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Haas-Rätselraten: Grosjean mit "Uralt"-Auto in dritter Startreihe
Romain Grosjean und Kevin Magnussen tun sich schwer, die Nuancen des 2019er-Haas-Boliden zu verstehen - Leichte Kritik und eine Mahnung vom Chef
(Motorsport-Total.com) - Mit der "Uralt"-Spezifikation seines Haas-Boliden vom Saisonauftakt in Australien startet Romain Grosjean am Sonntag von P6 und somit aus der dritten Startreihe in das elfte Formel-1-Saisonrennen 2019, den Grand Prix von Deutschland auf dem Hockenheimring.
Teamkollege Kevin Magnussen, der mit den neusten Updates für den VF-19 unterwegs war, schied in Q2 aus und startet von P12. Den Q3-Einzug verpasste Magnussen allerdings denkbar knapp. Auf den Zehnten in Q2 - Sergio Perez - fehlten ihm nur 0,013 Sekunden. Dazwischen lag noch Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo; 11.). Haas-Teamchef Günther Steiner ist überzeugt, dass Magnussen ohne Fahrfehler den Q3-Einzug geschafft hätte.
Unterschiedliche Spezifikationen nicht einfach zu verstehen
Die Philosophie, beide Haas-Piloten mit unterschiedlichen Spezifikationen fahren zu lassen, hatte man bereits am Freitag verfolgt und am Samstagvormittag im Abschlusstraining konsequent fortgesetzt. Im Zuge dieser Vergleichstests fuhr Magnussen am Freitag übrigens beide "Specs". Am Samstag aber konzentrierte er sich ganz auf die neueste.
Im FP3 am Samstagvormittag war Grosjean mit der alten Spezifikation zunächst deutlich langsamer als Magnussen mit der neuen. Der Franzose meldete sich über Funk, dass am Auto "etwas komplett anders als gestern" sei. Daraufhin Günther Steiner: "Eigentlich hat sich überhaupt nichts geändert. Es muss wohl an der Streckentemperatur liegen."
Dass dies nicht für alle auf Anhieb logisch klingt, ist Steiner klar. Doch der Haas-Teamchef bemüht sich um Aufklärung - auch für Grosjean - indem er sagt: "Auch für mich klingt das erst einmal seltsam, aber das passiert in diesem Jahr einfach. Wenn es auf der Strecke zehn bis zwölf Grad [Celsius] kühler ist, bekommen wir den Reifen einfach ins Fenster und es funktioniert. Es ist nur ein kleines Fenster. Wenn man das trifft, dann ist man schnell." So geschehen bei Magnussen im FP3.
Grosjean überlegte kurz, umzurüsten
Im Qualifying, als der Asphalt dann immerhin fünf Grad Celsius wärmer war, kam wiederum Grosjean besser zurecht. So fasst der Franzose noch immer leicht verdutzt zusammen: "Es war bislang ein Auf und Ab an diesem Wochenende. Gestern [Freitag] war es richtig heiß und ich war richtig glücklich. Im Gegenzug war Kevin gestern mit keiner der beiden Spezifikationen richtig glücklich. Im FT3 allerdings, als es kühler war, ist er dann regelrecht geflogen."
"Zu diesem Zeitpunkt überlegte ich kurz, ob ich auf das neuere Auto wechseln sollte", gesteht Grosjean, entschied sich für das Qualifying dann aber doch dazu, bei der "Uralt"-Spezifikation aus Melbourne zu bleiben. Mit dieser fuhr er auf den sechsten Startplatz. "Es ist schon erstaunlich, dass ein so altes Auto für so gute Ergebnisse sorgen kann", staunt er.
Magnussen: "Wenn es derart eng zugeht, ist es Zufall"
Auch Magnussen tut sich noch ein wenig schwer, die großen Unterschiede im Fahrgefühl bei unterschiedlichen Bedingungen zu verstehen, erkennt aber wie Teamchef Steiner einen Trend: "Einfach zu erklären ist es nicht, aber es zeigt, dass sich das Auto bei unterschiedlichen Streckentemperaturen ganz anders verhält. Heute Morgen, als der Asphalt etwa 38 Grad Celsius warm war, lag das Auto richtig gut. Im Qualifying, als die Temperatur nach oben ging, ging es für mich wieder einen Schritt zurück."
Im engen Mittelfeld verpasste Magnussen auf P12 in Q2 nicht nur um 0,013 Sekunden den Q3-Einzug. Sogar auf P8 fehlten ihm gerade mal 0,023 Sekunden. Deshalb will sich der Däne nicht zu sehr in Theorien über die unterschiedlichen Auto-Spezifikationen oder die Temperaturen verstricken. "Wenn es derart eng zugeht, ist es im Grunde Zufall und hängt vielleicht davon ab, wer einen etwas besseren Windschatten erwischt", sagt er.
Steiner kontert Magnussen: Verbremser hat Q3 gekostet
Teamchef Steiner freilich sieht das ein wenig anders. "Wir hätten es [den Einzug ins Q3] auch mit Kevin schaffen können. Doch er hatte einen Verbremser drin. Der war es, was am Ende den Unterschied gemacht hat. Man hat ja gesehen, wie eng es zwischen P8 und P13 zuging. Das ist schon interessant."
Magnussen selbst erklärt den Verbremser auf Nachfrage so: "Ich hatte schon eine richtig gute erste Q2-Runde und dachte nicht, dass noch mehr drin gewesen wäre. Also musste ich etwas anderes probieren. Ich attackierte, denn sonst wäre es ja Zeitverschwendung gewesen. Auf einer Bodenwelle ist mir dann ein Rad stehengeblieben." Steiner bleibt trotzdem bei seiner Ansicht und Magnussen räumt ein: "Ja, diese Bodenwelle ist für alle da."
Grosjean und Magnussen hoffen auf Trockenrennen
Und mit welchen Erwartungen gehen Grosjean und Magnussen nun in das Rennen am Sonntag? "Ich glaube inzwischen, dieses Australien-Paket ist richtig gut", sagt Grosjean. "Es verleiht mir Zuversicht, denn ich kann von der ersten Runde an attackieren. Aber zuerst müssen wir mal das Wetter abwarten."
Regen ist für das Rennen nicht auszuschließen. Allerdings wurde dieser auch schon für das Qualifying vorhergesagt, blieb dann aber doch aus. Grosjean würde es bevorzugen, wenn es nicht regnet. Damit steht er nicht allein da.
Magnussen nämlich hofft ebenfalls auf ein Trockenrennen. "Ich würde gerne von etwas weiter vorn losfahren, aber es ist okay. Hoffentlich bleibt es trocken. Danach sieht es zwar nicht unbedingt aus, aber falls doch, dann habe ich einen frischen Reifensatz für den ersten Stint. Wenn es regnet, kann sowieso alles passieren."
Auf eine konkrete Platzierung, mit der er zufrieden wäre, will sich Magnussen anhand der unsicheren Wetterlage nicht festlegen. "Ich sage es mal so: Wenn ich nach dem Rennen das Gefühl habe, alles gegeben zu haben, bin ich zufrieden. Wenn ich Siebter werde, aber das Gefühl hatte, das ich hätte Fünfter werden können, dann bin ich nicht zufrieden. Wir müssen es einfach abwarten."
Was, wenn es wieder kracht?
Was man bei Haas unabhängig vom Wetter unbedingt vermeiden will ist eine weitere teaminterne Kollision. Erst vor zwei Wochen in Silverstone waren sich Grosjean und Magnussen wieder in die Quere gekommen - alles andere als zum ersten Mal in dieser Saison.
Spezielle Verhaltensregeln, etwa in Form einer Stallorder, gibt es laut Steiner aber auch am Hockenheim-Sonntag nicht. "Solche Regeln funktionieren ja sowieso nicht", winkt der Teamchef ab, merkt aber auch an: "Ich muss halt am Vormittag wieder mit ihnen sprechen und klarstellen, was wir von ihnen erwarten."
Übrigens: Mit welcher Auto-Spezifikation es bei Haas nach dem Hockenheim-Wochenende weitergeht, weiß man noch nicht. "Wir müssen noch mehr Tests fahren, um mehr Daten zu bekommen. Erst dann können wir entscheiden, welche Richtung wir nach der Sommerpause einschlagen", sagt Steiner.