Andretti eröffnet Formel-1-Werk in Silverstone
Bislang hat Andretti keine Freigabe für die Formel 1, aber jetzt ein eigenes Formel-1-Werk am englischen Motorsport-Standort Silverstone direkt neben der Strecke
(Motorsport-Total.com) - Für den US-amerikanischen Rennstall Andretti ist die Einrichtung einer Europa-Niederlassung in Silverstone ein "wichtiger Schritt". So formuliert es Teampartner Dan Towriss bei der Eröffnung des Gebäudes, das sich in unmittelbarer Nähe zur Grand-Prix-Rennstrecke befindet - und damit in direkter Nachbarschaft zu Aston Martin, das ebenfalls in Silverstone zuhause ist.
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Das neue Andretti-Werk für die Formel 1 in Silverstone in England Zoom Download
Doch anders als Aston Martin hat Andretti bisher keinen Formel-1-Startplatz: Zwar hat der Automobil-Weltverband (FIA) seine Zustimmung erteilt, die Formel 1 aber eine Absage.
Andretti aber lässt sich davon nicht beirren und plant nun eine erneute Bewerbung für 2026. Begründung: "Die Formel 1 ist die 'Königsklasse' im Motorsport. Für unsere Marke wäre das gigantisch. Damit würden wir unser Ziel erreichen, bei jedem großen Motorsport-Event rund um die Welt dabei zu sein. In die Formel 1 einzusteigen, das wäre die Krönung", sagt Teamchef Michael Andretti.
Er spricht von einem "großen Ziel", das Andretti nun schon "seit ein paar Jahren" verfolge. Trotz der Ablehnung seitens der Formel 1 sei sein Team "auf Kurs", meint Michael Andretti. Mehr noch: "Ich habe wirklich das starke Gefühl, dass wir es schaffen werden."
Was Andretti in der Formel 1 beweisen will
Die neue Formel-1-Anlage in Silverstone soll genau das demonstrieren: Entschlossenheit. "Wir bauen aber auch ein fantastisches Team auf", erklärt Michael Andretti. Sein "einmaliger Ansatz" sei, "ein echtes Formel-1-Team von Grund auf und mit genialen Leuten neu zusammenzustellen".
Von den Erfolgsaussichten dieser Herangehensweise ist Michael Andretti überzeugt: "Wenn wir endlich in der Startaufstellung stehen, könnte unser Ansatz ein paar Leute auf dem falschen Fuß erwischen." Warum genau, dazu sagt Andretti aber nichts.
Michael Andretti verspricht neue Wege statt ausgetretene Pfade
Zumal erst einmal einige Vorarbeiten notwendig sind, bevor es überhaupt in Richtung Formel 1 gehen kann. Laut Towriss wirbt das Team nun aktiv Mitarbeiter in England an. "Wir arbeiten auch an den finanziellen und technischen Ressourcen, damit wir ein konkurrenzfähiges Team aufstellen können."
Fotostrecke: Erste Bilder vom neuen Formel-1-Werk von Andretti in Silverstone
So sieht das neue Formel-1-Werk von Andretti in Silverstone aus. Der US-Rennstall mit Hauptsitz in Indianapolis hat ... Fotostrecke
Dann gehe es nur darum, "neue Ideen" clever in die Tat umzusetzen, sagt Michael Andretti. "Bei manchen der aktuellen Teams geht alles seinen gewohnten Gang. Wir aber können alles genau so machen, wie wir es wollen, und das auf moderne Art und Weise. Das könnte ein gewaltiger Vorteil für uns sein."
Der US-amerikanische Traum in der Formel 1
Im Zusammenspiel mit Antriebspartner General Motors (GM) werde etwas "wirklich Einmaliges" entstehen, meint Michael Andretti. "Wir werden unterm Strich ein rein US-amerikanisches Team haben. Denn das Auto wird in den USA gebaut, wir haben einen amerikanischen Motor, amerikanische Besitzer und irgendwann werden wir auch amerikanische Fahrer haben. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben."
Hier hat Andretti einen Punkt: Das aktuelle Haas-Team zum Beispiel greift auf Ferrari-Antriebe zurück und lässt sein Chassis ebenfalls in Italien bauen, bei Dallara. Und das All-American-Racers-Team von Dan Gurney in den 1960er-Jahren fuhr zwar mit Eigenbau-Autos, nutzte aber Weslake- und Climax-Motoren aus England. Ganzheitlich amerikanisch, so wie es Andretti vorschwebt, waren diese Teams also nicht.
Schon jetzt: Erweiterung geplant in Silverstone
Was also hat Andretti mit seinen Anlagen in Silverstone vor? Nicht die Konstruktion der Formel-1-Autos: Die wird in der neuen Andretti-Global-Niederlassung in Fishers bei Indianapolis in den USA erfolgen.
Im nun eröffneten Silverstone-Kerngebäude mit rund 3.700 Quadratmetern Fläche hat indes bereits das Designteam die Arbeit aufgenommen. Später soll dort auch die Wartung der Fahrzeuge erfolgen. In einem weiteren Schritt möchte Andretti zusätzliche 6.500 Quadratmeter in einem weiteren Gebäude dazunehmen, um mehr Flexibilität zu haben.
Denn der Masterplan von Andretti sieht vor, dass in Silverstone nicht nur das Formel-1-Team ansässig wird, sondern auch der bestehende Formel-E-Rennstall. Darüber hinaus erwägt Andretti einen Einstieg in die Langstrecken-WM (WEC) sowie Nachwuchsprogramme in der Formel 2 und in der Formel 3, sofern der Formel-1-Einstieg gelingt. Silverstone wäre damit die Europa-Zentrale von Andretti Global.
"Wir leisten also weiter Aufbauarbeit", sagt Towriss. "Wir wollen sicherstellen, am Ende eine Weltklasse-Anlage zu haben, in der Weltklasse-Mitarbeiter ein Weltklasse-Team bilden können."