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Hülkenberg: "Wusste früher als alle, dass es nicht klappen würde"
Nico Hülkenberg bleibt in seinem 200. Formel-1-Rennen knapp ohne Punkte, obwohl er lange auf Platz zehn lag - Er wusste aber genau, was am Ende passieren würde
(Motorsport-Total.com) - "So nah und doch so fern!" - Bis sechs Runden vor Schluss lag Nico Hülkenberg beim Großen Preis von Mexiko 2023 auf Punktekurs. Dann wurde er doch noch abgefangen und fiel auf Platz 13 zurück.
© Motorsport Images
Nico Hülkenberg kämpfte einen heroischen Kampf, doch es war nicht genug Zoom Download
Im Fachjargon heißt es "falling off a cliff" - die Reifenperformance stürzt bildlich gesprochen von einer Klippe. Das beschreibt den Punkt, an dem die Reifen so stark abbauen, dass sie nicht mehr nur Zehntelsekunden, sondern ganze Sekunden einbüßen.
"Game over", funkte er fünf Runden vor Schluss an die Box. Zuvor waren ihm ausgangs der letzten Kurve die Hinterräder im fünften Gang durchgedreht. Die beiden Alpine hatten Hülkenberg zu diesem Zeitpunkt bereits überholt, hinter ihm war es gerade zur Kollision zwischen Valtteri Bottas und Lance Stroll gekommen.
"Okay, du hast getan, was du tun konntest", antwortete Renningenieur Gary Gannon. Ein wenig Enttäuschung schwang mit. Sowohl der Deutsche als auch Gannon wussten die ganze Zeit, was sie in den letzten Runden erwarten würde. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt - zusammen mit dem Pirelli-Reifen.
Rote Flagge fiel ungünstig
"Das Timing der Roten Flagge war leider nicht gut. Wir hatten nur noch einen frischen Medium, und der hatte eine Lebensdauer von 30 Runden", gibt Hülkenberg im Interview nach dem Rennen zu Protokoll. Ausgerechnet Teamkollege Kevin Magnussen hatte sie ausgelöst.
"Wir wussten also von Anfang an, dass es ein ziemlicher Stretch werden würde. Wir hätten ein Safety-Car oder irgendetwas in der Art gebraucht, um die Reifen am Leben zu halten. Aber das Tempo war einfach zu hoch, um mit den anderen mitzuhalten. Ich musste pushen, was natürlich noch schlechter für die Haltbarkeit der Reifen war."
"Wir waren auf den Geraden schnell, aber hatten im Vergleich zu den anderen nicht genug Tempo und zudem den hohen Reifenverschleiß. Ich bin ein Wahnsinnsrennen gefahren, aber leider nicht genug Performance."
In den letzten beiden Runden waren die Reifen völlig hinüber. Hülkenberg verlor pro Runde fünf Sekunden. Er verabschiedete sich von den Zuschauern mit einer Show: "Die letzten zwei Runden habe ich genutzt, um zu zeigen, was Rutschen wirklich bedeutet. Valtteri meinte sogar, meine Hinterräder hätten geraucht. Es war Game Over und ich bin im Prinzip auf der Felge gefahren."
Auch Günther Steiner ist frustriert: "Unser Auto kann die Reifen nicht so lange halten wie andere Autos. Wir konnten fast über die gesamte Distanz kämpfen, aber fast ist nicht gut genug. Nico ist fantastisch gefahren, um etwas zu erreichen."
Für Haas war es das zweite mit dem neuen Upgrade, mit dem das Team als letztes in der Formel 1 auf die von Red Bull eingeführte Downwash-Lösung an den Seitenkästen umstieg. Hülkenberg sah das neue Paket bislang kritisch, doch die Ingenieure sehen in der neuen Lösung deutlich mehr Potenzial für die Zukunft.
Haas verliert vorletzten WM-Platz
"Ich weiß nicht", antwortet Hülkenberg auf die Frage, ob das im Vergleich zu den vergangenen Rennen relativ starke Rennen auf das Update zurückzuführen ist.
"Um ehrlich zu sein, wenn es etwas Positives am alten Paket gab, dann waren es langsame Kurven. Und diese Strecke hat viele langsame Kurven. Mein Gefühl ist, dass das alte Paket hier sogar noch ein bisschen besser gewesen wäre, aber wir befinden uns für die Zukunft auf einer Einbahnstraße."
Am bittersten für Haas ist jedoch, dass das Team durch den siebten Platz von Daniel Ricciardo in der Konstrukteurswertung auf den letzten Platz zurückgefallen ist. "Das war unvermeidlich", kommentiert Hülkenberg.
"Wir zahlen den Preis dafür, dass wir lange Zeit keine Upgrades gebracht und keine Performance gefunden haben. Hoffentlich ist das ein Weckruf für alle im Werk. Mit solchen Schritten kann man in der Formel 1 nicht bestehen."
Mitleid gibt es bekanntlich geschenkt, aber die aufmunternden Worte von Sky-Experte Timo Glock könnten Hülkenberg vielleicht aufmuntern: "Es tut mir wirklich weh, da zuzuschauen. Er hat alles richtig gemacht, sich clever verteidigt und den Reifen so lange wie möglich im Fenster gehalten."
"Wenn du so unter Druck stehst, kommt der Moment, wo der Reifen aus dem Fenster fällt. Dann kriegst du ihn nicht mehr zurück und irgendwann kommt der gnadenlose Fall mit diesem Auto. Dann ist von einer Runde auf die andere nichts mehr da und er wird von Platz zehn durchgereicht. Er hat gekämpft wie ein Löwe und hätte einen Punkt verdient gehabt. Das Auto gibt es nicht her."
Doch das wird Hülkenberg nicht mehr mitbekommen haben. "Mach den Hubschrauber bereit, ich bin raus hier", funkte er schon kurz nach der Zieldurchfahrt.