David Coulthard über Rücktritt: "An diesem Tag verlor ich die Energie"
Was bringt einen Formel-1-Fahrer dazu, seine Karriere zu beenden? Laut Ex-Pilot David Coulthard hängt manchmal alles nur von einem einzigen Moment ab
(Motorsport-Total.com) - Niki Lauda legte einst einen der spektakulärsten Rücktritte in der Formel-1-Geschichte hin. Der Österreicher warf 1979 während des laufenden Grand-Prix-Wochenendes in Kanada das Handtuch und kehrte erst mehr als zwei Jahre später in die Königsklasse zurück.
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David Coulthard feierte am Ende seiner Karriere mit Red Bull keine großen Erfolge mehr Zoom Download
Lauda selbst begründete das damals mit fehlender Motivation, und auch andere Fahrer traten im Laufe der Zeit teils recht überraschend aus der Formel 1 zurück. Auch bei David Coulthard fiel der Entschluss zum Karriereende einst relativ spontan.
Im Gespräch mit The Telegraph erinnert sich der 13-malige Grand-Prix-Sieger und Vizeweltmeister von 2001: "Ich wachte zu den Vorsaisontests [2008] auf, was sich als mein letztes Jahr herausstellte. Und als ich das Auto fuhr, fühlte ich es einfach nicht."
"Im Rennsport ist das nagelneue Auto zu Beginn einer Saison mit allen Hoffnungen und Wünschen verbunden. Im Gegensatz zu anderen Sportarten [...] brauchen die Fahrer das Auto, sonst können sie keine Leistung bringen", erklärt der damalige Red-Bull-Pilot.
Coulthard: "Wusste, dass mein Auto kein Siegerauto war"
Coulthard war 1994 mit Williams in die Formel 1 gekommen und hatte für das Team 1995 auch seinen ersten Grand Prix gewonnen, bevor er zwischen 1996 und 2004 mit McLaren seine größten Erfolge in der Königsklasse feierte. 2005 wechselte er zum damals neuen Red-Bull-Team.
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Platz 10: Jacky Ickx gewinnt im Laufe seiner Karriere satte sechsmal die 24 Stunden von Le Mans. In der Königsklasse bleibt ihm der ganz große Wurf allerdings verwehrt. 1969 wird er Vizeweltmeister hinter Jackie Stewart, ein Jahr später verpasst er den Titel um lediglich fünf Punkte an den zuvor tödlich verunglückten Jochen Rindt. Gesamtbilanz: Acht Siege, zwei Vizeweltmeisterschaften. Fotostrecke
Obwohl er dort erst einmal Aufbauarbeit betreiben musste und seit 2003 kein Rennen mehr gewonnen hatte, dachte er lange Zeit nicht über einen Rücktritt nach. Der entscheidende Moment seien erst die Testfahrten vor dem Beginn der Saison 2008 gewesen.
"An diesem Tag wusste ich, dass mein Auto kein Siegerauto war - und ich verlor die Energie", erinnert sich Coulthard. Denn anders als heute war Red Bull damals noch kein Siegerteam, und tatsächlich schaffte es Coulthard in seiner Abschiedssaison lediglich einmal auf das Podium.
Coulthard fühlte sich nach Rücktritt "befreit"
Offiziell verkündete der Schotte seinen Rücktritt zum Ende des Jahres erst im Sommer bei seinem Heimrennen in Silverstone. Doch die Entscheidung war da längst gefallen. Coulthard zieht einen Vergleich und erklärt: "Es ist wie mit Beziehungen."
"Man kann sich nie vorstellen, nicht in einer Beziehung zu sein. Bis zu dem Moment, in dem man denkt: 'Ich will nicht mehr in dieser Beziehung sein.' Und anstatt deprimiert zu sein, fühlte ich mich tatsächlich befreit", verrät der heute 52-Jährige.
Bei seinem Abschiedsrennen beim Saisonfinale in Brasilien war der Schotte 37, und anders als Lauda kehrte er nie wieder in die Formel 1 zurück. Dem Rennsport kehrte er allerdings nicht ganz den Rücken, er blieb Red Bull 2009 unter anderem als Testpilot erhalten.
Zwischen 2010 und 2012 fuhr er zudem noch einmal drei Jahre in der DTM. Ein Rennen gewann er allerdings auch dort nie wieder.