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Warum das Nachtanken in der Formel 1 verboten wurde
Das Nachtanken bestimmte lange Zeit die Rennstrategie in der Formel 1, bis es im Jahre 2010 von der FIA verboten wurde
(Motorsport-Total.com) - Viele Jahre lang war die Tankmenge der entscheidende Faktor der Rennstrategie in der Formel 1. Durch das Nachtanken während des Rennens war es den Teams möglich, mit deutlich leichteren Autos zu fahren. Allerdings wurden die Tankstopps ab der Saison 2010 von der FIA verboten, weshalb die Teams gezwungen waren, sich auf vollere Tanks und schwerere Autos einzustellen.
Seit dem Beginn der Formel-1-Weltmeisterschaft im Jahr 1950 gab es einen ständigen Wechsel zwischen dem Verbot und dem Einsatz von Tankstopps. Dabei kam es immer wieder zu beträchtlichen Unfällen.
Warum wurde das Nachtanken im Rennen verboten?
Der Dachverband der Formel 1, die FIA, hat das Nachtanken aufgrund von Sicherheitsbedenken gegenüber den Fahrern im Jahr 2010 verboten. Zuvor war dies aufgrund der im technischen Reglement festgeschriebenen Größte der Tanks nicht möglich gewesen. Für die Saison 2010 wurde das Regelwerk angepasst und ein um 22 Zentimeter größerer Tank in den Autos verbaut.
In den Jahren vor dem Verbot kam es während des Tankvorgangs zu einigen schweren Unfällen in der Boxengasse. Mit der neuen Regelung und den größeren Tanks sollte dem ein Ende bereitet werden. Gleichzeitig mussten die Teams nun auch das Sprit-Management verstärkt in ihre Rennstrategie einfließen lassen.
Ein weiteres Argument für das Verbot war die Reduzierung von Kosten. Der weltweite Transport von schweren Tankanlagen zu jedem Grand Prix verschlang aufgrund des höheren Frachtgewichtes Unsummen an Kosten. Seit dem Verbot werden die Autos vor dem Rennen von den Teams mit ausreichend Sprit für eine komplette Renndistanz betankt.
Kam es beim Nachtanken in der Formel 1 zu Unfällen?
Es gab einige Fälle, bei denen ausgelaufenes Benzin entflammte und dabei die Fahrer verletzte. Während des Großen Preises von Brasilien im Jahr 2009 führte Benzin, welches während des Boxenstopps von Heikki Kovalainens McLaren ausgetreten war, zu leichten Verbrennungen beim damaligen Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen.
Der wohl bekannteste Feuerunfall ereignete sich allerdings 1994 beim Großen Preis von Deutschland. Damals strömte Sprit aus dem Tankschlauch über Jos Verstappen und seinen Benetton, wodurch der Vater von Max Verstappen und die neben dem Auto stehenden Mechaniker Feuer fingen.
Auf diesen Moment angesprochen, sagte Jos Verstappen: "Ich erinnere mich, wie ich für einen, wie ich dachte, normalen Boxenstopp reinkam. Ich habe während der Stopps immer mein Visier geöffnet, da ich immer stark geschwitzt habe. Als das Auto also stand, habe ich meinen Helm geöffnet."
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"Im nächsten Moment spürte ich, wie Flüssigkeit über mich lief. In diesem Augenblick habe ich nichts gerochen, also begann ich mit den Armen zu wedeln. Dann fing alles um mich herum Feuer und es wurde plötzlich dunkel. Ich konnte nicht mehr atmen. Normalerweise denkt man über solche Situationen nicht nach, aber es war, als würde man plötzlich in einen dunklen Raum geschubst werden. Man denkt: 'Du musst hier raus, du musst hier raus.'"
"Ich habe einige Sekunden gebraucht, das Lenkrad zu lösen. Danach musste ich mich abschnallen. Es gab also ein paar Dinge, die ich tun musste, bevor ich aufstehen konnte und realisiert habe, was passiert ist."
Wird das Nachtanken in die Formel 1 zurückkehren?
Aufgrund der Sicherheitsbedenken und der deutlich höheren Kosten ist es sehr unwahrscheinlich, dass das Nachtanken irgendwann in die Formel 1 zurückkehren könnte. Im Jahr 2019 sagte der damalige Haas-Fahrer Roman Grosjean, dass das Nachtanken zumindest während der Trainings nützlich sein konnte, um die Performance der Reifen besser beurteilen zu können.
"Ja, wir wünschen uns eine Rückkehr", sagte Grosjean damals. "Nicht, weil wir uns davon bessere Rennaction versprechen, sondern um das Gewicht der Autos zu reduzieren. Es wurde die Autos auf einen Schlag 60 oder 70 Kilo leichter machen. Das hohe Gewicht der Fahrzeuge ist einer der Gründe, warum sie so oft überhitzen."
Auch Lewis Hamilton hat sich im Jahr 2022 für die Rückkehr des Nachtankens ausgesprochen, um den ansteigenden Fahrzeuggewicht und der dadurch höheren Reifenbelastung entgegenzuwirken.
Wie werden Formel-1-Autos betankt?
Formel-1-Autos werden im Vorfeld der Rennen mit ausreichend Sprit für eine komplette Renndistanz betankt. Im Qualifying jedoch muss es in die Garage geschoben und aufgebockt werden, um nachtanken zu können.
Aus diesem Grund spielt das Nachtanken für die Strategie während des Qualifyings eine entscheidende Rolle. Die Strategen müssen abwägen, ob sie das Auto für eine einzelne gezeitete Runde betanken, in der Hoffnung durch das leichte Auto einen Vorteil zu generieren, oder ob sie den Fahrer mehrere Runden Benzin mitgeben, um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Eine gelbe Flagge, Verkehr oder ein Fahrfehler können eine gute Rundenzeit zunichte machen und es bleibt nicht immer genügend Zeit, das Auto während einer Qualifyingsession erneut zu betanken.
Eine falsche Entscheidung kann das Team also in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, wenn es dem Fahrer nicht gelingt, eine gute Zeit zu setzen oder er sogar deutlich früher als erwartet aus dem Qualifying ausscheidet. Für die Strategen ist die Frage nach der Benzinmenge stets ein Ritt auf der Rasierklinke.
Wie funktioniert der Tank in der Formel 1?
Der Tank eines Formel-1-Autos ist nicht gleichzusetzen mit dem Tank eines gewöhnlichen Straßenautos. Er wird so designt, dass er möglichst flexibel und gleichzeitig nicht zerstörbar ist. Aus diesem Grund ist er kein klassisches Behältnis, sondern eine Blase, die in das Auto hineingedrückt und anschließend wie ein Ballon befüllt wird.
Diese Ballon-Form erlaubt auch die Positionierung des Tanks hinter dem Fahrer direkt über dem Motor. Dabei muss er so klein wie möglich sein, um die Aerodynamik des Fahrzeuges nicht zu beeinflussen. Gleichzeitig muss der Tank aber auch den Vorgaben der FIA nachkommen, die eine Mindestbreite von 80 Zentimeter vorschreibt.
Die Geschichte des Nachtankens in der Formel 1
Einer der ersten Fahrer, der während des Rennens zum Nachtanken an die Box kam, war Juan Manuel Fangio. Danach startete er beim Großen Preis von Deutschland 1957 eine beeindruckende Aufholjagd und gewann das Rennen. Dennoch sollte es 25 weitere Jahre dauern, bis das Nachtanken in der Formel 1 etabliert war.
Der richtige Startschuss erfolgte im Jahr 1982, als Brabhams Chefdesigner Gordon Murray entdeckte, dass die Autos schnellere Rennzeiten absolvieren, wenn sie nur mit einem halbvollen Tank losfuhren. Seine Berechnungen bewiesen, dass ein halbvolles Auto, welches zur Mitte des Rennens erneut halb vollgetankt wird, schneller die Renndistanz absolviert, als ein am Start vollgetanktes Auto ohne Tankstopp.
Die FISA, eine Vorläuferorganisation der FIA, sprach allerdings 1984 ein Verbot des Nachtankens aufgrund von Sicherheitsbedenken aus, welches zehn Jahre später aufgrund der Dominanz von Williams in den frühen 90er-Jahren wieder aufgehoben wurde.
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Während des erstens Rennens, bei dem Nachtanken wieder zugelassen war, gelang es Michael Schumacher seinen Konkurrenten Aryton Senna aufgrund eines Tankstopps zu hinter sich zu lassen, nachdem ihm ein Überholmanöver zuvor auf der Strecke nicht gelungen war.
Jedoch kam es anschließend zu einigen Zwischenfällen während des Nachtankens. So fuhren beispielsweise Felipe Massa und Heikki Kovalainen frühzeitig los, während der Tankschlauch noch am Auto befestigt war. 2009 zerrte Kovalainen seinen Tankschlauch den gesamten Weg durch die Boxengasse hinter sich her, wodurch Kimi Räikkönen Benzintropfen auffing und leichte Verbrennungen erlitt.
Wird in anderen Rennserien nachgetankt?
Obwohl das Nachtanken in allen Formel-Rennserien und der MotoGP verboten ist, ist es in anderen Rennserien noch gängige Praxis. Dazu gehören unter anderem die IndyCar-Serie, die NASCAR-Serie und die Langstreckenweltmeisterschaft. Dabei sind die Regelungen zum Nachtanken stets unterschiedlich.
In der IndyCar-Serie werden ab der Saison 2024 Hybrid-Motoren eingeführt. Dennoch sind die Autos noch mit Tanks ausgestattet, der 70 Kilogramm Benzin fassen kann. Mit den neuen Regelungen sollen die Teams ermutigt werden, mehr Ressourcen in die Entwicklung ihrer Fahrzeuge zu investieren. Neu ist beispielsweise ein Energiespeicher, der sich während des Bremsens auflädt und den Fahrzeugen mehr Leistung verleiht, ohne die Benzinmenge zu erhöhen.
In der NASCAR dürfen die Teams ihr Auto nach ihren Wünschen betanken. Der Tank kann 30,2 Liter aufnehmen, doch die meistens Teams fahren zwischen den Stopps mit so wenig Benzin wie möglich, um schnellere Rundenzeiten zu absolvieren.
Doch auch bei der NASCAR ist die Einführung eines Hybrid-Systems, welches dem in der IndyCar-Serie nicht unähnlich ist, geplant. Dann soll auch dort die Bremsenergie aufgenommen und in zusätzliche Leistung übersetzt werden.
Bei der Langstreckenweltmeisterschaft (WEC) gab es früher ein Limit, wie viel Benzin ein Fahrzeug pro Runde verbrauchen darf. Als 2014 die Hybrid-Technologie in der Rennserie Einzug hielt, wurde dieses Limit angepasst, um für ein Gleichgewicht zwischen reinen Verbrennern und Hybrid-Motoren zu sorgen.
So dürfen die Teams in Le Mans beispielsweise 80,2 kg pro Stunde beziehungsweise 35,2 Liter pro Stint verbrauchen, wenn sie mit einem Hybrid-Motor unterwegs sind. Ist das Auto ein klassischer Verbrenner, liegt die Grenze bei 110 kg pro Stunde, beziehungsweise 52,9 kg pro Stint.