Damon Hill sieht Ferrari-Entlassung als "Befreiung" bei Carlos Sainz
Damon Hill glaubt, dass die Ferrari-Entlassung von Carlos Sainz zum Ende der Saison 2024 auch ein Grund dafür sein könnte, warum der Spanier aktuell in Top-Form ist
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz stellt seinen Teamkollegen Charles Leclerc in den Schatten: Trotz Blinddarm-OP fuhr der Spanier zum souveränen Melbourne-Sieg. Der Formel-1-Weltmeister von 1996, Damon Hill, glaubt, dass dafür auch die Ferrari-Entlassung verantwortlich ist, die für Sainz wie eine "Befreiung" gewesen sein könnte.
Die Tatsache, dass Sainz schon vor dem Start der diesjährigen Formel-1-Saison wusste, dass er am Ende des Jahres kein Ferrari-Cockpit mehr hat, hätte den 29-Jährigen "auch demotivieren können", weiß Hill. "Aber er ist nicht diese Art von Persönlichkeit", sagt der ehemalige Williams-Pilot in der neuen Ausgabe des Formel-1-Podcasts F1 Nation.
Im Gegenteil: "Es hat ihn vielleicht befreit, zu gehen und zu sagen: 'Nun, ich bin für mich da. Und ich werde diesen Ferrari benutzen und ich werde tun, was ich tue - und ihr könnt mir sagen, ich soll aufhören oder was auch immer, aber das ist egal, denn ich kämpfe um mein Überleben'", glaubt Hill.
"Wenn Menschen am Boden liegen, stehen sie entweder wieder auf oder sie bleiben liegen und verkriechen sich, und das tut er nicht", lobt der 63-Jährige. "Er ist nicht diese Art von Mensch. Er hat gezeigt, dass er kämpfen kann, und dieser Kampf ist wirklich stark. Und ich denke, er hat sich dieses Wochenende [in Melbourne] fantastisch präsentiert."
Damon Hill: "Carlos [Sainz] ist schlau!"
Auch die Blinddarmentzündung konnte Sainz nicht stoppen, obwohl es für den Ferrari-Piloten nicht einfach war. "Wir waren uns nicht sicher, ob er wirklich fahren kann, und wenn man sich sein Gesicht ansieht - sein Gesicht ist ganz anders. Er hat eine Menge Gewicht verloren", erinnert Hill an die Strapazen des Eingriffs.
"Er konnte nicht mehr so hart trainieren und war nicht mehr in der Lage, seine Energiereserven aufzustocken und so weiter - es ist bemerkenswert, was er geleistet hat", muss der Weltmeister von 1996 anerkennen. Auch im teaminternen Duell gegen Leclerc sieht Hill den Spanier im Vorteil.
"Das habe ich schon in Silverstone gespürt, als Carlos dem Team Anweisungen zu seiner Strategie gab", erinnert der Brite an den Großen Preis von Großbritannien in der Saison 2022. Sainz und Leclerc kämpften damals beide um den Sieg, allerdings auf unterschiedlicher Strategie, was die Positionskämpfe auf der Strecke beeinflusste.
"Und Charles sagte so etwas wie: 'Sag mir, was ich tun soll' [zum Team] oder ärgerte sich darüber, weil er eine Teamorder bekam", so Hill. "Und das sind die Zeichen [von Sainz] eines Fahrers, der sich bewusst ist und in der Lage ist, beim Fahren mit viel mehr Informationen umzugehen."
"Wissen Sie, Carlos ist schlau, und ich denke, er hat heute gezeigt, dass er nicht nur ein denkender Fahrer ist, sondern auch schnell", zieht Hill seine Lehren aus dem Silverstone-Rennen, das Sainz am Ende gewann, weil er sich einer Stallorder des Ferrari-Teams widersetzte. "Und im Rennen wurde Charles, aus welchen Gründen auch immer, von Carlos überholt."