Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

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Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von Redaktion » 24.02.2022, 20:44

Warum die Formel-1-Autos der Generation anders zu fahren sind als ihre Vorgänger und in welchen Bereichen sich die Fahrer besonders umstellen müssen

Charles Leclerc im Ferrari F1-75 bei den Wintertests in Barcelona

"Es ist kein Unterschied wie Tag und Nacht. Wir fahren immer noch schnell im Kreis. Aber: Wir müssen uns umstellen." So fasst Mick Schumacher zusammen, was die Formel-1-Fahrer bei den ersten Testfahrten vor Beginn der Saison 2022 beschäftigt. Denn die neuen Formel-1-Autos erfordern einen anderen Umgang als das bisherige Material.

Der Wechsel hin zu Bodeneffekt-Fahrzeugen mit größeren Rädern und mehr Gewicht hat nämlich seine Spuren hinterlassen. Am meisten spüre man es auf der Bremse, sagt etwa Ferrari-Fahrer Charles Leclerc. Er erklärt: "Die Bremsdistanz ist nicht viel anders, aber die Art und Weise, wie man bremst. Das hat sich verändert."

Denn eben beim Bremsvorgang mache sich das im Vergleich zum Vorjahr höhere Gewicht bemerkbar. Und der Sprung ist groß ausgefallen, von 752 Kilogramm in der Saison 2021 auf 795 Kilogramm in der Saison 2022. Mit Benzin für die komplette Renndistanz kommt ein aktuelles Formel-1-Auto auf rund 905 Kilogramm beim Rennstart.

Wie sehr das Autogewicht den Fahrern zusetzt

In schnellen Passagen spielt das keine große Rolle, meint Leclerc. "Da fühlt es sich ziemlich gut an. In langsamen Passagen aber spürst du das Gewicht des Autos umso mehr." Laut Aston-Martin-Fahrer Sebastian Vettel verhält sich das Fahrzeug bei niedrigen Geschwindigkeiten "weniger agil" als vorher.

Fernando Alonso von Alpine ist einer der Fahrer, die das ausdrücklich bedauern: "Aus Fahrersicht ist das nie schön. Du willst immer schneller fahren und leichtere Autos haben." Vettel pflichtet Alonso bei: "Das Auto fühlt sich zu schwer an. Das [hohe] Gewicht ist aber der einzige Nachteil."


Fotostrecke: Formel-1-Technik: Die besten Detailaufnahmen beim Barcelona-Test

Die interessantesten Technik-Details vom Formel-1-Wintertest 2022 in Barcelona - hier in unserer Fotostrecke! (Im Bild: Die Nase des Red Bull RB18.)

Zumal, so meint McLaren-Fahrer Lando Norris, die Situation bei den Formel-1-Wintertests nur eine Momentaufnahme sei. Das größere Gewicht schlage sich zwar auf die Reaktionsfreudigkeit der Fahrzeuge nieder. "Es fühlt sich einfach träger an", sagt Norris. "Man wird sich aber rasch daran gewöhnt haben, und dann wird es sich fast normal anfühlen."

Leclerc ist wieder fasziniert von der Formel-1-Technik

Für Leclerc ist es schon jetzt "nicht so schlecht". Ihn fasziniert die neue Technik in der Formel 1, er gibt an, die Testfahrten zu genießen. Begründung: "Du hast ein vollkommen neues Auto und musst deinen Fahrstil anpassen, kannst auch mal was ausprobieren.""In den vergangenen Jahren hat man mehr oder weniger immer den gleichen Fahrstil gebraucht, musste sich nicht groß umstellen. Dieses Jahr ist es viel interessanter für uns Fahrer."

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Klare Kante von Sebastian Vettel: Er kündigt nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine einen Boykott des Formel-1-Rennens in Sotschi an. Weitere Formel-1-Videos

Die große Frage aber lautet: Wird das Hinterherfahren unter dem neuen Formel-1-Reglement wie angestrebt einfacher oder nicht? Weltmeister Max Verstappen von Red Bull meint einen ersten Trend erkannt zu haben: "Es scheint besser geworden zu sein. Man verliert zumindest nicht mehr so viel Abtrieb und kriegt auch nicht plötzlich viel Untersteuern oder gewaltiges Übersteuern."

Verstappen dämpft Erwartungen an neues Reglement

Gleichzeitig dämpft Verstappen die Erwartungen: "Man darf nicht davon ausgehen, dass [die Dirty-Air] jetzt vollkommen weg ist und man einem anderen Auto im Diffusor hängen kann. Denn in der Formel 1 fahren wir immer noch sehr schnell. Es scheint aber zu passen. Die Autos sind gut."

Unterm Strich könnten Testfahrten aber nur bedingt Auskunft darüber geben, wie sich die neue Formel-1-Generation im Renntrimm verhalte. Schumacher: "Im Endeffekt wird man es erst im ersten Rennen spüren, wo es sich wirklich verbessert hat."


Fotostrecke: In Bildern: Die Formel-1-Autos 2022 auf der Rennstrecke

Die ersten Eindrücke von den Formel-1-Autos 2022 auf der Rennstrecke in Barcelona: Alle zehn Fahrzeuge, jeweils aus der gleichen Perspektive fotografiert - hier in unserer Fotostrecke!

Bis dahin "spielt man rum", wie es Vettel formuliert. "Unterm Strich hoffe ich, das Feld liegt enger beisammen. Das ist das Wichtigste. Vergangenes Jahr hat es manchmal nicht viel Spaß gemacht, wenn man nicht dabei war. Hoffentlich sind wir dieses Jahr besser bei der Musik und können einen Unterschied machen."

Und Unterschiede gibt es dieses Jahr mehr als genug. Vettel gibt an, "überrascht" zu sein, wie individuell die Fahrzeuge 2022 gehalten sind. "Ich hätte erwartet, dass sich die Autos ähnlicher sehen", meint er.

"Es ist aber schön zu sehen, wie jeder seine eigene Philosophie verfolgt beim Autodesign. Wer richtig liegt, das wird sich zeigen. Hoffentlich liegen alle richtig. Es wäre klasse, wenn alle Autos eng beisammen liegen würden."


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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von focuset » 25.02.2022, 07:24

Da offensichtlich die neue F1- Generation zum Untersteuern tendiert, würde mich mal interessieren, welche Fahrer da so in Frage kommen, denen dieses Fahrverhalten eher entgegenkommt. Bei Vettel zum Beispiel, ist ja bekannt, dass er ein loses Heck nicht mag. Aber welche Fahrer "mögen" eher ein untersteuerendes Auto?

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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von Universal_Racer » 25.02.2022, 07:26

focuset hat geschrieben: 25.02.2022, 07:24 Da offensichtlich die neue F1- Generation zum Untersteuern tendiert
Wie kommst Du darauf? Hab ich noch nichts davon gelesen.

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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von Pentar » 25.02.2022, 09:35

43 kg (fast 6 %) mehr Gewicht - das ist sicherlich deutlich spürbar...

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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von Ricloren » 25.02.2022, 12:41

Universal_Racer hat geschrieben: 25.02.2022, 07:26
focuset hat geschrieben: 25.02.2022, 07:24 Da offensichtlich die neue F1- Generation zum Untersteuern tendiert
Wie kommst Du darauf? Hab ich noch nichts davon gelesen.
Ich bilde mir ein Marc Surer hat das am ersten Testtag gesagt... er meinet es wirkt als ob den Autos immer die Strecke ausgeht, beim Kurvenausgang.
:heartbeat: :heartbeat: :heartbeat: Ferrari :heartbeat: :heartbeat: :heartbeat:

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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von focuset » 25.02.2022, 13:19

Universal_Racer hat geschrieben: 25.02.2022, 07:26
focuset hat geschrieben: 25.02.2022, 07:24 Da offensichtlich die neue F1- Generation zum Untersteuern tendiert
Wie kommst Du darauf? Hab ich noch nichts davon gelesen.
Herr Nimmervoll mit seinem Partner erzählen das in Ihrer Videoanalyse. Soll der allgemeine Tenor bei den Piloten sein, wenn man sie fragt wie die Autos zu fahren sind.

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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von procra » 25.02.2022, 13:38

Mich würde interessieren, was wegen des "Delfinschwimmens" (Porpoising) noch unternommen wird. Das scheint ja nahezu alle Teams zu betreffen, wenn auch unterschiedlich schwer.
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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von Ferrarista1985 » 25.02.2022, 14:44

procra hat geschrieben: 25.02.2022, 13:38 Mich würde interessieren, was wegen des "Delfinschwimmens" (Porpoising) noch unternommen wird. Das scheint ja nahezu alle Teams zu betreffen, wenn auch unterschiedlich schwer.
Ist ne reine Setup Einstellung, das ist nicht so krass, wie man hier überall liest. Binotto, Sainz, Albon und Ricciardo (oder Norris) haben bestätigt, dass das nicht so schlimm ist. Wenn das Auto steifer abgestimmt wird, dann geht das weg, jedoch besteht die Kunst darin, das Porpoising abzustellen und den Wagen NICHT so steif abzustimmen.
Tag für Tag steigt die Anzahl derer, die mich A.... lecken können! :checkered:

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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von Calvin » 25.02.2022, 15:45

Universal_Racer hat geschrieben: 25.02.2022, 07:26 Wie kommst Du darauf? Hab ich noch nichts davon gelesen.
Davon habe ich auch schon länger gelesen. Wurde ja schon bereits bei den Pirelli-Tests im Dezember thematisiert. Liegt daran dass die Vorderreifen schmaler geworden sind. Damals hat Pirelli das untersteuern noch hauptsächlich auf die Testrigs geschoben und gemeint, dass die Balance mit den richtigen 2022er Autos wieder normal sein sollte. Da hat man sich wohl wieder mal geirrt.

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Re: Formel-1-Fahrer: So anders ist das Fahren mit den neuen Autos

Beitrag von Pentar » 25.02.2022, 18:46

Ferrarista1985 hat geschrieben: 25.02.2022, 14:44
procra hat geschrieben: 25.02.2022, 13:38 :chat:
Ist ne reine Setup Einstellung, das ist nicht so krass, wie man hier überall liest. Binotto, Sainz, Albon und Ricciardo (oder Norris) haben bestätigt, dass das nicht so schlimm ist. Wenn das Auto steifer abgestimmt wird, dann geht das weg, jedoch besteht die Kunst darin, das Porpoising abzustellen und den Wagen NICHT so steif abzustimmen.
Richtig.
Habe hier dazu was geschrieben. Es geht dabei um die Federung (die Distanz zum Boden bewahren) als auch um die Dämpfung (die Schwingung zu reduzieren) ...

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