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"Vom Teenager zum Erwachsenen": Viel Lob für Yuki Tsunoda nach P10 in Japan
Was das Punkteergebnis beim Formel-1-Heimrennen in Japan für Yuki Tsunoda bedeutet und wie dieses Abschneiden im Red-Bull-Konzern bewertet wird
(Motorsport-Total.com) - "Ich fühle mich einfach erleichtert", sagt Racing-Bulls-Fahrer Yuki Tsunoda nach dem Japan-Grand-Prix 2024 in Suzuka. Und das ist auch kein Wunder: Unter dem Druck des Heimpublikums hat er sich einen WM-Punkt erkämpft und damit nicht nur die japanischen Fans, sondern auch seine Vorgesetzten begeistert.
© Motorsport Images
Yuki Tsunoda im Racing Bulls VCARB 01 beim Formel-1-Rennen in Japan 2024 Zoom Download
Racing-Bulls-Geschäftsführer Peter Bayer zum Beispiel attestiert Tsunoda, er habe das Rennwochenende in Suzuka "mit Bravour" gemeistert und mit P10 einen "Riesenerfolg für das Team" eingefahren. "Yuki ist der erste Japaner, der seit 2012 zuhause gepunktet hat. Wir feiern das wie einen Sieg."
So sieht es auch Teamchef Laurent Mekies: "Es ist zwar nur ein Punkt für die Meisterschaft, aber ein sehr wichtiger. Vor allem an einem Tag, an dem die ersten fünf Teams beide Autos ins Ziel gebracht haben."
Das unterstreicht umso mehr, wie gut Tsunoda seine Sache gemacht hat. Denn eigentlich war er beim Start von P10 kommend ins Hintertreffen geraten: Sein Racing Bulls VCARB 01 fuhr deutlich schlechter los als die meisten anderen Autos im Feld. Einzig Tsunodas Teamkollege Daniel Ricciardo kam ähnlich schwach weg von der Linie.
Warum kamen die Racing Bulls so schlecht weg?
An den Fahrern hat das ausdrücklich nicht gelegen, sagt Bayer: "Wir wissen anhand der Daten, dass sie perfekte Starts hingelegt haben."
Die Medium-Mischung von Pirelli könnte ihren Teil dazu beigetragen haben. "Es kann aber nicht nur an den Reifen liegen", meint Bayer. "Wir glauben, dass da noch etwas anderes war." Was, das wisse Racing Bulls bislang aber nicht zu sagen.
Klar sei nur: Tsunoda habe das Beste aus seiner Situation gemacht. Tatsächlich hat sich der Japaner mit sehenswerten Überholmanövern - unter anderem außenrum in den schwierigen S-Kurven im ersten Streckensektor - wieder nach vorne gefahren.
Das hat Teamchef Mekies begeistert. Tsunoda habe "toll" überholt und sei insgesamt ein "fantastisches, gut kontrolliertes Rennen gefahren", meint er. "Yuki hat seine Reifen gemanagt und hart gepusht, als es darauf ankam. Er hat das gesamte Wochenende über keinen einzigen Fehler gemacht und das hervorragende Ergebnis verdient." Auch Technikchef Jody Egginton lobt: "Yuki ist ausgezeichnet gefahren."
Tsunoda selbst gibt an, nach dem verpatzten Start nicht verzweifelt zu sein. Er habe einen persönlichen "Reset" vorgenommen und sich dann wieder nach vorne orientiert.
Racing Bulls erkennt eine Entwicklung bei Tsunoda
Und genau das ist es, was Racing Bulls an Tsunoda schätzen gelernt hat: "Er ist wahnsinnig fokussiert und konzentriert und ist physisch und psychisch nochmal einen Schritt weiter vorne", sagt Team-Geschäftsführer Bayer.
Die wohl größte Entwicklung Tsunodas sei dessen Einstellung, "Energie zu schöpfen statt sich ablenken zu lassen", so Bayer weiter. Kurz: "Yuki ist vom Teenager zum Erwachsenen geworden und macht Freude. Ich bin insgesamt sehr, sehr zufrieden mit ihm." Denn es zeige sich inzwischen ein "konstanter Aufwärtstrend", und zwar schon "seit sechs Monaten".
Das ist auch Red-Bull-Sportchef Helmut Marko nicht entgangen. Der frühere Rennfahrer hält Tsunoda für "auf jeden Fall stark verbessert" und lobt dessen bisher "beste Saison". Drei Top-10-Startplätze und "keine Fehler mehr" seien gut, aber die Überholstärke in Suzuka sei "unglaublich" gewesen, sagt Marko. Nachsatz: "Ich habe dabei nur gehofft, er crasht nicht."
Und Tsunoda ist nicht gecrasht, im Gegenteil. Er sei "ruhig geblieben", ausdrücklich "schnell" gefahren und habe "keine Dummheiten gemacht", so formuliert es Marko. "Also schauen wir mal, wie es weitergeht."
Tsunoda macht Werbung in eigener Sache
Das gilt nicht nur kurzfristig für die nächsten Rennen in der Formel-1-Saison 2024, sondern auch mittelfristig für Tsunodas Aussichten in der Formel 1. Denn laut Bayer wird Tsunoda mit solchen Leistungen "interessant für andere Teams" und auch Red Bull beobachte diese Entwicklung "sehr wachsam".
Als Red-Bull-Kaderfahrer käme Tsunoda rein theoretisch als möglicher Nachfolger von Max Verstappen oder Sergio Perez in Frage, sollte Red Bull im A-Team eine Änderung der Cockpitbesetzung anstreben oder zum Beispiel einen Wechsel von Verstappen abfedern müssen.
Ralf Schumacher aber sieht im Sky-Gespräch vorrangig eine andere Variante: "Yuki ist in erster Linie für Honda attraktiv, das [ab 2026] mit Aston Martin zusammenkommt. Die haben ihn als japanischen Fahrer sicherlich auf dem Schirm, wenn er sich so weiterentwickelt."
"Ob er außerhalb von Red Bull schon so interessant ist, da bin ich nicht ganz sicher. Aber wenn er weiterhin solche Leistungen bringt, dann ja."
Wie gut war der Boxenstopp wirklich?
"Leistung" ist auch das Stichwort für Bayer, als er auf den entscheidenden Boxenstopp im Rennen zu sprechen kommt: Tsunoda und Aston-Martin-Fahrer Lance Stroll kommen in Runde 22 parallel zum Service, aber Tsunoda ist nur bis zum Boxenstopp der Hintermann und verlässt die Boxengasse an erster Stelle seiner Gruppe.
"Da hat unser Team fantastisch gearbeitet", sagt Tsunoda. Für ihn sei der Platzgewinn an der Box "der große Höhepunkt im Rennen" gewesen.
Auch Bayer ist hochzufrieden mit seiner Boxencrew: "Wenn man sich das Mittelfeld ansieht und bedenkt, wie eng dieser Kampf war, haben wir auch dank unserer Mannschaft wohlverdient einen Punkt geholt. Und wir sind auch stolz darauf, dass wir zum ersten Mal aufgrund unserer Renntechnik in die Top 10 gefahren sind und nicht, weil etwas passiert ist oder jemand [vorne] Mist gebaut hat."
Besonders schnell war der Racing-Bulls-Stopp allerdings nicht: Mit 23,486 Sekunden in der Boxengasse befand sich der Reifenwechsel nur im breiten Mittelfeld und lag etwa eine halbe Sekunde hinter der Stopp-Bestzeit von McLaren-Fahrer Oscar Piastri mit 22,848 Sekunden in der Boxengasse.