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Formel-1-Fahrer einig: Brauchen mehr Strecken wie Imola!
Traditionskurse wie Imola werden immer weniger im Formel-1-Kalender, die Fahrer sind sich aber einig: Die Königsklasse bräuchte eigentlich mehr davon
(Motorsport-Total.com) - Nach der wetterbedingten Absage im Vorjahr kehrt die Formel 1 nach Imola zurück. Mit einem Höhenunterschied von über 34 Metern, schnellen und mittelschnellen Kurven sowie Kiesbetten neben der Strecke zählt der Kurs in der Emilia Romagna zu den klassischen Rennstrecken im Kalender, von denen es laut den Fahrern mittlerweile zu wenig gibt.
© Motorsport Images
Der Autodromo Enzo e Dino Ferrari vor dem Formel-1-Wochenende 2024 Zoom Download
"Ich glaube, das ist es, was wir alle ein wenig vermissen bei all den neuen Veranstaltungsorten, die wir besuchen, dieses Old-School-Gefühl der Strecke und die Geschichte dahinter", sagt Ferrari-Pilot Carlos Sainz in der Pressekonferenz am Donnerstag. "Ich bin froh, dass der Kalender diese Art von Veranstaltungsorten beibehält, denn ich denke, es erinnert uns alle daran, woher wir kommen und warum wir alle Fans dieses Sports geworden sind."
Der Autodromo Enzo e Dino Ferrari wurde im Jahr 1953 eröffnet, wobei Enzo Ferrari einen kleinen Nürburgring nach Italien holen wollte. Zu Beginn war die Strecke noch weit schneller, doch mehrere fatale Unfälle in der Formel-1-Geschichte sorgten dafür, dass immer mehr Schikanen eingebaut wurden. Von der Tradition hat die Strecke aber nichts verloren.
"Aber ich denke, es ist auch Teil des europäischen Stils der Strecken und der Old-School-Strecken, auf denen ich gerne eine Qualifying-Runde fahre. Dies ist eine der drei besten Strecken der Welt, auf der man ein Formel-1-Auto mehr als auf jeder anderen fühlt. Und das liebe ich. Also ich bin dafür, an diese Orte zurückzukehren."
Zwei Kritikpunkte: Zu lange Boxengasse, zu wenig Überholmanöver
Statistisch gesehen hat Imola aber ein Problem. In den letzten zehn Rennen auf der Strecke gab es durchschnittlich gerade einmal elf Überholmanöver pro Rennen. Nur Monaco kann weniger vorweisen. Seit dem Comeback im Jahr 2020 sind es durchschnittlich immerhin 25 Überholmanöver, doch der vorletzte Platz im Überholranking bleibt.
"Ich fahre lieber auf diesen Strecken", sagt auch Haas-Pilot Kevin Magnussen. "Ich stimme Carlos aber zu, was das Racing angeht. Diese Arten von Strecken sind einfach ein bisschen einschüchternder als einige der neuen Strecken, auf denen man vom Fahrgefühl her genauso gut einen Simulator fahren könnte. Ich liebe es, diese Strecken zu besuchen."
Ein weiterer Kritikpunkt ist die lange Boxengasse, die zu einem gigantischen Boxenstoppdelta von 28 Sekunden führt. Nur in Singapur ist der Zeitverlust mit 29 Sekunden größer. Das Problem ist, dass dadurch die Einstoppstrategie bevorzugt wird, was die Rennen strategisch langweilig macht und Überholen ferner erschwert, da alle Fahrer auf ähnlichen Strategien mit ähnlich alten Reifen unterwegs sind.
"Das mit der Boxengasse ist ein guter Punkt", sagt Magnussen. "Wenn man die Boxenstopps kürzer machen würde, könnte man vielleicht eher zwei Stopps machen. Die Reifen sind auch heute noch nicht dafür geeignet, gegeneinander zu fahren, da sie überhitzen, wenn man hinten liegt."
Gasly lobt größere Kiesbetten: "Man muss den Preis bezahlen"
Pierre Gasly von Alpine schaltet sich in ein: "Ich weiß noch, wie ich als Kind die Jungs hier herumfahren sah. Und heutzutage ist es eine der besten Strecken. Die Art und Weise, wie man die Kerbs angreift, die Schikane ist hier sehr ikonisch. Es ist einfach eine sehr coole Strecke zum Fahren. Und die Geschichte der Strecke ist sehr beeindruckend."
Entgegen aktueller Entwicklungen wurden für das bevorstehende Rennwochenende die Kiesbetten ausgeweitet, was den Traditionalisten gefallen dürfte. Ein Schritt, den auch Gasly befürwortet: "Ich finde das großartig. Es setzt einfach die Grenze. Und ich denke, es funktioniert gut. Wenn man die Grenzen überschreitet, wird man bestraft und kann nicht mehr davonkommen."
"Ich denke also, dass man das Thema Streckenbegrenzung abschaffen sollte, was großartig ist. Wenn man einen Fehler macht, muss man den Preis dafür zahlen. Und ich glaube, so sollte es auch sein, denn mit all den Auslaufzonen und dem Asphalt neigt man manchmal dazu, die Limits zu überschreiten, mehr zu probieren, von der Strecke abzukommen und wieder zurückzukommen, ohne einen großen Nachteil zu erleiden, so wie es früher war."
Norris warnt: "Andernfalls werden wir hier keine Rennen mehr fahren"
Ein heißer Kandidat auf den Rennsieg am Sonntag könnte McLaren-Pilot Lando Norris sein, der vor zwei Wochen seinen ersten Formel-1-Sieg überhaupt in Miami erringen konnte. Der McLaren lag in den letzten Jahren immer gut auf der Strecke in Imola, Norris stand 2021 und 2022 auf dem Podium.
Der Brite warnt jedoch, dass die Strecke ein Problem haben könnte, wenn man die Überholproblematik nicht löst: "Ich denke, wir wollen diese Strecken, weil sie für uns als Fahrer anspruchsvoller sind. Aber im Allgemeinen sind die Strecken, die so sind, auch diejenigen, die etwas schwieriger zu überholen sind. Man muss also irgendwie die richtigen Kompromisse finden."
Fotostrecke: 30 Jahre später: Formel-1-Piloten gedenken Senna und Ratzenberger
Beim Großen Preis von San Marino 1994 verunglückten Ayrton Senna und Roland Ratzenberger in Imola tödlich. Genau 30 Jahre später hat sich das aktuelle Formel-1-Paddock an gleicher Stelle versammelt, um den beiden zu gedenken. Fotostrecke
"Klar will man immer einen Teil der Geschichte bewahren, aus welchem Grund auch immer. Aber wir wollen auch mehr Racing sehen. Und das sind die Gründe, warum einige dieser Strecken aufgegeben werden, weil die Rennen nicht gut genug und nicht aufregend genug sind."
"Ich denke, eine Kombination verschiedener Dinge müssen also verbessert werden. Dann können wir alle diese Strecken mehr genießen. Andernfalls werden wir hier irgendwann keine Rennen mehr fahren, wenn es keine Überholmanöver und dergleichen mehr gibt."