Charles Leclerc hat sich im Qualifying in Mexiko die Poleposition gesichert
Wo hat Verstappen die Pole verloren?
Während die beiden Ferraris im zweiten Q3-Run langsamer waren als im ersten, konnte sich Verstappen auf seiner letzten Runde steigern, aber nicht genug. Der Niederländer analysiert: "Es hat hier sehr wenig Grip, wegen der Höhenlage. Wenn du versuchst, ein bisschen mehr zu pushen, galoppiert es dir gleich mal davon."
"Ich glaube, das ist uns heute passiert. In Q3 brachten wir es einfach nicht auf den Punkt. Besonders im letzten Sektor tat ich mich schwerer als mir lieb war. Aber es war trotzdem knapp. Es ist ein langes Rennen mit vielen Runden. Und in dem gibt's die Punkte", sagt er im Hinblick auf das Rennen am Sonntag.
Wie überraschend war Ferraris Doppelpole?
Für Leclerc sehr überraschend: "Es sind jetzt zwei Wochenenden hintereinander, da werden uns die Leute unsere Überraschung bald nicht mehr abnehmen! Aber ganz ehrlich: Ich hätte nie damit gerechnet, auf Pole zu stehen. Nach FT3 hatten wir das Gefühl, dass wir weit hinten sind. Aber als es drauf ankam, mit frischen Reifen in Q3, konnten wir plötzlich ziemlich stark zulegen", sagt der Monegasse.
Auch Sainz wundert sich: "Sehr merkwürdig. Ich hatte das ganze Wochenende Probleme, eine gescheite Runde hinzukriegen. Die erste gute Runde war die erste Runde in Q3. Plötzlich bin ich Erster, bis Charles nochmal um eine halbe Zehntel schneller ist. Aber ich wundere mich, wo die halbe Sekunde plötzlich herkommt, und warum wir danach plötzlich wieder um eine halbe Sekunde langsamer waren."
Mit welchem "Trick" wurde Ricciardo Vierter?
AlphaTauri war das einzige Team, das in Mexiko konsequent auf Windschatten setzte. Nach Q1 war Ricciardo sensationell Dritter, nach Q2 immer noch Vierter. Da zeichnete sich die Überraschung schon ab. Die hat der Australier aber zum Teil seinem Teamkollegen zu verdanken.
"Der Schlüssel war sicherlich der Windschatten von Yuki Tsunoda", berichtet Teamchef Franz Tost im Interview mit Sky. "Wir haben das vorher besprochen, und die Taktik ist wirklich gut aufgegangen. Yuki hat Daniel in Q1 Windschatten gegeben, und der erste Run von Daniel war dann so gut, dass er keinen zweiten mehr machen musste. Das war eigentlich das Ziel des Ganzen."
"Dadurch konnte er sich den neuen Satz Reifen für das Qualifying 3 sparen. Dann hat er im Qualifying 3 zwei neue Sätze gehabt, und das war sicherlich der Schlüssel zum Erfolg", erklärt Tost.
Untersuchung wegen Wagenheber in Q2: Wie bitte?
Zu einem kuriosen Zwischenfall kam es in Q2, als Tsunoda aus der Box fuhr und mit dem rechten Hinterrad einen in seinem Wendekreis stehenden Wagenheber des Williams-Teams rammte und über den Haufen fuhr. Auf dem FIA-Monitor leuchtete wenig später auf: "Zwischenfall in Zusammenhang mit Williams-Ausrüstung wird untersucht."
Für Williams kam es aber noch dicker: Alexander Albon hatte sich mit einer Zeit von 1:18.302 Minuten eigentlich den neunten Platz gesichert. Doch weil ihm die Zeit wegen Tracklimits gestrichen wurde (innen in Kurve 2), fiel er auf den 14. Platz zurück und schied aus. Nutznießer war Zhou, der so auf Platz 10 aufrückte, 0,081 Sekunden vor Pierre Gasly (Alpine) und 0,084 Sekunden vor Nico Hülkenberg (Haas).
Neben Gasly (11.), Hülkenberg (12.) und Albon (14.) erwischte es in Q2 auch Fernando Alonso (Aston Martin) auf Rang 13 und Tsunoda auf Rang 15. Der Japaner schied ohne Rundenzeit aus.
Was war der Grund für Norris' Aus in Q1?
Mercedes, Ferrari und McLaren versuchte im ersten Q1-Run zunächst, mit dem Mediumreifen durchzukommen. McLaren lag fünf Minuten vor Ende der Session jedoch nur auf Rang 18/19, sodass ein weiterer Run auf Softreifen notwendig war. Doch während sich Piastri noch auf P2 verbessern konnte, 0,142 Sekunden hinter Verstappen und 0,100 Sekunden vor Ricciardo, schied Norris als 19. aus.
Denn Norris wartete mit seinem zweiten Versuch lange zu und geriet am Ende von Q1 mitten in jenes Paket, das im ersten Sektor wegen einer gelben Flagge vom Gas gehen musste. Alonso hatte sich ausgangs Kurve 3 beim Beschleunigen gedreht, und obwohl der Aston-Martin-Pilot ohne fremde Hilfe weiterfahren konnte, machte er unter anderem Norris die letzte Runde kaputt.
Norris sucht jedoch keine Ausreden für sein Ausscheiden: "Ich habe meine Runde versaut, weil ich mich verbremst habe. Das war das Hauptproblem", sagt er. "Und dann war auch der erste Versuch, mit dem Medium mal eine Sicherheitszeit zu setzen, nicht gut."
Neben Norris schieden in Q1 auch Esteban Ocon (Alpine), Kevin Magnussen (Haas), Lance Stroll (Aston Martin) und Logan Sargeant (Williams) aus.
Welche Untersuchungen gab's nach Q1?
Wegen eines Staus am Ende der Boxengasse, ähnlich wie in Singapur, gerieten Verstappen, Russell und Alonso ins Visier der Rennkommissare. Ob für angebliche Behinderung von Konkurrenten beim zu langen Zuwarten an der Boxenausfahrt Strafen ausgesprochen werden, entscheidet sich aber erst nach dem Qualifying.
Verstappen rechnet nicht mit einer Strafe: "Ich wollte Abstand nehmen. Das ist das, was alle tun. Ich bin überrascht, dass nicht alle vorgeladen werden. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas falsch gemacht habe."
Russell, Norris und Zhou handelten sich eine Untersuchung dafür ein, dass sie die maximale Deltazeit des Rennleiters nicht einhielten und auf einer ihrer Runden zu langsam unterwegs waren. Ein weiterer Zwischenfall, der erst nach dem Qualifying untersucht wird.
Dazu gab es noch eine Reihe von Verstößen während der gelben Flagge wegen Alonso. Hamilton fuhr zu schnell, Tsunoda wurde wegen Überholens unter Gelb ins Visier genommen.
Besonders auffällig war in Q1 Williams-Fahrer Logan Sargeant. Nicht nur, dass ihm beide schnellen Runden wegen eines Verstoßes gegen die Tracklimits gestrichen wurden, war er auch noch zu schnell unter Gelb und überholte einmal unter Gelb. Was letztendlich keinen Unterschied macht: Er belegte ohne Zeit ohnehin den 20. und letzten Platz.
Am Boxenfunk regte er sich dann auch noch über das Timing seiner Runs auf: "Warum fahren wir hinter einer Million Autos raus, Mann?", kritisierte Sargeant seinen Renningenieur. Der versuchte sich zu erklären: "Ich weiß, dass uns das nicht hilft, aber ..." Aber Sargeant fiel ihm wutentbrannt ins Wort: "Alle behindern sich gegenseitig!"
Ist Ferrari jetzt Favorit auf den Sieg?
Nicht, wenn es nach der Longrun-Analyse nach dem Freitagstraining auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de geht. Und auch nicht laut Helmut Marko: "Die haben die Motorleistung voll abgerufen, aber ich glaube nicht, dass sie das auf die volle Renndistanz halten können. Muss so sein, denn wir haben keine andere Erklärung dafür. Wenn man sich ihre Trainingsergebnisse anschaut, müssen sie bis Q3 geblufft haben", sagt Red Bulls Motorsportkonsulent.
Marko glaubt, dass Verstappen in Q3 unter Wert geschlagen wurde und im Renntrimm schneller als die Ferraris sein sollte. Er sagt: "Max hat in Kurve 13/14, im letzten Sektor, keine saubere Runde gehabt. In beiden Durchgängen nicht. Das hat ihn jeweils rund eineinhalb Zehntelsekunden gekostet."
Auch Sainz sieht Verstappen in der Favoritenrolle: "Wir sind mit vollem Rennbenzin bei weitem nicht so stark. Unser Auto profitiert stark davon, wenn die Hinterreifen frisch sind und maximalen Grip haben. Wir werden sehen, wie lange wir die Reifen morgen am Leben halten können. Denn beide Autos vorn zu haben, das ist zumindest mal ein Startvorteil."
Wo kann man den Grand Prix von Mexiko im TV sehen?
Für Hardcore-Fans endet der Formel-1-Tag auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. (Jetzt kostenlos abonnieren!) Am Samstag und Sonntag streamen Host Kevin Scheuren und Chefredakteur Christian Nimmervoll wie gewohnt ab 2:30 Uhr MEZ eine ausführliche Analyse live. Dabei können Kanalmitglieder, die die F1-Show live schauen, im Livechat Fragen an die beiden stellen. (Jetzt Kanalmitglied werden!)Wer alle Sessions live sehen möchte, der kann das bei Sky tun. Sky zeigt neben Qualifying und Rennen auch alle Freien Trainings in voller Länge. Das Rennen am Sonntag startet um 21:00 Uhr MEZ (Vorberichte bereits ab 19:30 Uhr). Achtung: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird in Deutschland von Sommer- auf Winterzeit umgestellt! (Link: Zur kompletten TV-Übersicht für den Grand Prix von Mexiko!)Sky zu schauen lohnt sich aber nicht nur wegen der Live-Übertragungen aller Sessions und wegen des Rennens ohne Werbeunterbrechung, sondern auch wegen des hochkarätigen Expertenteams rund um den ehemaligen Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher, der bekanntlich nie darum verlegen ist, die Dinge so auszusprechen, wie er sie denkt. (ANZEIGE: Sei mit Sky hautnah dabei, vom ersten Freien Training bis zur Siegerehrung!)Link zum Newseintrag Autor kontaktieren