Perez vor Force-India-Deal: Wer bekommt den zweiten Renault?
Warum der Force-India-Vertrag mit Sergio Perez noch nicht unter Dach und Fach ist und wer sich die besten Chancen auf das Renault-Cockpit neben Hülkenberg hat
(Motorsport-Total.com) - Die Top-Cockpits scheinen für 2018 bereits besetzt. Daher dreht sich das Transferkarussell diesmal um die Frage: Wer bekommt den zweiten Renault neben Nico Hülkenberg? Eigentlich hatte sich Sergio Perez ganz bewusst nur für ein weiteres Jahr an Force India gebunden, um einen Eindruck des Kräfteverhältnis unter neuen Reglement-Bedingungen zu gewinnen - und dann eventuell zum neuen Werksteam zu wechseln.
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Nimmt sich wohl selbst aus dem Renault-Poker: Force-India-Pilot Sergio Perez Zoom Download
Doch nun deutet alles auf eine Vertragsverlängerung bei Force India hin, obwohl die französische Werkstruppe über ein großes Budget verfügt und seit Silverstone enorme Fortschritte macht. "Bei Checo fehlt nicht mehr viel", bestätigt Force-India-Sportdirektor Otmar Szafnauer gegenüber der 'BBC'.
Warum der Vertrag noch nicht unterzeichnet ist? "Es ist ja kein Geheimnis, dass er mexikanische Unterstützer hat, seit er Motorsport betreibt. Und das schwierige ist, dass man mit ihm beinahe zwei Verträge machen muss", spielt der US-Amerikaner mit rumänischen Wurzeln auf die Unternehmen aus dem Umfeld von Carlos Slim, einem der reichsten Menschen der Welt, an. "Mit Checo sind wir uns komplett einig, wir müssen aber nun klarmachen, wie wir mit seinen Unterstüzern weitermachen." Und da gäbe es noch Kleinigkeiten aus dem Weg zu räumen.
Wer schnappt sich das zweite Renault-Cockpit?
Der Mexikaner habe Szafnauer aber versichert, dass er bleiben wolle. "Und wir wollen ihn", sagt er. "Solange er also die Wahrheit sagt..." Daher deutet vieles darauf hin, dass die beiden Erzrivalen Perez und der von Mercedes unterstützte Youngster Esteban Ocon auch in der kommenden Saison für Furore sorgen werden.
Doch was bedeutet das für Renault? Zumindest für Stammpilot Jolyon Palmer bringt dies etwas Erleichterung, denn der Brite kämpft derzeit verzweifelt um seinen Verbleib in Enstone. "Wenn Jolyon einen tollen Saison-Endspurt hinlegt, dann könnte er bleiben", meint Experte Martin Brundle, selbst jahrelang Fahrermanager, gegenüber 'Sky Sports F1'. Doch der in der ersten Saisonhälfte enttäuschende Brite konnte an seine starke Leistung von Spa in Monza nicht wirklich anschließen und darf sich nur Außenseiterchancen ausrechnen. Als Alternativen sieht Brundle neben Perez Carlos Sainz oder Comeback-Star Robert Kubica, dessen Hoffnungen zuletzt aber immer wieder gebremst wurden.
Sainz trotz Red-Bull-Vertrag in der Pole-Position
Aber hat nicht Red Bull die Option auf die Dienste von Sainz vor einigen Monaten verlängert? Ja, aber das bedeutet nicht, dass der Spanier mit Sicherheit in Faenza bleibt. Der Sohn der Rallyelegende deutet an, dass er statt einem vierten Jahr in der Toro-Rosso-Warteschleife lieber für ein Topteam fahren möchte. "Er kämpft verzweifelt dagegen, und ist bereit für den Aufstieg", meint Brundle.
Nach relativ klaren Aussagen, die bei Red Bull für Unmut sorgten, gibt er sich aber inzwischen äußerst vorsichtig. "Ich habe vollstes Vertrauen in Red Bull, dass sie das richtige für mich vorhaben. Es liegt in ihren Händen. Und sie haben ja in meiner Karriere immer das richtige für mich getan. Hoffentlich bleibt das so..."
Es ist kein Geheimnis, dass Renault große Stücke auf Sainz hält. "Wir hatten bereits im Vorjahr Interesse an ihm, und dieses Interesse besteht nach wie vor, weil er eine gute Saison bestreitet", gibt Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul zu. Doch Red Bull will seinen Eigenbau-Mann, in dessen Karriere man viel Geld investiert hatte, nicht so einfach gehenlassen, sondern verlangt eine ordentliche Ablöse. Das ist auch der Grund, warum sofort die Option für 2018 zog. "Er befindet sich in einem Vertragsverhältnis, das Red Bull vielleicht oder auch nicht mit uns verhandeln möchte", erklärt der Franzose.
Worauf Abiteboul wert legt
Da Renault ab 2018 um Podestplätze mitfahren möchte und 2020 in den Titelkampf einsteigen will, benötigt man langsam auch zwei Toppiloten. Der Andrang ist laut Abiteboul groß. "Das Gute ist, dass jeder sehen kann, dass Renault als Team wieder da ist und wir sehr ordentliche Fortschritte machen", erklärt er die Gründe. "So wie wir es für diese Saison angekündigt haben. Daher sind wir sehr glaubwürdig, und es gibt einige Fahrer, die an uns interessiert sind."
Sollte Sainz, der laut Brundle sogar bei McLaren Außenseiterchancen hätte, wenn Alonso komplett die Lust verliert, tatsächlich an der Seite von Nico Hülkenberg in Enstone landen, dann würde bei Toro Rosso ein Platz frei werden. Kein Wunder also, dass sich Daniil Kwjat gute Hoffnungen auf einen Verbleib ausrechnen darf, denn das Nachwuchsprogramm wirft derzeit keine kommenden Superstars ab.
Wer fährt 2018 für Toro Rosso?
"Ich warte nur auf ihre Entscheidung und mache meine Arbeit", erklärt der Russe seine Lage. "Alles andere kann ich nicht beeinflussen. Wenn Red Bull damit zufrieden ist, dann passt es." Das Team wisse ohnehin, woran man an Kwjat ist. Er hat Glück, denn Piloten wie Sebastien Buemi oder Jean Eric Vergne wurden viel schneller abgeschossen als er, obwohl sie bessere Arbeit geleistet haben", findet Brundle.
Vom GP2-Vorjahresmeister Pierre Gasly, der ebenfalls Red-Bull-Pilot ist und diese Saison in der japanischen Super Formula geparkt wurde, scheint man offenbar nicht allzu viel zu halten.
Teamchef Franz Tost will davon allerdings nichts wissen. "Red Bull befindet sich mit diesen hochbegabten Fahrern in einer fantastischen Situation. Wir haben Sainz' komplette Karriere finanziert, warum sollen wir ihn also hergeben? Und Daniil hatte diese Saison etwas Pech, denn wir konnten ihm nicht immer ein zuverlässiges Auto geben. Er hat aber das Potenzial, erfolgreich zu sein, was er mit seinem Podestplatz für Red Bull bereits bewiesen hat. Wir müssen nichts ändern, aber wir werden sehen", deutet der Österreicher an, dass ein Abgang von Sainz alles andere als ausgeschlossen ist.