Die Formel 1 und Saudi-Arabien: "Werden die Welt nicht verändern"
Charles Leclerc und Max Verstappen haben sich hinter die Austragung von Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien gestellt und sehen seit dem ersten GP positive Zeichen
(Motorsport-Total.com) - Ob Klub-WM, Asien-Spiele und 2034 auch die Fußball-Weltmeisterschaft: Saudi-Arabien drängt immer weiter auf den internationalen Sportmarkt und schnappt sich derzeit ein Großevent nach dem anderen.
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Max Verstappen und Charles Leclerc sprechen sich für Saudi-Arabien aus Zoom Download
Im Motorsport ist das Land längst angekommen: Egal ob Formel 1, Formel E, Extreme E oder die Rallye Dakar - trotz aller Kritik ist das Königreich in vielen internationalen Rennserien vertreten.
Allerdings gibt es immer wieder Stimmen, die eine Austragung von Rennen in Saudi-Arabien hinterfragen, weil Menschenrechte nicht auf dem europäischen Standard - der Heimat vieler Rennserien - sind und insbesondere Frauen nicht die Freiheiten genießen, die sie eigentlich haben sollten.
Vor zwei Jahren gab es sogar Raketenangriffe unmittelbar neben der Formel-1-Strecke in Dschidda. Trotzdem ist die Formel 1 weiterhin regelmäßiger Gast in Saudi-Arabien und hat erst jüngst die neue Strecke in Qiddiya vorgestellt, die neue Maßstäbe setzen soll.
Sportswashing lautet ein häufig genutzter Begriff dafür, was Saudi-Arabien betreibt: Man möchte den Ruf des Landes durch angesehene Sportevents aufpolieren, doch Charles Leclerc ist der Meinung, dass man Ländern wie Saudi-Arabien gerade mit Sportevents helfen kann.
"Wir müssen die Werte des Sports in diese Länder bringen, um den Geist der Leute zu öffnen", sagt der Ferrari-Pilot.
Zwar weiß er, dass der Sport manchmal in einer schwierigen Situation steckt und es noch eine Menge Arbeit gibt, "aber ich glaube, dass wir 20 Fahrer sind, die gute Werte und Respekt zeigen, und wir müssen weiter in solche Länder gehen, um hoffentlich den Geist zu öffnen und dafür zu sorgen, dass sie eine bessere Zukunft haben und dass wir junge Leute dazu inspirieren, ihren Traum zu verfolgen."
"Ich glaube immer noch, dass das eine gute Sache ist", so der Monegasse.
Verstappen will kein Politiker sein
Auch Max Verstappen schließt sich den Worten an und meint, dass der Sport überall auf der Welt eine Menge erreichen könne. Aber er betont auch, dass die Fahrer nichts mit der Politik am Hut haben und dass man Politik und Sport strikt trennen müsse.
"Manche Leute stehen gerne mittendrin, aber ich konzentriere mich lieber auf den Sport, ansonsten wäre ich ein Politiker geworden", so der Niederländer. "Aber das ist nicht meine Expertise und definitiv nicht da, wo ich hinmöchte."
"Am Ende des Tages hat jedes Land seine eigenen Makel, aber auch positive Seiten. Und wir werden die Welt als Sport nicht verändern, aber wir versuchen, die positiven Werte zu teilen", sagt er.
Verstappen möchte mehr vom Land sehen
Trotzdem nimmt er auch die Länder in die Pflicht, die positive Veränderungen bewirken müssen. Im Fall von Saudi-Arabien habe er diese aber schon gesehen, seit die Formel 1 2021 zum ersten Mal hier zu Gast war. "Das muss man respektieren", findet er. "In manchen Ländern dauert es eben etwas länger."
Fotostrecke: Neue Formel-1-Strecken seit 2000
24.09.2000: Grand Prix der USA in Indianapolis. Das erste Premierenrennen der Formel 1 nach der Jahrtausendwende ist eigentlich keines. Einen Großen Preis der USA hatten schon mehrere Rennstrecken ausgerichtet, und zwischen 1950 und 1960 zählte das Indianapolis 500 zur Formel 1. Doch 2000 gingen die Piloten erstmals auf der 4,129 Kilometer langen Strecke an den Start, die das berühmte Oval mit einem Straßenkurs verbindet. Fotostrecke
Bislang war Verstappen nur in Dschidda unterwegs, doch gerne würde der Red-Bull-Pilot auch einmal andere Städte des Landes kennenlernen. "Ich habe viele Freunde, die Riad oder al-Ula besucht haben, natürlich ist auch die Dakar-Rallye hier. Es gibt also viele schöne Orte, die man sehen kann, und Schritt für Schritt kann ich hoffentlich etwas mehr vom Land sehen."
"Es ist toll, dass sich das Land ein bisschen mehr für die Welt öffnet. Es sind positive Veränderungen, und das ist das einzige, was man sich wünschen kann", sagt er. "Hoffentlich können wir alle noch mehr von Saudi-Arabien sehen."