Trotz Fahrerkommentaren: Keine Pläne für neues Punktesystem in der Formel 1
Hinter den fünf Topteams haben es die kleineren Formel-1-Rennställe oft schwer, in die Punkte zu fahren - Eine Erweiterung der Punkteränge könnte das ändern
(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Australien hat gezeigt: Wenn bei den Formel-1-Topteams etwas schiefläuft, haben auch die sogenannten Hinterbänkler Chancen auf Punkte. Doch unter normalen Umständen haben es Alpine, Williams, Racing Bulls, Sauber und Haas heutzutage schwer, in die Punktezone vorzudringen.
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Fünf Topteams und der Rest: Sollte das Formel-1-Punktesystem überarbeitet werden? Zoom Download
Und so nahm noch vor dem Rennen am Sonntag eine Debatte darüber Fahrt auf, ob die Punkteränge über die Top 10 hinaus erweitert werden sollten, um auch den kleineren Teams gerecht zu werden. Eine Idee, die durchaus Anklang findet.
So sagt Valtteri Bottas von Sauber: "In dieser Situation denke ich, dass das optimaler wäre. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht wird es mit dem neuen Reglement 2026 gemischter. Dann sind die Top 10 genug. Aber jetzt scheint es eine ziemlich klare Reihenfolge zu geben, was die ersten fünf Teams angeht."
"Dahinter ist es sehr eng. Insofern wäre es schön, denn es würde bedeuten, dass man, wenn man gegen Ende des Rennens auf P15 liegt, immer noch kämpft und versucht, in die Punkte zu kommen. Das wäre etwas anderes", glaubt der Finne.
Hülkenberg: Schere am Sonntag "extrem groß"
Nico Hülkenberg, der als einziger Fahrer unter den Mittefeldteams bisher zweimal punkten konnte, tut sich da schwerer. "Offensichtlich gibt es für 20 Autos zehn Punkte, und das ist schon seit langer Zeit so. Und es fühlt sich richtig an", sagt der Haas-Pilot. "Aber natürlich ist die Schere, vor allem sonntags, enorm groß."
"Ich denke, es ist vielleicht ein bisschen zu früh, um das zu sagen, aber wenn das noch eine Weile so weitergeht, ist es vielleicht eine Überlegung wert", findet der Deutsche und bringt auch die Überlegung ins Spiel, Quali-Punkte zu vergeben.
"Es ist interessant zu sehen, wie am Samstag alle so kompakt beieinander sind. Hundertstel, Tausendstel machen einen großen Unterschied, und am Sonntag liegen Welten dazwischen. Das fühlt sich extrem an. Ich denke, das muss man sich anschauen."
Auf die Frage nach einer Erklärung sagt Hülkenberg: "Ich denke, am Ende des Tages sind es immer noch die großen Teams - je mehr Budget sie haben, desto größer sind die Ressourcen, vielleicht auch die Qualität der Arbeit. Da gibt es sicher einen Unterschied. Die Stoppuhr lügt nicht. Das kann man sonntags deutlich sehen."
Dass er auf ein Problem oder einen Ausfall bei einem der Topteams hoffen muss, um selbst zu punkten, findet auch Hülkenbergs Teamkollege Kevin Magnussen "nicht toll".
"Natürlich ist es nicht schön, wenn man ein wirklich gutes Wochenende hat und dann auf dem Papier immer noch keine Punkte holt", sagt er. "Gleichzeitig wird es dadurch in der Konstrukteursmeisterschaft noch schwieriger."
"Aber historisch und statistisch gesehen gibt es Chancen. Bei manchen Rennen gibt es unter den ersten zehn Autos mehr als ein Auto, das nicht ins Ziel kommt oder Probleme hat. Und es wird Rennen geben, in denen es schwierig ist, zu überholen. Und vielleicht hat man Glück mit einem Safety-Car oder ähnlichem."
Albon bleibt vom aktuellen System überzeugt
Ähnlich äußert sich Williams-Pilot Alexander Albon: "Wir haben gute Rennen, aber wenn nicht einer von den Fahrern der fünf Topteams unglücklicherweise ein DNF hat, ist man irgendwie im Hintertreffen. Aber wir sollten nicht zu pessimistisch sein."
Zwar wünscht sich Albon "egoistisch gesehen" mehr Punkte. "Aber ich würde das System, das wir haben, nicht ändern. Ich denke, dass die fünf besten Teams einfach einen besseren Job machen als die fünf schlechtesten. Also würde ich das Format nicht ändern."
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Eine Überarbeitung des Formel-1-Punktesystems steht in naher Zukunft auch nicht auf der Agenda. Entsprechende Nachfragen haben ergeben, dass es zwischen der Formel 1 und der FIA im Moment kein konkretes Thema für Diskussionen darstellt.
Dabei hat sich das Punkteformat im Laufe der Jahre immer wieder verändert - auch in jüngerer Zeit. So kam 2019 der Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde hinzu. Mit Einführung der Sprintrennen ergab sich eine weitere Gelegenheit, extra Punkte zu sammeln, erst nur für die Top 3, seit 2022 sogar für die Top 8.
Der letzte große Umbruch im Formel-1-Punktesystem fand aber 2011 statt, als es für einen Sieg erstmals 25 Punkte gab und die Punkteränge bis auf Rang zehn erweitert wurden - schon damals mit dem Gedanken, kleineren Teams mehr Chancen einzuräumen.
Zuvor wurden nur die Plätze eins bis acht mit Punkten belohnt, beginnend mit zehn Zählern für den Rennsieger. Bis 2003 gab es sogar nur für die Top 6 eines Rennens WM-Punkte.