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Lance Stroll verteidigt Alonso: Strafe für Russell-Crash in Melbourne "ein Witz"
Aston-Martin-Pilot Lance Stroll sieht in der Fahrweise seines Teamkollegen Fernando Alonso im Melbourne-Duell mit George Russell nichts anderes als Taktik
(Motorsport-Total.com) - Bevor die Formel-1-Piloten am Freitag das erste Freie Training zum Grand Prix von Japan 2024 in Suzuka in Angriff nehmen, wurde am Donnerstag noch einmal über die Schlussphase des Grand Prix von Australien in Melbourne gesprochen. Es ging um den Zwischenfall mit George Russell und Fernando Alonso, der für den Mercedes-Piloten in einem wilden Crash endete, für den Aston-Martin-Piloten in einer Strafe, die ihn im Endergebnis zwei Positionen kostete.
© Motorsport Images
Lance Stroll (re.) kann die Strafe gegen Fernando Alonso nicht nachvollziehen Zoom Download
Obwohl sich die Autos von Russell und Alonso bei der Szene in Kurve 6 der vorletzten Runde gar nicht berührten, wurde Alonso von den Rennkommissaren eine Durchfahrtsstrafe auferlegt. Weil die aber zum derart späten Zeitpunkt des Rennens nicht mehr angetreten werden konnte, wurde die Strafe - wie in solchen Fällen üblich - umgewandelt in eine nachträgliche 20-Sekunden-Zeitstrafe. Diese hat Alonso im Rennergebnis vom sechsten auf den achten Platz zurückgeworfen.
Alonsos Aston-Martin-Teamkollege Lance Stroll kann die Strafe nicht nachvollziehen. Er bezeichnet sie, als er am Donnerstag in Suzuka darauf angesprochen wird, wörtlich als "Witz". Mit Verweis auf Alonso lautet Strolls Argumentation wie folgt: "Ehrlich gesagt fand ich es lächerlich. Ich glaube einfach nicht, dass er irgendetwas Dummes gemacht hat."
"Er hat einfach nur seine Ausfahrt aus der Kurve vorbereitet. Ich fand es lächerlich, ihm eine Durchfahrtsstrafe zu geben für einen Zwischenfall, bei dem sich die Autos überhaupt nicht berührt haben. Das habe ich nicht verstanden und ich finde, die Strafe ist ein Witz", so Stroll.
Stroll war im Übrigen einer der beiden Profiteure von der 20-Sekunden-Strafe, die Alonso letztlich auf P8 hat abrutschen lassen. Der andere Profiteur war Yuki Tsunoda. Während Stroll im offiziellen Rennergebnis des Australien-Grand-Prix 2024 als Sechster auftaucht, nachdem er die Ziellinie eigentlich als Siebter hinter Alonso überquert hatte, zieht der Kanadier für sich selber seine eigenen Schlussfolgerungen.
"Wo ziehst du denn jetzt die Grenze zwischen, was einerseits unnötiges Langsamfahren ist und was andererseits taktisches Fahren ist?", fragt Stroll und holt aus: "In der Vergangenheit gab es Beispiele, als Leute verlangsamt haben, um entweder [besser] ins DRS-Fenster zu kommen oder um zu vermeiden, dass sie selber mittels DRS überholt werden. Und diese Leute wurden damals nicht bestraft."
Stroll über Alonso-Manöver: "Es war Taktik"
Das, was Alonso vor Kurve 6 in Melbourne gemacht hat, das war für Stroll anhand seines Eindrucks der Videoaufnahmen nichts anderes als das berühmte "Lift and Coast", also das Lupfen des Gaspedals (lift) und das Rollenlassen des Autos (coast).
Der Kanadier argumentiert: "Lift and Coast, das ist etwas, was wir im Sinne der Reifen und des Kraftstoffs ohnehin tun. Wenn man mich frag, dann hat Fernando dort stark gelupft. Es war Taktik. Es ist nun mal eine Tatsache, dass die Reifen gegen Ende des Rennens abbauen. Da willst du natürlich einen möglichst guten Ausgang aus dieser Kurve erwischen."
"Wenn du also 500 Meter vor der Kurve lupfst und rollen lässt, heißt das dann, dass du unnötig langsam fährst?", fragt Stroll und unterstreicht: "Wo ist hier die Grenze?"
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"Es ist ja nicht so", setzt der junge Aston-Martin-Pilot fort, "dass [Alonso] gebremst hätte und George ihm hintendrauf gefahren wäre. Nein, George hat die Kurve durchfahren und ihn überhaupt nicht berührt. Leider kam ihm ein bisschen der Abtrieb abhanden und er hatte einen Zwischenfall. Aber das ist doch Racing".
"Das ist einfach Teil des Rennsports. Es passiert", sagt Stroll und zeichnet gedanklich das andere Bild: "Wenn Fernando auf die Bremse getreten hätte und George ihm ins Heck geknallt wäre, dann wäre es etwas anderes. Dann wäre meiner Meinung nach vielleicht auch die Strafe etwas anderes. So aber hat es ja nicht mal eine Berührung gegeben."
Stroll: Lediglich zehn Minuten Fahrerbesprechung wären großartig
Übrigens: Mit seiner Frage, wo in einem solchen Fall die Grenze sei, steht Stroll offenbar nicht alleine da. Am Suzuka-Wochenende jedenfalls stellt er sich schon mal auf längere Diskussionen zwischen Rennleiter und Fahrern ein - länger als sie ihm selber lieb sind.
"Die Fahrerbesprechung", so Stroll", wird an diesem Wochenende richtig lange dauern. Darauf freue ich mich nicht, denn ich finde sie dauert sowieso schon zu lang. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es diesmal eine ganze Reihe von Erklärungen gibt".
Auf Nachfrage, welcher Formel-1-Pilot in den Fahrerbesprechungen üblicherweise am ausführlichsten spricht, antwortet Stroll: "Ich ganz bestimmt nicht! Wenn man mich fragt, dann wären zehn Minuten großartig. Der Rennleiter sollte einfach seine Punkte nennen. Und wer dann noch länger bleiben will, um eineinhalb Stunden lang über Gott und die Welt zu plaudern, der kann ja bleiben. Und wer gehen will, der kann gehen. Aber ihr wisst ja ..."