"Aggressives" Set-up: Warum kann nur ein Alpine damit glänzen?
Alpine zeigt in Las Vegas zwei Gesichter: Während Pierre Gasly mit einem aggressiven Set-up auf Platz drei fährt, kämpft Teamkollege Esteban Ocon mit Problemen
(Motorsport-Total.com) - Das Formel-1-Qualifying von Las Vegas hat die Tendenzen bei Alpine bestätigt. Während das Auto im Allgemeinen nach dem Update in Austin an Geschwindigkeit gewonnen hat, ist die teaminterne Hackordnung bei trockenen Bedingungen erneut glasklar gewesen.
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Pierre Gasly fährt im Qualifying von Las Vegas auf den dritten Startplatz Zoom Download
Pierre Gasly holte mit einem aggressiven Set-up überraschend den dritten Startplatz und schaffte es damit zum ersten Mal überhaupt in seiner Formel-1-Karriere im Qualifying unter die Top 3 zu kommen. Auf der anderen Seite kämpfte Teamkollege Esteban Ocon weiter mit Schwierigkeiten und schied schon in Q2 als Elfter aus, trotz identischen Materials.
Low-Downforce-Set-up: Alpine pfeilschnell auf den Geraden
"Wir haben uns für sehr wenig Abtrieb entschieden, was uns auf den Geraden einen Vorteil verschafft, aber die Kurven deutlich schwieriger macht", erklärt Gasly nach dem Qualifying. Besonders die kalten Temperaturen und die schwierigen Streckenbedingungen erhöhten den Schwierigkeitsgrad. Dennoch gelang es Gasly, in Q3 eine herausragende Runde hinzulegen.
Sky-Experte Timo Glock würdigt die Leistung als "überragend", insbesondere angesichts der Tatsache, dass Alpine nicht für seinen starken Motor bekannt ist, den man auf den langen Geraden in Las Vegas eigentlich benötigt. Gasly selbst beschreibt seine letzte Q3-Runde als "speziell".
Ocon rätselt: Verliere bis zu sieben Zehntel pro Runde
Während Gasly strahlt, ist Esteban Ocon nach dem Qualifying sichtlich enttäuscht. Der Franzose beklagt erneut die gleichen Probleme, die ihn seit dem Großen Preis der USA in Austin begleiten: "Seit Austin verlieren wir zwischen einer halben und sieben Zehnteln pro Runde", meint er.
Besonders auffällig ist der Unterschied in den langsamen Kurven: Während Gasly den Grip optimal nutzen kann, leidet Ocon unter durchdrehenden Rädern. "Mir fehlt die Mindestgeschwindigkeit in den Kurven und ich verliere viel Zeit beim Herausbeschleunigen", erklärt er.
Die Unterschiede zwischen den beiden Alpine-Fahrern werfen Fragen auf. Während Gasly das schwierige Set-up meistern konnte, scheint Ocon mit den gleichen technischen Voraussetzungen nicht zurechtzukommen. Laut Ocon ist das Problem jedoch nicht mangelndes Engagement: "Die gesamte Crew arbeitet daran, die Probleme zu lösen. Aber bisher konnten wir keine nachhaltige Verbesserung erzielen."
Wechsel zu Haas: Ocon hofft, noch fair behandelt zu werden
Die Diskrepanz zwischen den Fahrern ist aber auch insofern spannend, da Ocon das Team zum Ende der Saison verlassen wird, während Gasly seinen Vertrag verlängert hat. Ocon betont, dass er weiterhin sein Bestes für das Team gebe, macht aber deutlich, dass er auf Fairness hofft: "Ich hoffe, dass ich fair behandelt werde. Ich gebe alles für das Team."
Gasly hingegen scheint in einer besseren Position zu sein, um von den jüngsten Entwicklungen zu profitieren. Das Update-Paket, das Alpine seit Austin einsetzt, scheint sich stärker auf seinen Fahrstil auszuwirken. Lediglich bei nassen Bedingungen am Rennsonntag von Brasilien schien Ocon mit den jüngsten Entwicklungen zu harmonieren, im Trockenen fehlt das Vertrauen.
Nach Brasilien: Alpine erneut auf Podiumskurs?
Für das Rennen hofft Gasly, seine gute Startposition in Punkte umzuwandeln: "Es wird entscheidend sein, wie die Reifen abbauen", erklärt er. Auch Ocon sieht hier seine Chance: "Wenn der Reifenverschleiß wichtiger wird als die reine Pace, könnten wir uns nach vorne arbeiten."
Nach dem Doppelpodium von Brasilien und nun dem dritten Startplatz will Gasly aber auch nicht zu sehr träumen: "Ich denke, wir wissen, wo das Ziel für uns liegt. Wir kämpfen gegen Haas und Racing Bulls in der Konstrukteurswertung. Es ist ein gutes Gefühl, vor Max [Verstappen] und McLaren und diesen Jungs zu sein. Aber am Ende des Tages ist es nicht unser Kampf."
Mit dem Austin-Update scheint Alpine nun aber die Wende gelungen zu sein, während man das Mittelfeld in Sachen Performance anführt, was für Gasly angesichts des schwachen Saisonstartes erstaunlich ist: "Wir sind in Bahrain mit beiden Autos aus der letzten Reihe gestartet und in den letzten Wochen hat sich das ganz plötzlich geändert."
"Ich bin wirklich glücklich und zufrieden mit der Arbeit, die das Team in einer Saison geleistet hat, in der alles unmöglich schien, nur um trotzdem zusammenzuhalten und mehr Leistung in das Auto zu bringen. Ich muss zugeben, dass wir vor dem heutigen Qualifying nie gedacht hätten, dass wir in der Lage sein würden, unter die ersten Drei zu kommen, aber ja, ich habe es geschafft."