"Deutlich über dem Limit": Fahrer zeigen Formel-1-Kalender Stopp-Signal
Die Topfahrer der Formel 1 haben sich einheitlich gegen 24 Rennen pro Saison ausgesprochen - Verstappen droht: Mache so keine zehn Jahre mehr!
(Motorsport-Total.com) - Obwohl noch nicht einmal das erste Freie Training der neuen Formel-1-Saison 2024 gestartet wurde, richtet sich der Blick der Fahrer schon jetzt in Richtung Saisonende. Denn das Jahr 2024 wird das längste Formel-1-Jahr aller Zeiten werden, mit 24 Rennen bis Mitte Dezember. Das sind gleich zwei mehr als in den bisherigen Rekordsaisons 2021, 2022 und 2023.
Für die Fahrer ist das Rad mittlerweile überdreht: "Mein Gefühl ist, dass wir bereits deutlich über dem Limit sind", kritisiert Weltmeister Max Verstappen den Kalender, den Liberty Media und Formel-1-Boss Stefano Domenicali erstellt haben. Sein Tenor: "Das ist nicht nachhaltig."
Verstappen hatte seinen Unmut über die immer längeren Formel-1-Saisons bereits öfter kundgetan und dabei auch einen Rücktritt in den Raum gestellt, wenn sein bis Ende 2028 gültiger Vertrag mit Red Bull ausläuft. Das bekräftigt er vor dem Saisonstart noch einmal: "Ich bin noch jung, aber ich weiß, dass ich das bei 24 Rennen nicht weitere zehn Jahre machen werde."
"Irgendwann schaut man auf seine Lebensqualität", betont der Niederländer und sagt, dass er irgendwann an einen Punkt kommt, wo er lieber zuhause ist und sich auf andere Projekte fokussiert. "Ich liebe es, jetzt ist das kein Problem, aber ich weiß, dass es in ein paar Jahren anders sein wird."
"Am Ende ist es an der Formel 1, was sie mit ihrem Sport machen wollen. Aber wenn die Leute im Sport ihre Karrieren verkürzen, weil es zu viel ist, dann ist das schade", kommentiert Verstappen.
Alonso: Das ist für niemanden nachhaltig!
Ähnlich geht es Fernando Alonso, der auch mit 42 Jahren noch vor Motivation sprüht und sich noch einige Jahre im Sport vorstellen könnte. Hört man ihm zu, dann könnte man denken, dass der Spanier auch mit knapp 50 noch in der Formel 1 sein könnte und will - doch bei 24 Rennen kann er sich selbst das "absolut nicht" vorstellen.
"Wir sind deutlich über dem Limit", kritisiert auch der Aston-Martin-Pilot, in dessen Anfangszeit es noch 16 Rennen gab. Stückweise wurde das erhöht und dabei die Grenze immer weiter verschoben.
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Mal ganz ehrlich: Wer von euch schaut noch wirklich jedes Formel-1-Rennen? Unser Experte Ralf Schumacher glaubt, dass 24 Rennen zu viel sind. Weitere Formel-1-Videos
"Dann kam Liberty und es wurden 20", sagt er. "Es gab die Nachricht, dass das das absolute Limit sein würde, aber jetzt haben wir 24." Auch er sagt: "Das ist für die Zukunft nicht nachhaltig - für niemanden."
Interessiert verfolgt er die Aussagen von Verstappen, der aktuell von Erfolg zu Erfolg fährt und auch 2024 als großer Favorit gilt: "Selbst der Weltmeister denkt, dass die Saison zu lang ist. Wie ist es dann erst bei den anderen?", so Alonso. "Wir fahren in der zweiten Saisonhälfte um nichts. Es gibt keinen Anreiz, um irgendetwas zu kämpfen."
Hamilton: Nachhaltigkeit sollte im Fokus stehen
Die Fahrer hätten gerne "Qualität über Quantität", doch die Frage ist, ob man das Rad überhaupt wieder zurückdrehen kann. Denn viele Strecken wurden bereits mit langfristigen Verträgen ausgestattet. Auslaufende Verträge gibt es aktuell überhaupt nicht, und elf Strecken - sowie das neue Stadtrennen in Madrid - besitzen bereits Verträge bis mindestens 2030.
"Wir müssen uns der Thematik Qualität versus Quantität bewusst sein und müssen an den Einfluss denken, den wir auf der Welt haben", mahnt auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton.
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Imola (Italien): bis 2025 Fotostrecke
Denn je mehr Rennen es gibt, desto mehr muss der ganze Zirkus auch im die Welt gebracht werden - und es gibt immer noch logistische Ausreißer im Kalender wie Kanada, das zwischen Monaco und Spanien gepackt wird, oder einen Tripleheader, bei dem man von Las Vegas um die halbe Welt bis auf die arabische Halbinsel reist.
"Nachhaltigkeit sollte bei den Entscheidungen im Fokus stehen", findet Hamilton und kritisiert: "Wir sind schon an der Grenze, vielleicht sogar drüber."
Sainz: Lieber exklusiv wie die Champions League
Ferrari-Pilot Carlos Sainz warnt zudem vor einer Übersättigung des Publikums, wenn sie ständig die Formel 1 vor die Nase gesetzt bekommen. Er vergleicht es mit dem Fußball, wo er ein Fan der Champions League ist, weil diese nicht so oft stattfindet, sondern noch ein Highlight ist.
"Der Höhepunkt eines Champions-League-Spiels bringt Leute an diesem Tag zusammen", sagt der Ferrari-Pilot und mahnt: "Die Formel 1 riskiert, zu konstant zu werden, wenn man jedes Wochenende ein Rennen hat. Die Leute verlieren den Appetit."
"Sie muss exklusiv bleiben. Sie muss ein Sport bleiben, auf den man sich freut - und keiner, der eh immer läuft, wenn man den Fernseher anschaltet, wie bei einem normalen Ligaspiel, das jedes Wochenende ist", so Sainz.
"Wir sind bei der Anzahl der Rennen bereits an der Grenze, die die Mitarbeiter der Teams, die Fahrer, die Formel 1 oder Journalisten in einem Jahr leisten können, wenn man eine Familie zuhause hat und mit der Heimat in Kontakt bleiben möchte", stellt er klar. "Ich hoffe wirklich, dass es nicht viel höher wird als 24, sonst wird es für alle schwierig."