neben den Mercedes zieht und seinen Unmut über den Vorfall gut sichtbar kundtut.
"Wisst ihr, es war nicht das erste Mal. Man versucht natürlich immer ruhig zu bleiben, aber ja, es ist einfach wieder passiert", so Verstappen, der sich tatsächlich schon wenige Runden vor dem Vorfall am Funk über Hamilton beschwert hatte: "Eigentlich will ich gar nicht zu viel darüber reden, denn es ist nicht unsere Aufgabe", so Verstappen.
Hamilton erklärt nach dem Training: "Ich war auf einer Auslaufrunde und dachte, ich habe Platz hinter mir." Doch die Kommunikation mit seinem Ingenieur stimmte offenbar nicht: "Plötzlich war er wie aus dem Nichts direkt hinter mir und schlussendlich war es mein Fehler. Ich habe noch versucht mich zu entschuldigen", sagt Hamilton, der deshalb im Cockpit die Hand hebt, "aber da war er wohl schon zu frustriert."
Bei allem Ärger, Verstappen will seinen Fokus nach der Session lieber auf die wichtigen Dinge legen, denn Red Bull befindet sich in Imola offensichtlich in einer ungewohnten wie prekären Lage: "Wir müssen uns jetzt einige Dinge anschauen, denn es war einfach schlecht und nicht gerade angenehm", sagt Verstappen. "Auch der Longrun war richtig schlecht. Also definitiv einige Dinge, die wir verbessern müssen, wenn wir morgen konkurrenzfähig sein wollen."
Verstappens Frust-Fazit: "Schlechter als heute geht es eigentlich nicht. Von unserer Seite war das einfach ein schlechter Tag, aber es sieht auch so aus, als hätten die anderen ein bisschen einen Schritt gemacht."
Red Bull rüstet auf: Große Updates am RB20
Die großen Imola-Updates bei Ferrari, Mercedes und Co. scheinen sich bezahlt zu machen. Dabei hat auch Red Bull den Auftakt der Europa-Saison zum Anlass für die Einführung des ersten großen Update-Pakets 2024 genommen, noch sucht das bis dato dominierende Team damit aber offenbar den Stein der Weisen.
Neu ist am RB20 unter anderem der überarbeitete Unterboden: Dabei hat die Technikabteilung des Weltmeister-Rennstalls die obere Fläche des Hauptbodens tiefergelegt, um den Luftfluss nach unten zu verbessern und den Abtrieb zu erhöhen. Auch der vordere Teil der Unterbodenkanten wurde modifiziert.
Hinzu kommt ein komplett neuer Frontflügel, für bessere Kurvenstabilität wurden die Kanten der Endplatte umgebaut. Das dritte und vierte Flügelelement hat nun eine größere Sehnenlänge, um mehr Downforce zu generieren. Für die Design-Änderung wurde auch die Nase angepasst, genauso wie die Kameraverkleidung vorne.
Auch am Heck des Autos hat Red Bull nachgeschärft, die Karossiere im Bereich der Hinterräder wurde für eine bessere Kühlung überarbeitet - zudem wurden die Flügelchen am Ausgang der Bremsbelüftung angepasst, um die Effizienz zu steigern.
Wache: "Wir spüren schon den Druck"
Dem ersten Eindruck vom Freitag nach hat Red Bull ein funktionierendes Paket gegen ein paar Kinderkrankheiten mit dem neuen Paket getauscht - für Technikdirektor Pierre Wache ist die Einführung der neuen Teile dennoch unausweichlich, hat nicht zuletzt Lando Norris' Sieh in Miami zuletzt bewiesen, dass die Gegner Red Bull näher kommen.
"Wir spüren schon den Druck, Performance ans Auto zu bringen, aber ich glaube das geht allen so. Es wäre verträumt, zu glauben, dass wir uns darauf ausruhen und warten können, und so die WM gewinnen", erklärt Wache.
"In diesem Geschäft musst du voranschreiten, sonst geht es rückwärts. Natürlich versuchen wir die Performance zu steigern, ganz gleich, ob wir letztes Rennen gewonnen haben oder nicht. Das ist immer unsere Mentalität", sagt der Franzose.
In Bezug auf die jüngsten Modifikationen fügt der der 49-Jährige an: "Ich denke, die Sichtbarkeit des Upgrades ist von außen vielleicht nicht so transparent, aber für uns ist es interessant. Was wir ans Auto bringen und wie wir es entwickeln, das wird von der Antwort unserer Werkzeuge auf die Performance abhängen."
Heißt übersetzt: "Es gibt keinen klar definierten Plan, sondern hängt mehr davon ab, was wir vorfinden." Geht es nach Max Verstappen, war am Freitag in Imola allerdings noch nicht viel Gutes dabei ...