Günther Steiner: Newey-Abgang wird Red Bull "langfristig" schaden
Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner glaubt, dass die Ära von Max Verstappen und Red Bull in den kommenden Jahren enden wird - Wackeln die Bullen bereits 2024?
(Motorsport-Total.com) - Dreimal in Folge ist Max Verstappen seit 2021 Formel-1-Weltmeister geworden - und das von Jahr zu Jahr dominanter. Gewann er seinen ersten Titel erst in einem dramatischen Saisonfinale in Abu Dhabi gegen Lewis Hamilton, krönte er sich 2022 bereits vier Rennen vor Ende zum Champion.
2023 fuhr der Niederländer seine bislang überlegenste Saison, in der er 19 der 22 Rennen gewann. Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner betont gegenüber Sky allerdings, dass auch die Verstappen-Ära irgendwann zu einem Ende kommen wird - und das womöglich schon bald.
"Alle Dominanzen sind irgendwann zu Ende gegangen", erinnert er und erklärt: "Ich glaube, spätestens 2026 geht die [Ära von Red Bull] sicher zu Ende." Denn dann greift in der Formel 1 ein komplett neues Reglement und Red Bull wird erstmals mit einem eigenen Motor an den Start gehen.
Designlegende Adrian Newey wird den Bullen dann nicht mehr helfen können, er hat jüngst seinen Abschied aus Milton Keynes angekündigt. "Ich finde es merkwürdig, dass er nächstes Jahr schon woanders anfangen kann", sagt Steiner, für den der Newey-Abgang "absolut überraschend" kam.
Wann macht sich Neweys Abgang wirklich bemerkbar?
Spannend: Kurzfristig, glaubt Steiner, werde Red Bull nicht unter Neweys Weggang leiden. "Red Bull ist sehr gut aufgestellt. Kurzfristig wird der Abgang von Adrian keinen großen Unterschied machen", so Steiner, der betont: "Kurzfristig steht das Konzept [des Autos]."
"Die Renningenieure holen aus diesem sehr guten Auto immer die beste Leistung raus. Dafür brauchen sie Adrian nicht. Der ist da, um die Zukunft zu planen - und nicht, um das zu managen, was im Moment auf der Strecke passiert", erklärt Steiner.
Fotostrecke: Tränen statt Titel: Acht abgestürzte Formel-1-Großmächte
Nach acht WM-Titeln in Serie verpasste Mercedes 2022 zum ersten Mal wieder die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Nur ein kleiner Rückschlag oder der Beginn einer längeren Durststrecke? Wir blicken auf Seriensieger in der Formel 1, die plötzlich nicht mehr gewannen. Manche davon erholten sich wieder, manche nicht ... Fotostrecke
Doch genau das ist laut dem langjährigen Haas-Teamchef das Problem, denn Neweys Abgang werde "langfristig schon" eine Auswirkung haben. "Für 2026 hat es schon Einfluss", glaubt Steiner, der sich vorstellen kann, dass Red Bulls Vormachtstellung in der Formel 1 dann ein Ende hat.
Das würde zwar bedeuten, dass Verstappen, sollte er bei Red Bull bleiben, bis dahin noch zwei weitere WM-Titel einfahren könnte. Dann würde der Niederländer mit fünf Titeln in Folge den Rekord von Michael Schumacher aus den Jahren 2000 bis 2004 einstellen.
Steiner: Red Bull könnte schon 2024 angreifbar sein
Doch in dem Interview, das bereits vor dem Sieg von Lando Norris in Miami geführt wurde, erklärt Steiner: "Ich glaube allerdings, dass eins der anderen Teams, zum Beispiel McLaren oder Ferrari, schon dieses Jahr nahe [an Red Bull] kommen kann, wenn sie ein gutes Update bringen."
McLaren schneller als Red Bull, stimmt das? I Datenanalyse F1 Miami
Lando Norris gewinnt mit Safety-Car-Glück in Miami, doch wäre der McLaren MCL38 auch so zu schnell für Red Bull gewesen? Weitere Formel-1-Videos
Tatsächlich konnte Norris das angesprochene Rennen in Miami gewinnen, nachdem McLaren dort ein großes Upgrade eingeführt hatte. Und Steiner erinnert daran, dass auch Ferrari bereits in Melbourne beim Sieg von Carlos Sainz "sehr konkurrenzfähig unterwegs" gewesen sei.
"Deswegen habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es da schon noch ein paar Kämpfe geben könnte dieses Jahr", so Steiner. Und spätestens in zwei Jahren könnte es einem Team seiner Meinung nach dann gelingen, Red Bull vom Thron zu stoßen.