• 23. März 2024 · 05:27 Uhr

Williams-Teamchef stellt klar: Stehen weiter voll hinter Logan Sargeant

Williams-Teamchef James Vowles versichert, dass er Logan Sargeant mit seiner Entscheidung nicht das Vertrauen entzogen habe - Viele Fans üben trotzdem Kritik

(Motorsport-Total.com) - "Nein, ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Die Tatsache, dass ich ihn zurückgezogen habe, zeigt eher, dass ich an ihn glaube", antwortet James Vowles auf die Frage, ob es ein Zeichen für fehlendes Vertrauen sei, dass man Logan Sargeant beim Großen Preis von Australien nicht an den Start gehen lasse.

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Logan Sargeant darf nicht am weiteren Melbourne-Wochenende teilnehmen Zoom Download

Es ist eine spannende Aussage, die der Williams-Teamchef leider nicht genauer erklärt. Denn Fakt ist, dass die Entscheidung, Alexander Albon nach dessen Crash am Freitag für den Rest des Wochenendes das Chassis des Teamkollegen zu geben, unmittelbar auch eine Entscheidung gegen Sargeant ist.

Das weiß vermutlich auch Vowles selbst, der erklärt, dass es "sehr schwierig" sei, Sargeant Selbstvertrauen nun wiederaufzubauen. Er erklärt: "Man hat einen Spitzensportler, der in diesem Jahr nichts anderes tut, als was ich von ihm verlange."

"Er hat keinen einzigen Fehler gemacht, er hat sich das ganze Jahr über keinen einzigen Fehltritt geleistet. Und trotzdem habe ich ihn aus dem Auto geholt", so Vowles, der betont, dass Sargeant zuletzt sportlich "näher als zuvor" an Albon dran gewesen sei.

"Allerdings habe ich nur ein Auto", erinnert Vowles, der betont, dass im aktuell engen Formel-1-Feld jeder Punkt entscheidend sei. "Und in dieser Hinsicht setzt man also auf den Fahrer, der in diesem Jahr bisher leicht vor dem anderen lag - nämlich Alex", so Vowles.

Vowles verrät: Auch Albon "im Zwiespalt"

Viele Fans sehen die Entscheidung trotzdem kritisch, denn schließlich ist es auf Albons Unfall am Freitag zurückzuführen, dass Williams an diesem Wochenende nur noch ein Auto einsetzen kann. Dass das nun der Pilot bekommt, der zuvor gecrasht ist, stößt bei vielen auf Unverständnis.

Auch Albon selbst sei "im Zwiespalt", verrät Vowles und erklärt: "Er weiß, dass er der Grund dafür ist, dass Logan heute nicht fahren kann. Und das frustriert ihn." Gleichzeitig sei Albon aber natürlich auch dankbar für die zweite Chance an diesem Wochenende.


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"Jeder Rennfahrer, den ich kenne, will da rausgehen und 100 Prozent für das Team geben, und das jetzt umso mehr, wenn man realisiert, welches Opfer gebracht wurde, damit man das tun kann", betont Vowles, der immer wieder betont, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe.

Denn zwar wusste er natürlich, dass Williams ohne Ersatzchassis in die neue Saison gehen würde. Trotzdem habe er mit seinen Piloten zuvor nie über die Situation gesprochen, was passieren könnte, wenn eines der beiden vorhandenen Chassis zerstört werde.

Sargeant "versteht, dass dies ein Teamsport ist"

"Diese Diskussion hatten wir nie", stellt er klar und betont, selbst nach dem Unfall in FT1 habe er es vermieden, das Thema anzusprechen. "Ich habe bewusst keinen Druck auf [Logan] ausgeübt und wollte in FT2 sehen, wie es ihm geht und wie die Leistung des Autos ist", so Vowles.

Erst danach erfuhr der US-Amerikaner, dass das Wochenende für ihn vorbei ist. Vowles betont: "Er versteht, dass dies ein Teamsport ist. Es ist der seltsamste Sport der Welt, bei dem ich zwei Fahrer habe, aber es ist ein Mannschaftssport. Und er versteht das."

Natürlich sei Sargeant "frustriert", gesteht der Teamchef, "aber er versteht und erkennt auch, dass es sich um einen Mannschaftssport handelt und ich eine der schwersten Entscheidungen treffen musste, die ich bisher in meiner Position hier getroffen habe."


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"Die Wahrheit ist, dass ein Rennfahrer, wenn er wieder ins Auto steigt, was für ihn jetzt in Japan der Fall sein wird, und er bis auf Millisekunden an Alex herankommt, was er in den letzten paar Rennen getan hat, das Selbstvertrauen sowieso zurückkehrt", hofft er.

Er verrät: "Eine der Methoden, die ich bisher mit ihm eingeführt habe, ist eine Strukturierung, die beinhaltet, dass er und ich darüber sprechen, wo seine Stärken und Schwächen liegen, sowie Hilfe und Unterstützung in Bezug auf sein Umfeld, um ihn voranzubringen."

Zahlen sprechen eindeutig für Albon

Denn bei aller Kritik an der Entscheidung geben die nackten Zahlen Vowles recht. Sargeant konnte Albon seit seinem Debüt 2023 in Bahrain zum Beispiel noch kein einziges Mal in der Qualifikation schlagen. Saisonübergreifend steht es aus seiner Sicht inzwischen 0:24 im Duell gegen den Teamkollegen.

Dazu holte Albon im Vorjahr 27 der 28 Williams-Punkte in der WM und auch in den beiden bisherigen Rennen in diesem Jahr kam er jeweils vor Sargeant ins Ziel. Klammert man seinen Unfall am Freitag also aus, ergibt es durchaus Sinn, ihm den Vorzug zu geben.

Das weiß womöglich auch Sargeant selbst, denn Vowles verrät: "Er will in dieser Organisation erfolgreich sein, und er will, dass wir als Team erfolgreich sind. Und das hat Vorrang vor seinem persönlichen Ehrgeiz, heute im Auto zu sitzen."

Der Williams-Teamchef lobt Sargeants Einstellung daher und erklärt, "dass ich bei weitem nicht so reif war wie er, als ich in seinem Alter war." Er habe dem 23-Jährigen daher auch selbst die Entscheidung überlassen, wie er den Rest des Wochenendes verfolgen wolle.

Tatsächlich war Sargeant im dritten Training am Samstagmittag (Ortszeit) in der Williams-Garage zu sehen, und Vowles betont, dass sich auch das restliche Team von der schwierigen Situation nicht herunterziehen lasse - im Gegenteil.

Williams bricht Sperrstunde und schiebt Überstunden

Vowles verrät: "Die Auto-Crews haben gestern Abend an einem Strang gezogen und Schichtarbeit geleistet, um das Auto dorthin zu bringen, wo es jetzt ist. Anstatt sich zu trennen, hat das Team an einem Strang gezogen. Das ist etwas, was ich hier beobachtet habe und was mich wirklich stolz macht."

So hat Williams in der Nacht auf Samstag die Sperrstunde gebrochen, um das Auto für Albon aufzubauen. Daran waren auch Sargeants Mechaniker beteiligt, und Vowles erklärt, dass man auch bei den Ingenieuren die Arbeitslast nun unter allen aufgeteilt habe.

"Jedem ist klar, dass dies keine Situation ist, die man sich gewünscht hat. Aber umgekehrt ist dies nicht der Zeitpunkt, um einen Rückzieher zu machen, sondern es ist an der Zeit, die Anstrengungen zu verdoppeln und zusammenzuarbeiten", betont der Teamchef.


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"Ich habe gestern unter anderem das Team zusammengebracht und erklärt, warum ich diese Entscheidung getroffen habe, [...] warum wir als Team an einem Strang ziehen müssen und nicht als Team auseinander gehen dürfen. Und warum wir dies als Katalysator für Veränderungen nutzen müssen", so Vowles.

Es dürfe nie wieder vorkommen, dass man nicht genug Teile habe, um zwei Autos an den Start zu schicken, stellt er klar. "Aber ich habe immer gesagt, dass dieser Katalysator des Wandels, den wir brauchen, der Wandel, den wir derzeit bei Williams vollziehen, nicht in einem Monat oder einem Jahr stattfinden wird."

Vowles: Mussten erst die Sponsoren informieren

Es werde viele Jahre brauchen, "um all diese Probleme zu lösen", betont Vowles, der zudem verrät, dass er bei seiner Entscheidung auch kommerzielle Aspekte bedenken musste. Denn die Sponsoren bezahlen schließlich dafür, zwei Autos auf der Strecke zu sehen.

"Bevor man eine solche Entscheidung trifft, muss man sich vergewissern, dass man in jeder Hinsicht rechtlich abgesichert ist", so Vowles, der erklärt: "Das normale Vorgehen in diesem Fall ist, dass man mit dem Vorstand spricht, der in diesem Fall Dorilton ist, man spricht mit den Sponsoren und stellt sicher, dass sie informiert sind."

Weil es im Motorsport aber immer passieren könne, dass ein Auto nicht einsatzfähig sei, gebe es extra Klauseln in den Verträgen, "die einen absichern", so Vowles. Zumindest in dieser Hinsicht muss sich Williams also keine Sorgen machen.

Offen bleibt allerdings die Frage, ob die Entscheidung aus Melbourne langfristig Auswirkungen auf die Moral von Logan Sargeant haben wird. Ausschließen kann man das trotz der vielen warmen Worte von James Vowles nämlich nicht.

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