Zeitung erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen Christian Horner
Jene niederländische Zeitung, die die Horner-Affäre ins Rollen gebracht hat, legt nach - Vorwurf eines Vertuschungsversuchs durch den Red-Bull-Teamchef
(Motorsport-Total.com) - Die Luft wird immer dünner für Christian Horner. Der Chef des österreichisch-britischen Formel-1-Rennstalls Red Bull Racing ist derzeit Gegenstand einer von der Red Bull GmbH initiierten Untersuchung durch einen unabhängigen Ermittlungsanwalt. Der Vorwurf: unangemessenes Verhalten gegenüber einer Mitarbeiterin des Teams.
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Eine Zeitung erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen Red-Bull-Teamchef Christian Horner Zoom Download
Am Donnerstag schien Horners Welt jedoch, zumindest von außen betrachtet, kurzzeitig in Ordnung zu sein, als er entgegen Getuschel hinter den Kulissen der Formel 1 beim Launch des Red Bull RB20 für die Saison 2024 als Teamchef vor die Öffentlichkeit trat.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es Stimmen gegeben, wonach Horner bei der Präsentation womöglich gar nicht mehr Teamchef sein könnte.
Doch jetzt hat die niederländische Zeitung De Telegraaf, die die Affäre am 5. Februar mit einer ersten Veröffentlichung ins Rollen gebracht hat, zusätzliches Öl ins Feuer gegossen. Mit einer erneuten Veröffentlichung, die die Vorwürfe gegen Horner konkretisiert und neue erhebt.
Zeitung geht erstmals konkreter auf Vorwürfe ein
Unter anderem, dass Horner versucht haben soll, die Angelegenheit zu vertuschen. De Telegraaf behauptet, Horner am 2. Februar erstmals mit den Vorwürfen konfrontiert zu haben, um ihm Gelegenheit zu geben, dazu Stellung zu nehmen.
Innerhalb von 24 Stunden nach dieser Kontaktaufnahme soll die Mitarbeiterin von Horners Rechtsanwalt ein Angebot über 650.000 Britische Pfund (umgerechnet 760.000 Euro) erhalten haben, um die Angelegenheit einvernehmlich zu regeln. Schweigegeld, mutmaßlich.
Außerdem konkretisiert die Story erstmals, worum sich die Vorwürfe konkret drehen. Unter anderem habe Horner der Mitarbeiterin unangemessene Nachrichten geschickt, "regelmäßig und über einen beträchtlichen Zeitraum" hinweg.
Die Mitarbeiterin (Name der Redaktion bekannt) hat diese Nachrichten offenbar dokumentiert und bereits Ende 2023 bei der Compliance der Red Bull GmbH in Fuschl gemeldet. Die beauftragte einen unabhängigen Ermittlungsanwalt damit, eine Untersuchung durchzuführen. Was durch ein Red-Bull-Statement zu der Angelegenheit seit 5. Januar öffentlich ist.
Horner denkt nicht an freiwilligen Rücktritt
Dann soll, so Recherchen von Motorsport-Total.com, Horner eine Möglichkeit geboten worden sein, ohne Gesichtsverlust aus der Sache rauszukommen. Der Plan dafür lag schon in der Schublade. Horner würde aus freien Stücken als Teamchef zurücktreten, und als offiziellen Grund hätte man etwa gesundheitliche Probleme angeben können.
Übrigens eine Darstellung, die von Quellen aus Horners Umfeld bestritten wird. Es habe ein solches Angebot für einen freiwilligen Rücktritt nie gegeben.
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Doch Horner, offenbar davon überzeugt, im Recht zu sein, ging auf dieses Angebot nicht ein. Am 9. Februar wurde er vom Ermittlungsanwalt vernommen, Medienberichten zufolge mehr als acht Stunden lang. Und er wurde im Zuge dieser Befragung mit einem Dossier konfrontiert, das auf Basis der Vorwürfe der Mitarbeiterin erstellt wurde.
Wie wasserdicht ist die niederländische Story?
De Telegraaf hat nun Kenntnis über Inhalte des Dossiers erlangt. Das behauptet die Zeitung, die jetzt erstmals konkret über die Art der Vorwürfe berichtet, in ihrer neuesten Veröffentlichung.
Die übrigens bemerkenswert ist: Sollten die in der Story erhobenen Vorwürfe nicht stimmen, würde sich der Herausgeber rechtlich angreifbar machen. Dass De Telegraaf die Story ohne rechtliche Beratung veröffentlicht hat, ist im professionellen Mediengeschäft schwer vorstellbar. Aber: Laut Informationen von Motorsport-Total.com hat Horner inzwischen rechtliche Schritte gegen die Veröffentlichung eingeleitet.
Für Horner gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. Am Donnerstag gab er dem englischen Pay-TV-Sender Sky ein Interview, in dem er wörtlich sagte: "Ich bestreite alle Vorwürfe, die gegen mich gemacht wurden. Aber natürlich kooperiere ich mit der Untersuchung, die hoffentlich in naher Zukunft abgeschlossen sein wird."
Von einem Machtkampf hinter den Kulissen von Red Bull, wie er zuletzt vom ehemaligen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone suggeriert wurde, will Horner nichts wissen: "Nein, das ist nicht korrekt." Und auch zwischen ihm und der Familie Verstappen gebe es "überhaupt keine" Differenzen: "Ich war vor ein paar Tagen mit Jos und Max zusammen, in Silverstone. Max ist voll auf seinen Job fokussiert, und er ist sehr unterstützend."
Gut unterrichtete Quellen bleiben aber dabei: Die Beziehung zwischen Horner und Jos Verstappen soll zerbrochen sein. Dass die erneute Story, die Horner jetzt Kopfschmerzen bereitet, ausgerechnet in den Niederlanden, in der Heimat der Verstappens, erschienen ist, trägt zumindest nicht dazu bei, diesen Verdacht zu entkräften.
Beteiligte wollen keine zusätzlichen Statements abgeben
Red Bull Racing äußert sich offiziell nicht zu der veröffentlichten Story. Jos Verstappen wurde am Freitagnachmittag von Motorsport-Total.com kontaktiert. Er möchte sich in der Angelegenheit ebenfalls nicht äußern. Helmut Marko, der Motorsportkonsulent von Red Bull, hat sein Handy abgedreht. Der Standpunkt von Red Bull ist klar: Solange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, gibt es nichts zu sagen.
Geäußert hat sich inzwischen Ford, ab 2026 Partner von Red Bull Powertrains in der Formel 1. Motorsportchef Mark Rushbrook sagt gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press: "Als familiengeführtes Unternehmen, und als Unternehmen, das sich selbst an sehr hohe Standards in Bezug auf Verhalten und Integrität gebunden fühlt, erwarten wir das Gleiche von unseren Partnern."
"Wir haben den Eindruck, dass Red Bull die Situation sehr ernst nimmt, und das wurde uns auch gesagt. Und natürlich sind sie auch um ihre Marke besorgt. Deshalb haben sie eine unabhängige Untersuchung eingeleitet, und solange wir nicht wissen, was dabei herauskommt, ist es für uns zu früh, die Sache zu kommentieren."
Die Formel-1-Saison 2024, in die Red Bull Racing als Titelverteidiger startet, beginnt am 2. März mit dem Grand Prix von Bahrain. Bereits nächste Woche, von 21. bis 23. Februar, finden in Bahrain die offiziellen Wintertests statt. Ob Horner dann noch Teamchef sein wird, das bleibt solange unklar, bis ein finales Untersuchungsergebnis vorliegt.