Bleibst du so lang bei Aston Martin, wie Papa das Team gehört, Lance Stroll?
Lance Stroll redet offenbar nicht gern über Papa, gibt zu, dass Fernando Alonso 2023 einfach schneller war, und träumt vom ersten Sieg für Aston Martin
(Motorsport-Total.com) - Dan Fallows hat am Sonntagabend in seiner Online-Pressekonferenz zum Launch des AMR24 mit einer selbstbewussten Aussage für hochgezogene Augenbrauen gesorgt: "Wir glauben, dass Red Bull absolut schlagbar ist", so der Technische Direktor von Aston Martin. Eine Ansage, die aber offenbar nicht jeder im Team so unterschreiben würde.
Lance Stroll zum Beispiel glaubt nicht, dass es realistisch ist, Red Bull schon 2024 schlagen zu wollen. Zwar witzelt er: "Ist doch ganz einfach! Wir müssen nur ein schnelleres Rennauto bauen als die." Aber: "Mal im Ernst, die haben den Sport seit Einführung der neuen Regeln dominiert. Und Max fährt herausragend gut. Ich glaube nicht, dass es unser Ziel ist, Red Bull zu schlagen."
"Wir wollen da schon hinkommen, aber für den Moment wollen wir das Beste aus dem Team rausholen. Wir haben viele Ideen, wie wir ein noch besseres Team werden können. Das ist der Fokus. Vergangenes Jahr hatten wir ganz oft ein wirklich tolles Auto, mit dem wir vorn mitfahren konnten. Das noch öfter zu schaffen, das muss das erste Ziel sein."
Was die konkreten Saisonziele für 2024 betrifft, ist Stroll ganz auf Linie mit Teamchef Mike Krack: "Ich möchte, dass wir dieses Jahr um echt gute Ergebnisse kämpfen können, dass wir viele Punkte sammeln, öfter mal aufs Podium fahren. Und vielleicht gelingt uns der erste Sieg in Grün. Das wäre schön."
Stroll weiß: Alonso war 2023 einfach besser
Dass er das auch ein wenig selbst in der Hand hat, ist dem immer noch erst 25-jährigen Kanadier, der 2024 bereits seine achte Saison in der Formel 1 bestreitet, bewusst. 2023 verlor er das Stallduell gegen Routinier Fernando Alonso mit 74:206 Punkten, und während Alonso achtmal der Sprung aufs Podium gelang, blieb für Stroll ein einzelner vierter Platz in Melbourne das beste Ergebnis.
Woran er arbeiten muss, räumt Stroll selbstkritisch ein, das sei folgerichtig klar: am Speed. "Fernando war einfach schneller", gibt er zu. "Ich habe ein paar Ideen, woran ich arbeiten, wie ich besser werden kann." Und: "Ich möchte nicht das Wort Pech verwenden, aber es lief vergangenes Jahr ein paar Mal gegen uns. Wie oft bin ich, in guter Position liegend, mit einem Defekt ausgeschieden?"
Über den Winter, sagt Stroll, habe er an sich gearbeitet, habe er körperlich hart trainiert, sodass er aktuell in einem besseren Fitnesszustand ist als vor einem Jahr, als er nach einem schweren Fahrradunfall wochenlang außer Gefecht war. Die Saisonvorbereitung 2023 verlief alles andere als optimal, die Wintertests in Bahrain musste er auslassen.
Das ist dieses Jahr anders, und trotzdem verstummen jene Stimmen nicht, die meckern, dass Stroll jun. sein Cockpit schon längst verloren hätte, wenn das Aston-Martin-Team nicht Stroll sen., seinem Vater Lawrence, gehören würde. Ein Thema, über das viel geredet wird in der Formel 1 - über das die Familie Stroll aber ganz und gar nicht gern spricht.
Stroll: Wie man viel redet, ohne etwas zu sagen
In der Online-Pressekonferenz am Sonntag wollte Motorsport-Total.com von Stroll jun. wissen, ob das Engagement seines Vaters bei Aston Martin bedeutet, dass er bis zum Ende seiner Karriere in diesem Team fahren wird, oder ob er für Angebote anderer Teams offen wäre. Und ob man es als gesetzt betrachten kann, dass er bei Aston Martin fährt, solang seinem Vater das Team gehört.
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Strolls Wischiwaschi-Antwort auf diese sehr konkrete Frage könnte direkt aus einem Rhetoriklehrbuch für Politiker stammen. Er sagt nämlich: "Ich konzentriere mich auf dieses Jahr. Ich fahre in Grün und bin sehr motiviert und aufgeregt, Teil dieses unglaublichen Projekts zu sein, Aston Martin in der Formel 1."
Man wartet als Fragesteller gespannt darauf, dass er zum Punkt kommt und die Frage beantwortet. Aber vergeblich. Stroll fährt fort: "Wir sind als Team in den vergangenen fünf Jahren enorm gewachsen. Es waren schon viele talentierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier, bevor das Team zu Aston Martin wurde. Dazu kamen neue, gute Leute - und die neue Fabrik."
Stroll verweist in diesem Zusammenhang auch auf den "neuen Windkanal, der gerade gebaut wird. Ich denke die ganze Zeit nur dran, was für aufregende Zeiten das gerade sind bei Aston Martin, und ich freue mich auf die Saison, die vor uns liegt." Was, mutmaßlich, seine Art und Weise ist, sich langfristig zu einem Verbleib bei Aston Martin zu bekennen.
Wozu die Wischiwaschi-Antwort vermutlich führen wird
Somit bleiben Gerüchte, die in der Formel-1-Community die Runde machen, unwidersprochen im Raum stehen. Stroll jun. habe die Lust am Rennfahren verloren, wie man an seinen oft gelangweilt wirkenden Auftritten bei Medienterminen sehen könne, behaupten manche. Er fahre nur noch, weil sein Vater das so will, sagen andere.
Ob das stimmt? Das können Außenstehende nicht beurteilen. Tatsache ist: Stroll hatte am Sonntag bei unserer Frage die ganz konkrete Möglichkeit, mit all diesen Gerüchten aufzuräumen und zu sagen: "Ja, ich fahre bis zum Ende meiner Karriere im Team meines Vaters" oder "Nein, ich könnte auch woanders hingehen oder aufhören, wenn ich das möchte".
Doch er ließ diese Möglichkeit ungenutzt. Weil doch ein Körnchen Wahrheit dran ist am Gerede im Paddock? Jedenfalls wird die Nicht-Antwort mutmaßlich eher nicht dazu beitragen, die Spekulationen um ihn, seinen Vater und seine Stellung im Team 2024 in andere Bahnen zu lenken, als das in der Vergangenheit der Fall war ...