Newey-Kündigung ist erfolgt: Fünf Optionen für seine Zukunft denkbar
Der Versand der Pressemitteilung wird schon vorbereitet: Adrian Newey verlässt Red Bull und hat seine Kündigung nun auch schriftlich eingereicht
(Motorsport-Total.com) - Jetzt ist es endgültig: Die Ära Adrian Newey bei Red Bull geht zu Ende. Der Stardesigner war 2006 von McLaren gekommen und hatte wesentlichen Anteil an den sechs Konstukteurs- und sieben Fahrertiteln, die Red Bull Racing seither gewinnen konnte. Laut Informationen von Motorsport-Total.com hat er inzwischen auch formell seine Kündigung eingereicht.
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Es ist endgültig: Die Wege von Adrian Newey und Christian Horner trennen sich Zoom Download
Vergangenen Donnerstag hatte auto motor und sport zuerst über die bevorstehende Trennung berichtet. Zu dem Zeitpunkt hatte Newey das Teammanagement über seine Absicht, die Kündigung einzureichen, informiert. Inzwischen hat der 65-Jährige Nägel mit Köpfen gemacht und seine Kündigung auch schriftlich eingereicht.
Ein offizielles Statement von Red Bull Racing in der Angelegenheit wird noch vor Beginn des Miami-Grand-Prix am kommenden Wochenende erwartet. Die Trennungsmodalitäten sind hinter den Kulissen bereits geklärt. Demnach soll Newey spätestens Anfang des Jahres 2025 endgültig aus dem Unternehmen ausscheiden.
Newey hat in einem internen Schreiben die Gründe für seine Entscheidung kommuniziert. Ein ganz maßgeblicher Faktor soll demnach seine zerbrochene Beziehung zu Teamchef Christian Horner gewesen sein. Und ein Interview, das Horner Ende 2023 Motorsport.com, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, gegeben hat.
Warum ein Interview eine entscheidende Rolle spielt
In dem Interview, das am 30. Dezember 2023 veröffentlicht wurde, hatte Horner erklärt, dass sich Neweys Rolle in den vergangenen Jahren verändert habe, "und das technische Team unter ihm, das von Pierre Wache geleitet wird, leistet wunderbare Arbeit, sodass sie nicht von Adrian abhängig sind".
Horner erklärte außerdem, dass auch Manchester United nicht untergegangen sei, als Starstürmer Eric Cantona aus der Mannschaft ausschied. Red Bull sei zwar mit Newey stärker, aber der Rest des Teams habe sich weiterentwickelt. Außerdem sagte Horner, er selbst sei ohnehin immer ein Fan von Alex Ferguson gewesen, also des Teamchefs von Manchester United.
Ein Interview, das bei Newey gar nicht gut ankam und von ihm offenbar so wahrgenommen wurde, dass sich Horner wichtigmachen und den Anteil anderer am Erfolg des Teams kleinreden wollte. Neweys Frau Amanda teilte das Interview sogar auf Twitter und kommentierte dazu: "What a load of hogwash." (Deutsch: "Was für ein Schwachsinn.")
Ralf Schumacher: "Red Bull bricht auseinander"
Für Ralf Schumacher steht fest: "Im Moment muss man ganz ehrlich sagen: Red Bull bricht auseinander. Und die alleinige Verantwortung dafür trägt Christian Horner, indem er mit aller Gewalt an der Macht festhält", sagt der Experte in einem Interview mit Sky. "Adrian Newey braucht Harmonie, der braucht eine gute Atmosphäre, einen guten Arbeitsplatz."
Schumacher erwartet jetzt einen Dominoeffekt bei Red Bull: "Mit Wache ist jemand an der technischen Spitze, der mit Newey das ganze Geschick technisch geleitet hat. Der kann das zwar, aber ich glaube, Christian Horner unterschätzt die einzelnen Figuren. Er glaubt, er könnte alles in Personalunion selbst erledigen. Ich glaube, dass er sich da vertut."
Wie geht's jetzt weiter? Fünf Optionen denkbar!
Was Newey nach Red Bull machen wird, ist nicht bekannt. Laut Informationen von Motorsport-Total.com sind fünf Optionen denkbar: Mercedes, Aston Martin, McLaren und Ferrari. Oder aber auch ein kompletter Rückzug aus dem operativen Geschäft der Formel 1, mit einer neuen Laufbahn im technischen Consulting.
Gegen Mercedes spricht, dass Newey offenbar glaubt, es würde zu lang dauern, um die notwendigen Weichen zu stellen, die das Team wieder auf die Siegerstraße führen könnten. Er ist 65 und wird im nächsten Job keine 19 Jahre mehr bleiben, wie das bei Red Bull der Fall war. Dazu kommt, dass er von Toto Wolff dem Vernehmen nach keine besonders hohe Meinung hat.
Bei Aston Martin wedelt Lawrence Stroll mit dem Scheckbuch. Dan Fallows, ein langjähriger Arbeitskollege Newey bei Red Bull, ist schon dort. Aber: Newey hat in seiner Karriere genug Geld verdient. Ihm geht es darum, Dinge zu tun, die ihm Spaß machen. Und um Wertschätzung seiner Arbeit, die er bei Red Bull zuletzt nicht mehr erfahren hat.
Man hört, dass Newey Stroll sen. gegenüber eher reserviert eingestellt sein soll und daher das finanziell attraktive Angebot des Kanadiers eher nicht in Betracht zieht. Auch, weil ihm die Idee nicht gefällt, dass Stroll den Marktwert von Aston Martin mit Newey als Asset in die Höhe treiben und das Team dann vielleicht gewinnbringend verkaufen könnte.
Fotostrecke: Die Weltmeister-Autos von Adrian Newey
Designguru Adrian Newey erschuf in seiner seit 1988 währenden Formel-1-Karriere 14 Autos, die WM-Titel einfuhren. Die Boliden, die er für Williams, McLaren und Red Bull auf das Zeichenbrett brachte, fuhren über 150 Grand-Prix-Siege ein. Wir zeigen die Geniestreiche des Briten. Fotostrecke
Für McLaren hat Newey in der Vergangenheit schon gearbeitet, von 1997 bis 2005. Das wäre für ihn keine neue Herausforderung mehr. Mit CEO Zak Brown versteht er sich auf persönlicher Ebene hervorragend. Doch Newey zweifelt offenbar dran, dass im Team die Ressourcen lockergemacht werden können, die für einen WM-Erfolg in der Formel 1 notwendig sind.
Wechselt er am Ende doch noch zu Ferrari?
Bleibt also Ferrari. Dass man ihn dort haben möchte, ist kein Geheimnis. "Es gibt Gerüchte, dass er vor kurzem in Bologna gesichtet wurde. Das ist schon möglich", glaubt Schumacher. "Fred Vasseur versucht gerade, um Lewis Hamilton und Charles Leclerc alles möglich zu machen, das Team neu aufzustellen. Da halte ich ihn für sehr, sehr geschickt."
"Und ich könnte mir auch vorstellen: Adrian Newey bei Ferrari, das Team nochmal an die WM-Spitze zu führen, das ist es ja doch, was ihn herausfordert. Und ich glaube, das Einzige, was er will, ist, immer ein schnelles Auto bauen. Er hat einfach nur Freude am Motorsport und an der Herausforderung, der Beste zu sein."
Schumacher glaubt auch, dass Newey "nicht das letzte Problem" sein wird, das Red Bull ins Haus steht: "Max Verstappen denkt drüber nach, auch Dr. Helmut Marko, wenn man ihn so beobachtet. Ich gebe Red Bull noch zwei Jahre. Wenn sie weiter an Christian Horner festhalten, wird das Team in der Mittelmäßigkeit versinken. Da bin ich mir ziemlich sicher."
Newey hatte Ende 2005 bekanntgegeben, dass er McLaren verlassen und zu Red Bull wechseln wird. 2009 gewann das Team erstmals einen Grand Prix, 2010 folgte, mit Sebastian Vettel am Steuer, das erste WM-Double. Erst 2023 verlängerte Newey seinen Vertrag mit Red Bull um "mehrere Jahre", wie es damals hieß. Jetzt trennen sich die Wege. Endgültig.