• 05. Mai 2024 · 23:34 Uhr

McLaren-Update bringt Leben in die WM: Lando Norris gewinnt in Miami!

Zugegeben, es brauchte ein Safety-Car dafür, aber: Lando Norris gewinnt dank herausragender Pace den Grand Prix von Miami vor Verstappen und Leclerc

(Motorsport-Total.com) - Im 110. Anlauf hat Lando Norris zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere einen Grand Prix gewonnen. Der 24-Jährige nutzte mit seinem McLaren-Update die Gunst der Stunde, profitierte von einer für ihn glücklichen Safety-Car-Phase, legte danach aber eine blitzsaubere Vorstellung hin und verwies so Favorit Max Verstappen (Red Bull) letztendlich aus eigener Kraft in die Schranken.

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Das McLaren-Update scheint ein Volltreffer zu sein: Lando Norris feiert in Miami seinen ersten Sieg Zoom Download

Ein paar Mal war Norris schon knapp dran, etwa in Sotschi 2021, als er im strömenden Regen neben die Strecke rutschte, oder in Monza 2021, als eine McLaren-Stallorder Daniel Ricciardo den Sieg sicherte. Drei Jahre später in Miami hatte er das Glück des Tüchtigen und ging in Führung, als die anderen schon gestoppt hatten und er seinen Reifenwechsel unter Gelb "kostengünstig" absolvieren konnte.

"Glücksbringer" war möglicherweise der ehemalige US-Präsident Donald Trump, der dem McLaren-Team vor dem Rennen einen Besuch abgestattet hatte. Ein Termin, den der britische Rennstall übrigens so kommentiert: "McLaren ist eine unpolitische Organisation, aber wir erkennen das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten an und respektieren es. Deshalb haben wir die Anfrage, unsere Garage am Renntag zu besuchen, [...] angenommen."

Charles Leclerc (Ferrari) wurde beim Grand Prix von Miami Dritter, gefolgt von Teamkollege Carlos Sainz und Sergio Perez (Red Bull), dessen Poker mit den weicheren Mediumreifen im letzten Stint nicht ganz so aufging wie erhofft.

Der zweite McLaren-Pilot, Oscar Piastri (ausgestattet nur mit einem "halben" Update), sorgte in der Anfangsphase des Rennens für Furore, brach aber später ein und beschädigte sich im Duell mit Sainz um P4 den Frontflügel, sodass er sogar aus den Punkterängen rausrutschte.

Die wurden am Ende komplettiert von Lewis Hamilton (Mercedes), Yuki Tsunoda (Racing Bulls), George Russell (Mercedes), Fernando Alonso (Aston Martin) und Esteban Ocon (Alpine), einem weiteren Profiteur der Safety-Car-Phase.

Nico Hülkenberg (Haas) zeigte zu Beginn des Rennens eine wackere Leistung, lag zwischenzeitlich sogar auf Platz 7, litt dann aber unter einbrechenden Reifen und schrammte am Ende als Elfter um eine Sekunde an einem zählbaren Ergebnis vorbei.

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Wie war Norris' erste Reaktion nach dem Sieg?

Teamchef Andrea Stella war der erste Gratulant, aber Norris hatte seine Emotionen gut im Griff. "Wurde ja auch Zeit", grinst er. "Das war längst überfällig. Endlich habe ich es geschafft. Ein langer Tag, ein hartes Rennen, aber ich freue mich riesig, dass ich für mein Team abgeliefert habe."

Dass er in erster Linie wegen des Safety-Cars gewonnen hat, lässt Norris so nicht stehen: "Ich wusste schon am Freitag, dass wir die Pace haben. Da sind nur da und dort kleine Fehler passiert. Aber heute waren wir fehlerlos, wir hatten die perfekte Strategie, und das hat sich bezahlt gemacht."

"Ich bin bei McLaren geblieben, weil ich an das Team glauben konnte. Und ich habe an sie geglaubt. Und heute haben wir bewiesen, dass das richtig war", jubelt Norris.

Wie kam Piastri am Start so weit nach vorn?

Während Polesetter Verstappen einen sauberen Start ablieferte und vor Leclerc aus der ersten Runde zurückkam, war Piastri der große Gewinner des Starts. Er verbesserte sich vom sechsten auf den dritten Platz. Am Ende der vierten Runde ging er auch noch an Leclerc vorbei und war damit Zweiter. Es war das erste Aufblitzen der McLaren-Pace an diesem denkwürdigen Tag.

Auch dank einer Harakiri-Aktion von Perez, der in der ersten Kurve extrem spät bremste, für ein paar Sekunden auf Platz 2 lag, fast ins Heck von Verstappen gerauscht wäre, die Ideallinie aber nicht halten konnte und deswegen auf Platz 5 zurückfiel.

"Fehlstart notiert", leuchtete wenig später auf dem Infoscreen der Rennleitung auf. Die Notiz führte jedoch zu keiner offiziellen Untersuchung.

"Ich sah 'Checo' auf der rechten Seite, aber da war sehr wenig Grip. Also blockierten seine Räder, und ich dachte, wir würden gleich crashen", sagt Leclerc über die brenzlige Situation. "Zum Glück für alle anderen kamen wir heil durch diese erste Kurve."

War es danach die übliche Verstappen-Show?

Verstappen hatte bei weitem nicht so leichtes Spiel wie zuletzt in Schanghai. Nach 15 Runden betrug sein Vorsprung 3,0 Sekunden auf Piastri und 3,8 auf Leclerc. Dahinter lag Sainz auf P4, der dem Ferrari-Kommandostand am Funk mehrmals signalisierte, er könne womöglich ein höheres Tempo gehen, am Ende des ersten Stints aber selbst Boden auf Leclerc verlor.

Das Duo Perez-Norris musste auf dieses Führungsquartett schon abreißen lassen, hatte zu dem Zeitpunkt vier Sekunden zu Sainz aufgerissen. Und Norris erhöhte nach und nach den Druck auf den Mexikaner, dessen Reifen womöglich nach dem Verbremser in der ersten Kurve nicht mehr ganz rund liefen.

Perez wechselte in Runde 17 in 1,9 Sekunden von Medium auf Hard. Jetzt zeigte sich, wie gut der McLaren mit dem neuesten Update funktioniert, denn kaum hatte er freie Fahrt, fuhr Norris die zu dem Zeitpunkt schnellste Runde im Rennen: 1:32.476, zwei Zehntel schneller als Verstappen an der Spitze.

Verstappen-Fehler: Begann das Rennen da zu kippen?

In Runde 23 wurde das Rennen kurz mittels eines virtuellen Safety-Cars neutralisiert. Grund: Verstappen hatte in Kurve 15 einen Poller abgeräumt, der von einem Sportwart weggeräumt werden musste.

Verstappens Frontflügel blieb bei der Aktion unbeschädigt, trotzdem kam er am Ende der 23. Runde an die Box, um von Medium auf Hard zu wechseln. Pech für Red Bull: Die VSC-Phase war da schon wieder beendet.

Das war jetzt die vorentscheidende Phase im Rennen, denn während Verstappen und Leclerc Reifen wechselten, blieben Piastri und Sainz draußen. Bis Runde 27, als Piastri in 2,6 und Sainz in 3,1 Sekunden Reifen wechselte. Zu langsam: Piastri fiel durch den Stopp sogar hinter Leclerc zurück und verlor dadurch eine Trackposition.

Wie übernahm Norris die Führung im Rennen?

In Runde 28 bot sich für Norris die große Chance, den Grand Prix zu gewinnen, als das Safety-Car auf die Strecke kam (Kollision Sargeant-Magnussen in Kurve 1), sich die McLaren-Crew sofort bereitmachte, Norris zunächst an der Boxeneinfahrt vorbeifuhr, aber in Runde 29, immer noch unter Gelb, reinkam - und somit vor Verstappen in Führung ging.

Weil Norris vor dem Zug mit dem Safety-Car zurück auf die Strecke kam, musste Bernd Mayländer Verstappen und Co. einmal an sich vorbeiziehen lassen, um dann mit Norris den richtigen Führenden einzufangen. "Darüber wird man diskutieren", glaubt ORF-Experte Alexander Wurz. Der McLaren-Pilot lag jetzt nicht nur in Führung, sondern hatte in der Spitzengruppe auch noch die frischesten Reifen.

Norris lag vor Verstappen, Leclerc, Piastri, Sainz und Perez auf Platz 1. Interessant: Perez nutzte die Safety-Car-Phase für einen zweiten Boxenstopp und wechselte als einziger Fahrer in den Top 6 für den letzten Stint auf Mediumreifen.

Wie ging's nach dem Safety-Car weiter?

Norris flatterten beim Neustart kurz die Nerven, als er Verstappen formatfüllend im Rückspiegel hatte, deckte aber in Kurve 1 souverän ab und setzte sich danach sofort vom Red Bull ab, sodass er seine Verfolger bereits nach der ersten Runde aus der DRS-Sekunde abgeschüttelt hatte. Der McLaren spielte jetzt seine Stärken voll aus, und die um sechs Runden frischeren Reifen als bei Verstappen taten ihr Übriges.

Dahinter brauchte Sainz länger, als ihm lieb war, um Piastri zu überholen, der jetzt das Tempo nicht mehr halten konnte. Der erste Versuch Sainz' wurde von Piastri aggressiv abgewehrt, die Rennleitung leitete deswegen aber keine Untersuchung ein. Im zweiten Versuch ging Sainz dann vorbei.

Piastris Frontflügel hatte durch das harte Racing Schaden genommen, und so kam der Australier am Ende der 40. Runde an die Box, um die Nase zu wechseln. Dadurch rückte Hamilton als bestplatzierter Mercedes auf Rang 6 auf, und Piastri fiel auf Rang 19 zurück. Auch Sainz meldete jetzt: "Irgendwas stimmt mit dem Auto nicht. Checkt den Anpressdruck."

An der Spitze setzte sich Norris indes immer weiter ab. Verstappen meckerte am Funk über die Balance, und 15 Runden vor Schluss betrug sein Rückstand schon 3,5 Sekunden. Bei McLaren wurde die Nervosität immer größer. Ein paar Runden vor Schluss ging ein Funkspruch an Piastri raus: Bitte kein Safety-Car provozieren, Lando liegt in Führung!

Doch die Positionen waren bezogen, das Safety-Car musste kein zweites Mal ausrücken, und so brachte Norris seinen Premierensieg letztendlich souverän über die Bühne. "Momente, die ich nie vergessen werde", sagte er - und widmete den Sieg seiner Großmutter.

War Verstappen arg niedergeschlagen?

Verstappen wirkt nach der zweiten Saisonniederlage nicht sonderlich enttäuscht: "Manchmal gewinnst du, manchmal verlierst du. So ist das im Motorsport", sagt er. "Es lief schon auf den Mediums nicht ganz wie erhofft. Wir konnten uns absetzen, aber es war nicht so, wie es sein sollte. Und als ich nach dem Boxenstopp die Rundenzeiten von McLaren hörte, dachte ich: 'Wow, das ist ziemlich schnell!'"

"Nach dem Wechsel auf die harten Reifen waren sie dann einfach schneller. Lando ist regelrecht geflogen. Sieht so aus, als würde ihr Update richtig gut funktionieren. Der Stint war für uns unglaublich schwierig, aber wenn es nach einem schlechten Tag der zweite Platz ist, dann nehme ich das. Und ich freue mich ehrlich für Lando. Das war längst überfällig. Es wird nicht sein letzter Sieg in diesem Jahr bleiben. Wohlverdient!"

Eine Einschätzung, die von ORF-Experte Alexander Wurz geteilt wird: "Wir sehen zum ersten Mal: Wenn nicht alles passt, ist Red Bull schlagbar. Die Formel 1 ist enger zusammengerückt. Das ist ein bisschen streckenspezifisch für Miami. Aber in Prozenten gesehen sind sie jetzt näher zusammen."

Warum ging's für Hülkenberg nach dem guten Start rückwärts?

Hülkenberg profitierte gleich in der Startphase von der Schwäche von Mercedes: Russell fiel am Start von Platz 7 auf Platz 10 zurück, und Hamilton, der mit den harten Reifen gestartet war, überholte er zu Beginn der zweiten Runde. Damit lag der Haas-Pilot an siebter Position.

Die konnte er bis Runde 7 halten, als Hamiltons harter Reifen seine Aufwärmprobleme hinter sich hatte. Nach verlorenem Bremsduell gelang Hülkenberg wegen eines Hamilton-Verbremsers in Kurve 17 ein rascher Konter, und so eroberte er den siebten Platz gleich wieder zurück.

Zu Beginn der zehnten Runde wurde der Druck auf Hülkenberg immer größer, und das nicht nur von Hamilton. Pierre Gasly (Alpine) auf P12 lag nur drei Sekunden hinter dem Deutschen, der jetzt einen imposanten DRS-Zug hinter sich herschleppte.

Am Ende der zehnten Runde wurde der Druck zu groß, und Hamilton schlüpfte ein zweites Mal durch. In Runde 12 ging auch Russell an Hülkenberg vorbei, dessen Reifen jetzt offenbar rascher abbauten als bei anderen - weswegen er von Haas am Ende der Runde an die Box beordert wurde. Der Boxenstopp lief nicht ganz glatt und dauerte 3,2 Sekunden.

Hülkenberg führte lang das Paket jener Fahrer an, die ihren Boxenstopp bereits absolviert hatten, wurde aber nach der VSC-Phase auf der Strecke zuerst von Ocon überholt. Der hatte unter VSC "kostengünstig" Reifen gewechselt und zehn Runden weniger auf seine Pirellis raufgefahren als Hülkenberg.

Hülkenbergs anfängliche Pace war Geschichte, je länger das Rennen dauerte. Der Deutsche musste ein zweites Mal Reifen wechseln und lag beim Neustart nach der Safety-Car-Phase in Runde 33 nur noch an 16. Stelle.

Bis Rennende arbeitete sich Hülkenberg wieder auf Rang 11 nach vorn. WM-Punkte lagen aber nicht mehr in Reichweite.

Wie geht's in der Formel-1-WM 2024 weiter?

Miami war der sechste von 24 Grands Prix der Formel-1-WM 2024. Doch mit dem Rennen ist das Wochenende für hartgesottene Motorsportfans noch nicht vorbei. Denn in der Nacht von Sonntag auf Montag steigt um 4:00 Uhr morgens auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de die große Live-Rennanalyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll - und vertiefenden Infos, die die TV-Stationen in ihren Übertragungen nicht mehr einfangen konnten.


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Wer am Montag arbeiten muss und die F1-Show daher nicht live sehen kann, hat die Möglichkeit, sich das Video am Montag als Re-Live anzusehen - entweder gleich zum Frühstück, oder aber auch erst am Montagabend. Diejenigen, die live dabei und gleichzeitig Kanalmitglied sind, haben jedoch einen Vorteil, denn sie können im Livechat Fragen stellen, die unser Team immer am Ende des Streams zu beantworten versucht. (Infos: Wie kann man Kanalmitglied werden?)

Nach Miami steht dann von 17. bis 19. Mai in Imola (Italien) der Grand Prix der Emilia-Romagna auf dem Programm, 2024 das erste Rennen der Formel 1 in Europa. Nach zwei Sprints in Schanghai und Miami übrigens wieder ein Wochenende im klassischen Format. Den nächsten Sprint gibt's erst am 29. Juni im Rahmen des Grand Prix von Österreich. (Hier geht's zum kompletten Formel-1-Kalender 2024!)

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